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2008, Volume 14, N°2 - Centre d'études et de recherches ...

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152<br />

Dagmar MORAVCOVÁ<br />

rechtlichen Fragen, die nach tschechischer Meinung nicht vollständige Bestätigung<br />

<strong>de</strong>r existieren<strong>de</strong>n Staatsgrenzen – im Text als „bestehen<strong>de</strong> Grenze“ bezeichn<strong>et</strong> –,<br />

die Formulierung über die Kontinuität <strong>de</strong>s tschechoslowakischen Staates seit 1918<br />

in <strong>de</strong>r weniger extensiven Form – „in Anerkennung <strong>de</strong>r Tatsache, dass <strong>de</strong>r tschechoslowakische<br />

Staat seit 1918 nie zu bestehen aufgehört hat“ usw.). 17<br />

Die „Quadratur <strong>de</strong>s Kreises“ (Miroslav Kunštát) wur<strong>de</strong> teilweise durch die<br />

Unterzeichnung <strong>de</strong>s Vertrags über die gemeinsamen „Staatsgrenzen“ und die<br />

Deutsch-Tschechische Erklärung von 1997 überwun<strong>de</strong>n. Doch auch hier wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Rubikon nicht überschritten: die Erklärung bestätigte zwar die Bemühungen bei<strong>de</strong>r<br />

Län<strong>de</strong>r, die gegenseitigen Beziehungen nicht durch Vergangenheitsfragen zu belasten<br />

und zu erschweren, jedoch auch die Tatsache, dass sie auf ihre Rechtsstandpunkte<br />

nicht verzichten wür<strong>de</strong>n. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Erklärung konnte man als<br />

Grundlage für die Schaffung einer rechtlichen und institutionellen Basis <strong>de</strong>r Entschädigung<br />

tschechischer Opfer <strong>de</strong>s Nazismus und für die Entwicklung <strong>de</strong>r weiteren<br />

Zusammenarbeit (mit <strong>de</strong>m vielsagen<strong>de</strong>m Titel „Zukunftsfonds“) b<strong>et</strong>rachten. 18<br />

Im Allgemeinen s<strong>et</strong>zte sich jedoch bei <strong>de</strong>r tschechischen Öffentlichkeit die Meinung<br />

durch, dass die Erklärung nicht ihr Ziel erfüllte und „die Probleme <strong>de</strong>r Vergangenheit“<br />

nicht einer abschließen<strong>de</strong>n Lösung zugeführt wor<strong>de</strong>n seien. 19<br />

Havel nutzte die Angelegenheit <strong>de</strong>r festlichen Re<strong>de</strong> in Bonn bei <strong>de</strong>r Annahme<br />

<strong>de</strong>r Erklärung zur Re-Definition <strong>de</strong>s Inhaltes <strong>de</strong>s Begriffs „Heimat“ (in <strong>de</strong>r tschechischen<br />

Übers<strong>et</strong>zung „vlast“ o<strong>de</strong>r „domovina“), <strong>de</strong>n die Vertr<strong>et</strong>er <strong>de</strong>r Sud<strong>et</strong>en<strong>de</strong>utschen<br />

in <strong>de</strong>r Wortverbindung mit <strong>de</strong>m Recht verstehen – <strong>de</strong>m Recht auf<br />

Heimat. Havel erwähnte dabei seinen allgemeineren und tieferen Inhalt, <strong>de</strong>r mit<br />

<strong>de</strong>m Europäertum und <strong>de</strong>n gemeinsamen Werten verbun<strong>de</strong>nen ist:<br />

„Europa sollte viel <strong>de</strong>utlicher zur Heimat unserer gemeinsamen Werte wer<strong>de</strong>n […]<br />

Respekt für die Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Bürgergesellschaft,<br />

Marktwirtschaft, Sinn für soziale Gerechtigkeit, Achtung vor <strong>de</strong>r Natur und<br />

vor unserer Umwelt“. 20<br />

Er versuchte damit einen gemeinsamen europäischen Nenner zu fin<strong>de</strong>n – eine<br />

gemeinsame Wertebasis, auf welcher die Loslösung von <strong>de</strong>n Belastungen <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

ermöglicht wer<strong>de</strong>n sollte. 21<br />

17. M. KUNŠTÁT, op.cit., S.201 ff.<br />

18. V. HANDL, Česká politika v ° u či Německu (Die tschechische Politik gegenüber Deutschland), in:<br />

Zahraniční politika České republiky 1993-2004 (Die Aussenpolitik <strong>de</strong>r Tschechischen Republik<br />

1993-2004), Ústav mezinárodních vztah ° u, Praha, 2004, S.75 ff. Texte <strong>de</strong>r „Deutsch-tschechischen<br />

Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und <strong>de</strong>ren künftigen Entwicklung“ und <strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>n<br />

Anträge <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>stages, sowie <strong>de</strong>r Ansprachen in Bonn und Prag, Deutscher Bun<strong>de</strong>stag,<br />

Bonn, 1997.<br />

19. V. HOUŽVIČKA, Návraty …, op.cit., S.451 (nach <strong>de</strong>n Umfragenergebnissen <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Meinung in <strong>de</strong>r ČR 1997, 1998 und 1999).<br />

20. Ansprachen in Bonn und Prag, cf. M. KUNŠTÁT, op.cit., S.18-19.<br />

21. Zur Analyse <strong>de</strong>s Textes <strong>de</strong>r Erklärung: Ibid., S.208-210. Weiter: V. HANDL, Czech-German Declaration<br />

on Reconciliation, in: German Politics, 6/2 (August 1997), S.150-167.

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