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2008, Volume 14, N°2 - Centre d'études et de recherches ...

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Der Perzeptionswan<strong>de</strong>l „Europas“ während <strong>de</strong>r Transformation <strong>de</strong>r ČSFR/ČR, 1989–2004 151<br />

ste. 13 Typisch war, dass diese Kritik erst nach Abschluss <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />

aufkam, sie ohnedies verspät<strong>et</strong> eins<strong>et</strong>zte und dadurch völlig ihren Sinn verloren<br />

hatte. An <strong>de</strong>n Zwei-plus-Vier-Verhandlungen an sich konnte – und das auch nur<br />

beschränkt – lediglich Polen teilnehmen. Die polnische Delegation wur<strong>de</strong> ausschließlich<br />

aufgrund <strong>de</strong>r offenen Grenzfrage eingela<strong>de</strong>n, während an<strong>de</strong>re Aspekte<br />

und Probleme <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-polnischen Ausgleichs nicht Gegenstand <strong>de</strong>r Verhandlungen<br />

waren. Im Falle <strong>de</strong>r Tschechoslowakei han<strong>de</strong>lte es sich in keinem Fall um<br />

ein „territoriales Problem“ – die Grenzen zweifelte keine <strong>de</strong>utsche Regierung und<br />

auch nicht <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stag an. <strong>14</strong><br />

Die Kritik an <strong>de</strong>r zu entgegenkommen<strong>de</strong>n Haltung Václav Havels, die als ein<br />

„Blanko-Scheck-Angebot“ gegenüber Deutschland bezeichn<strong>et</strong> wur<strong>de</strong>, war als<br />

innenpolitische Reaktion auf die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n gegenseitigen Beziehungen<br />

bei<strong>de</strong>r Staaten zu werten wie auch die Frage <strong>de</strong>r tschechoslowakischen B<strong>et</strong>eiligung<br />

– z.B. an <strong>de</strong>n Vorbereitungsverhandlungen zu <strong>de</strong>n Zwei-plus-Vier-Verträgen „politisch<br />

instrumentalisiert“ wur<strong>de</strong>. 15<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r neue Vertrag über die gegenseitigen Beziehungen 1991 ausgehan<strong>de</strong>lt<br />

wor<strong>de</strong>n war, konnte dieser am 26. Februar 1992 unterzeichn<strong>et</strong> wer<strong>de</strong>n. Innovativ<br />

war vor allem die Breite <strong>de</strong>r gemeinsam <strong>de</strong>finierten Zusammenarbeit im<br />

Kontext <strong>de</strong>r Grundsätze <strong>de</strong>r europäischen Kooperation, zu <strong>de</strong>nen sich bei<strong>de</strong> Regierungen<br />

bekannten. 16<br />

Die entgegenkommen<strong>de</strong> Präambel, in welcher „<strong>de</strong>r feste Wille […] durch<br />

gemeinsame Bemühungen, die Folgen <strong>de</strong>r leidvollen Kapitel <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />

Geschichte in diesem Jahrhun<strong>de</strong>rt zu bewältigen“, ausgedrückt wur<strong>de</strong>, rief auch<br />

durch Inhalte wie: „einge<strong>de</strong>nk <strong>de</strong>r zahlreichen Opfer, <strong>de</strong>r Gewaltherrschaft, die<br />

Krieg und Vertreibung gefor<strong>de</strong>rt haben und <strong>de</strong>s schweren Leids, das vielen<br />

unschuldigen Menschen zugefügt wur<strong>de</strong> […] ihre Beziehungen im Geiste guter<br />

Nachbarschaft und Freundschaft [zu] gestalten“ innenpolitische Diskussionen in<br />

bei<strong>de</strong>n Staaten hervor. Die heiklen Probleme bild<strong>et</strong>en z.B. <strong>de</strong>r Begriff „Vertreibung“<br />

und seine hypoth<strong>et</strong>ischen rechtlichen Konsequenzen, die „Nichtigkeit“ <strong>de</strong>s<br />

Münchener Abkommens von 1938, die Bestätigung <strong>de</strong>r „Offenheit“ <strong>de</strong>r eigentums-<br />

13. Den innenpolitischen Gegner <strong>de</strong>r Regierungsaußenpolitik ging es in dieser ex-post Kritik mehr um<br />

die Verbesserung eigener Positionen durch die B<strong>et</strong>onung <strong>de</strong>s <strong>et</strong>waigen tschechischen nationalen<br />

Interesses in Bezug auf Deutschland.<br />

<strong>14</strong>. V. HANDL, Česká politika v ° u či Německu (Die tschechische Politik gegenüber Deutschland), in:<br />

O. PICK, V. HANDL (eds.), Zahraniční politika České republiky 1993-2004. Úspěchy, problémy<br />

a perspektivy (Die Aussenpolitik <strong>de</strong>r Tschechischen Republik 1993-2004. Erfolge, Probleme, Perspektiven),<br />

Ústav mezinárodních vztah ° u , Praha, 2004, S.72.<br />

15. M.KUNŠTÁT, Německo a Česká republika (Deutschland und die Tschechische Republik), in: V.<br />

HANDL, J. HON, O. PICK (Hrsg.), Vztahy Spolkové republiky Německo ke stát ° u m střední Evropy<br />

od roku 1990 (Die Beziehungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschlands zu <strong>de</strong>n mitteleuropäischen Staaten<br />

seit <strong>de</strong>m J.1990), Verlag, Praha, 1998, S.200.<br />

16. Smlouva mezi Českou a Slovenskou Fe<strong>de</strong>rativní republikou a Spolkovou republikou Německo o<br />

dobrém sousedství a přátelské spolupráci Praha 27.2.1992 (Vertrag über gute Nachbarschaft und<br />

freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen BRD und <strong>de</strong>r ČSFR), in: Europa-Archiv. Zeitschrift<br />

für internationale Politik, 10(1992), S.385-395.

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