2008, Volume 14, N°2 - Centre d'études et de recherches ...
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Dagmar MORAVCOVÁ<br />
Inkrafttr<strong>et</strong>en <strong>de</strong>s EU-Beitrittsvertrags 2004 und <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Problematik <strong>de</strong>r<br />
Akzeptanz <strong>de</strong>s „Europäischen Verfassungsvertrags“.<br />
I. Visionen<br />
I.1 Die Anfänge <strong>de</strong>r Freiheit<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>r freien <strong>de</strong>mokratischen Tschechischen Republik währte nicht<br />
sehr lange – zu <strong>de</strong>n <strong>14</strong> Jahren seit ihrer Entstehung am 1. Januar 1993 muss man<br />
noch die stürmische Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ersten Transformationsmaßnahmen nach <strong>de</strong>m 17.<br />
November 1989 hinzuzählen. Damals brach das sogenannte realsozialistische<br />
Regime <strong>de</strong>r Tschechoslowakei unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r friedlichen Massen<strong>de</strong>monstrationen<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung so überraschend schnell zusammen, wie z.B. das<br />
SED-Regime in <strong>de</strong>r DDR. Erste Versuche zur Realisierung <strong>de</strong>r Pläne, so früh wie<br />
möglich die umbenannte ČSFR <strong>de</strong>m sich vereinigen<strong>de</strong>n Europa anzuschließen,<br />
können als Folgen und Ergebnisse <strong>de</strong>r sogenannten „samtenen Revolution“ verstan<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Der gesamte Vorgang <strong>de</strong>r Transformation im Bereich <strong>de</strong>r Politik, <strong>de</strong>r Wirtschaft,<br />
aber auch <strong>de</strong>r politischen Kultur verlief nicht geradlinig, son<strong>de</strong>rn vollzog sich zickzackförmig.<br />
Am Anfang ereign<strong>et</strong>e er sich im unüberschaubaren Kontext <strong>de</strong>s Bürgerlichen<br />
Forums (OF), das nur vage die gesamte Bevölkerung repräsentierte und<br />
als Ersatz <strong>de</strong>r diskreditierten politischen Parteien fungieren sollte.<br />
Die ersten freien Parlamentswahlen kamen im Juni 1990 in einer Atmosphäre<br />
riesiger Begeisterung unter Ausrufung von Losungen wie „Wir sind nicht sie!“<br />
(d.h. nicht die Kommunisten) und „die Parteien sind für die Parteimitglie<strong>de</strong>r, OF ist<br />
für alle!“ zustan<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Wahlkampagne wur<strong>de</strong>n die Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Programmen<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Parteien auch bei jenen <strong>de</strong>r OF nahestehen<strong>de</strong>n politischen<br />
Gruppierungen nicht b<strong>et</strong>ont, son<strong>de</strong>rn auf die gemeinsame<br />
antikommunistische Haltung Wert gelegt. Die Suche nach <strong>de</strong>n historischen Wurzeln<br />
und tschechischen Traditionen <strong>de</strong>r liberalen Demokratie westlichen Typs<br />
wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re zu Beginn <strong>de</strong>r Transformation nicht nur in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei,<br />
son<strong>de</strong>rn auch in an<strong>de</strong>ren Staaten Mittel- und Osteuropas, Bestandteil von<br />
Bemühungen <strong>de</strong>r politischen Vertr<strong>et</strong>ungen, um durch <strong>de</strong>n Beitritt zur EG/EU 1<br />
gleichsam „nach Europa zurückzukehren“.<br />
1. Cf. z.B. J.RUPNIK, J. ZIELONKA (eds.), The Way to the European Union: The Czech and Slovac<br />
Republics, Manchester University Press, Manchster, 2003; B. LIPPERT (ed.), Towards EU-Membership.<br />
Transformation and Integration in Poland and the Czech Republic, Europa Union und Institut<br />
für Europäische Politik, Bonn, 1998; B. LIPPERT u.a. (Hrsg.), Europa-Bil<strong>de</strong>r in Mittel- und<br />
Osteuropa. Neue Herausfor<strong>de</strong>rungen für die politische Bildung, Europa Union Verlag, Bonn,<br />
1996.