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Revue Technique Luxembourgeoise

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60 TRIBUNE LIBRE | REVUE TECHNIQUE LUXEMBOURGEOISE 2 | 2011<br />

Klaus P. sitzt unterm Fahrradunterstand und wartet auf den Bus. Warten macht ihm nichts aus. „Da passiert nichts. Ich<br />

sitze und warte eben, basta. Was soll da sein? Ich warte in der Regel nur zehn Minuten, da fängt man nichts an, guckt<br />

einfach so.“ Kein Godot nirgends! Dafür ab spätem Nachmittag dann jede Menge Menschen, die vom Regionalzug<br />

zum Busbahnhof wechseln. Warten gehört in vielfältigster Weise zum Alltag und ist das Pendant zur permanenten<br />

Beschleunigung des modernen Lebens. Warten ist gedehnte Zeit, eine Leere, die je nach Temperament lethargisch<br />

oder unruhig macht. Man findet selten lächelnde Gesichter. Psychologen beschreiben Warten als einen Stressfaktor<br />

und Marketingexperten offerieren Konsum fördernde Zeitbe wältigungsstrategien – Duft, Musik, Bilder.<br />

SCHÖN WARTEN_<br />

Anita Wünschmann<br />

Was kann man tun? Leute angucken, die Handtasche sortieren,<br />

lesen, ein Picknick verzehren, Musik hören, simsen,<br />

an Fingernägeln knabbern (weil man sich bezüglich seines<br />

Termins gerade um eine glatte Stunde geirrt hat). Ja,<br />

auch die Zigarette! „Man muss sich auf das Warten einstellen,<br />

es akzeptieren, dann strengt es auch nicht an“,<br />

sagt Stephan, der auf dem Weg zur Arbeit zweimal umsteigt<br />

und weiter vom Firmensitz mit einem Minibus zur<br />

Montage gefahren wird.<br />

Den Wartenden sind Unterstände oder Häuschen zugeeignet.<br />

Diese haben ihre eigene Architektur- bzw. Designgeschichte<br />

und erzählen etwas vom Aufenthalt der Menschen,<br />

von technologischen Innovationen, vom Stilgefühl<br />

der Stadtverantwortlichen. Anbieter gibt es diverse, ein<br />

enger Markt. Bezahlt werden die Unterstände heute zumeist<br />

von Firmen, die landauf landab Reklame platzieren.<br />

Es gibt Preise für zeitgenössischen Warteminimalismus und<br />

den Denkmalschutz für historische Schmuckstücke. Für den<br />

Großkonzern Wall AG entwarf etwa der Architekt Hadi Teherani<br />

die Designlinie „Landmark“ mit Wartehalle, City-Toilette,<br />

Kiosk, Plakatsäulen und Bluespot-Terminals. Sein Warteensemble<br />

wurde gleich dreimal prämiert: mit dem Red<br />

Dot Award 2007, dem Good Design Award 2006 des Chicagoer<br />

Athenaeums, sowie dem Hamburger Designpreis.<br />

© boshua<br />

Obwohl das Wartehallendesign in kleineren Firmen oft<br />

selbst erledigt wird, zwingt der Wettbewerb zu mehr Komfort<br />

und großen Namen. So geht es längst nicht mehr nur<br />

um Glas und Stahl und Fahrplan, sondern um innovative<br />

Wohlfühlgehäuse für den öffentlichen Nahverkehr. Der vorgewärmte<br />

Sitz, von dem man gelegentlich träumt – bitte<br />

schön! Energiesparkonzepte und gute Ausleuchtung, statt<br />

eingeschlagener Birnen - natürlich. Behindertengerecht<br />

– unbedingt. Dazu multimedial mit Wlan - Kommunikation<br />

wie in der jüngst in Potsdam/ Berlin aufgestellten „intelligente<br />

Wartehalle“ der Wall-AG. Noble Materialien – Aluminium,<br />

Teak. Ebenso wie die Firma Zimmermann z.B. mit der<br />

Wartehalle „Meilenstein“ sich nicht lumpen lässt, wenn es<br />

um Warteästhetik geht, die Firma Kienzler u.a. mit „Quadriga“<br />

- einen stadtbegehrten, schlichten Wartehausbaukasten<br />

liefert und der Konzern Ströer Designer wie Jasper

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