Revue Technique Luxembourgeoise
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20 ARTICLES | REVUE TECHNIQUE LUXEMBOURGEOISE 2 | 2011<br />
500 Meter langen, als Verwerfungszone ausgewiesenen<br />
Passage auf der Nordseite des Tunnels, war das Gebirge von<br />
geringer Festigkeit und eher brüchig. Hier war es erforderlich<br />
Vorsicht walten zu lassen. Die einmal festgelegte Vorgangsweise<br />
musste nicht nur ständig in Frage gestellt werden, sondern<br />
musste vor allem peinlich genau umgesetzt werden. Dies zu<br />
kontrollieren bei einer Baustelle die 24 auf 24 Stunden läuft,<br />
während 6 Tagen die Woche, ist nicht immer einfach.<br />
Im mittleren Bereich des Tunnels, auf etwa 65% der Gesamtlänge,<br />
war das Gestein so hart, dass es komplett unwirtschaftlich<br />
war, die vom Unternehmer bevorzugte Variante<br />
des mechanischen Vortriebes (Lockerung des Gesteins mit<br />
einem Hydraulikbagger), beizubehalten. Wie bereits im Leistungsverzeichnis<br />
festgelegt, musste ein Grossteil des Tunnels<br />
im Sprengvortrieb erstellt werden. Der Unternehmer hatte<br />
aber seine Baustelleneinrichtung ganz auf mechanischen<br />
Vortrieb ausgelegt. In der Übergangszeit, wo die Baustelleneinrichtung<br />
angepasst werden musste, arbeitete der Hydraulikbagger<br />
zeitweise 12 bis 14 Stunden an einem Abschlag.<br />
Ein kosteneffektiver Baufortschritt ist aber nur mit einer maximalen<br />
Abschlagszeit von 6 Stunden gewährleistet.<br />
Aus Erfahrungen lernen<br />
Die beim Projekt Gousselerberg gewonnenen Erfahrungen<br />
haben die Ausschreibungsunterlagen der darauffolgenden<br />
Tunnel wesentlich beeinflusst.<br />
Hierbei möchte ich vier Aspekte besonders hervorheben<br />
_Die Arbeiten an der Ortsbrust mussten beim Tunnel Gousselerberg<br />
des öfteren eingestellt werden, da die Ausstattung<br />
mit Baumaschinen so knapp ausgelegt war dass Pannen<br />
am technischen Gerät zum Stillstand führen konnten.<br />
Die Folge war ein Rückstand gegenüber dem Bauzeitplan,<br />
erhebliche finanzielle Verluste des Unternehmers sowie im<br />
ungünstigsten Falle auch eine qualitative Schädigung des<br />
Gebirges, immer dann wenn eine Maschine zum ungünstigsten<br />
Moment ausfiel und so die Sicherungsarbeiten nicht<br />
zeitnah ausgeführt werden konnten. Solche Schädigungen<br />
bleiben oft unbemerkt oder sehen eher unbedeutend aus,<br />
können aber mittelfristige und in Kombination mit kleinen<br />
Nachlässigkeiten bei der Bauabwicklung größere Probleme<br />
hervorrufen. Die hieraus gezogene Lehre war, dass im Lastenheft<br />
der Folgeprojekte strenge Mindestanforderungen<br />
betreffend den vorzuhaltenden Maschinenpark erhoben<br />
wurden. Es war nicht länger nur mehr die Sache des Unternehmers<br />
wie viele Maschinen er, für die Durchführung<br />
der Arbeiten, als notwendig erachtete. Diese Projektänderung<br />
hat sich als sehr sinnvoll herausgestellt, besonders<br />
bei einem anspruchsvollen Projekt wie dem Tunnel Grouft<br />
(teilweise größerer Tunnelquerschnitt sowie ungünstigere<br />
Geologie). Stillstand beim Vortrieb mit eventueller Schädigung<br />
des Gebirges konnte so verhindert, der Bauzeitplan<br />
eingehalten werden.<br />
_Beim Tunnel Gousselerberg gab es schier endlose Diskussionen<br />
mit dem Unternehmer über die Regeln der Baukunst,<br />
insbesondere betreffend die Sicherungsarbeiten beim Vortrieb<br />
und hier besonders was den Einbau von Stahlbögen<br />
anbelangt. Der Unternehmer selbst, aber auch die Arbeiter<br />
an der Ortsbrust (Prämien), wollten verständlicherweise aus