Revue Technique Luxembourgeoise
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10 LA VIE DES ASSOCIATIONS | REVUE TECHNIQUE LUXEMBOURGEOISE 2 | 2011<br />
Der Pavillon der Fachhochschule Koblenz auf der BUGA 2011 befindet sich im Ausstellungsbereich „Vielfalt des<br />
Lebens - Lernen von der Natur“. Der Ausstellungsbereich besteht aus mehreren Gärten; das Thema dieses Gartens<br />
lautet „Vielfalt als Vorbild - Bionik“.<br />
A L I A I<br />
EINE BIONISCHE STRUKTUR, VISITE ALIAI, BUGA 2011 IN KOBLENZ<br />
ECHOLOT_<br />
Prof. Dr.-Ing. Manfred Feyerabend, Prof. Dr.-Ing. Markus Holzbach<br />
Mit den Baumaßnahmen zur BUGA 2011 in Koblenz<br />
musste notgedrungen in den Lebensraum der heimischen<br />
Fledermäuse eingegriffen werden. In der Stadt wurde dies<br />
zum öffentlich und heiß diskutierten Thema, und es war<br />
übereinstimmend oberstes Ziel, diesen Eingriff möglichst<br />
behutsam zu gestalten.<br />
Dieses Thema wurde zur Entwurfsgrundlage für den Pavillon<br />
der FH Koblenz. Der Pavillon soll dabei die Anwendung<br />
der Prinzipien der Bionik in der Architektur darstellen und<br />
verdeutlichen.<br />
Die Echo-Ortungsrufe der Fledermäuse sind für den Menschen<br />
unhörbar; mit relativ einfachen technischen Mitteln<br />
können sie hörbar gemacht werden.<br />
Diese hörbar gemachten Ortungsrufe des „Abendseglers“<br />
(einer heimischen Fledermausart) wurden mit Hilfe einer<br />
Musik-Bearbeitungssoftware als Oszillogramm dargestellt;<br />
daraus ergab sich die grafische Darstellung der Schalldruckpegel<br />
der Ortungsrufe in Abhängigkeit von der Zeit.<br />
Aus diesem Oszillogramm wurde der Grundriss der Struktur<br />
abgeleitet.<br />
Mit digitalen Methoden wurde aus diesem Grundriss am<br />
Rechner eine doppellagige Hänge-Stützform berechnet.<br />
Diese Formen sind optimal für die Lastabtragung geeignet<br />
und kommen deshalb in der Natur sehr häufig vor. Dieses<br />
bionische Prinzip wird hier auf den Entwurf der Konstruktion<br />
angewandt.<br />
Diese digital ermittelte Form wurden mit Hilfe eines 3-D-<br />
Plotters im verkleinerten Maßstab als Modell gedruckt („Rapid<br />
Prototyping“). Antonio Gaudí und Frei Otto fertigten<br />
seinerzeit dafür noch Hängemodelle aus Ketten. Hier wurde<br />
das Hängemodell nur noch im Nachhinein aus Gründen der<br />
Veranschaulichung des Entwurfsprozesses gebaut. Um die<br />
Vergleichbarkeit zum Gipsmodell herzustellen, ist das Bild<br />
des Hängemodells hier um 180° gedreht.<br />
Es lag nahe, den Pavillon aus dem natürlichen und nachwachsenden<br />
Rohstoff Holz zu konstruieren. Der Werkstoff<br />
Holz bringt hier seine Vorzüge überzeugend ins Spiel:<br />
Holz ist recycelbar und weist eine positive Öko-Bilanz auf.<br />
Außerdem sollte die Konstruktion von Studierenden selbst<br />
montierbar und demontierbar sein. Die einfache Bearbeitungsmöglichkeit<br />
und das geringe Gewicht von Holz bilden<br />
dafür die optimale Grundlage.<br />
Um die Konstruktion in Holz auszuführen, muss die nach bionischen<br />
Prinzipien gefundene Fläche in ein aus Stäben zu<br />
konstruierendes Gebilde zerlegt werden. Dazu wurde die Hängeform<br />
in parallele Schnitte in drei Ebenen zerlegt; diese drei<br />
Ebenen stehen jeweils im Winkel von 60° zueinander.<br />
Damit wird ein weiteres bionisches Prinzip angewandt. Es<br />
entstehen räumlich stabile Dreiecks- und Sechseckraster,<br />
die in der Natur ebenfalls häufig anzutreffen sind (Bienenwaben,<br />
Kieselalgen, Blütenformen etc.).<br />
Die Verdichtungen des Maschenrasters bzw. die Abstände<br />
der Schnittebenen richten sich, ebenfalls den Prinzipien der<br />
Natur folgend, nach der Größe der statischen Beanspruchung<br />
in dem jeweiligen Bereich.<br />
In jeder der Schnittebenen wurde mit Hilfe eines räumlichen<br />
Stabwerksprogramms ein Stabnetz generiert, welches aus<br />
Obergurt, Untergurt und diagonalen Füllstäben besteht. Auf<br />
den folgenden Bildern sind exemplarisch die Füllstäbe sowie<br />
die Stäbe einer äußeren Gurtebene dargestellt.<br />
Dieser Datensatz wurde gleichzeitig für das Aufstellen<br />
der prüfbaren statischen Berechnung der Konstruktion<br />
verwendet.