Das Bild des Post-Polio-Syndroms
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<strong>Das</strong> <strong>Bild</strong> <strong>des</strong> <strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong>-<strong>Syndroms</strong><br />
(Teil 2)<br />
Schweizerische Interessengemeinschaft<br />
für das <strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong>-Syndrom (SIPS)<br />
Zentralsekretariat ASPr-SVG<br />
Rue de Locarno 3, Pf 9, 1701 Freiburg<br />
T 026 322 94 33 – F 026 323 27 00<br />
info@polio.ch – www.polio.ch<br />
<strong>Das</strong> <strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong>-Syndrom äussert<br />
sich auf vielfältige Weise. In<br />
einem ersten Teil beleuchteten<br />
wir seine Symptome, nun noch<br />
die Atemfunktionsstörungen<br />
und die Behandlungsmethoden.<br />
Atemfunktionsstörungen<br />
• Die Ursachen der kinderlähmungsbedingten<br />
Atemfunktionsstörungen<br />
sind/waren Nervenschädigungen<br />
im Rückenmarksbereich<br />
und in der Hirnbasis mit Lähmung<br />
<strong>des</strong> Zwerchfells, der Atemhilfsmuskulatur,<br />
und/oder mit zentraler<br />
Atemregulationsstörung oder mit<br />
Lähmungen in den oberen Atemwegen.<br />
• In der späteren Behinderungsphase<br />
führten Brustkorbmissbildung und<br />
gedrehte und nach vorne beugende<br />
Wirbelsäulenverkrümmung zu weiteren<br />
Problemen. Diese führten zu<br />
(erneuter) Atemfunktionsstörung<br />
und -entgleisung durch Einengung<br />
<strong>des</strong> Brustraumes und der Lungen,<br />
u.a. wegen fehlerhafter Kopplung<br />
zwischen Atemmuskeln und<br />
Brustkorb und Überdehnung oder<br />
Verkürzung der Zwischenrippenmuskeln.<br />
• (Mit-)Grund der Fehl- und Unterbeatmung<br />
können auch seelisch bedingte,<br />
muskuläre Verspannungen<br />
und ein gestörter Atemrhythmus<br />
sein («Eingeengt-Sein», «Keine Luft<br />
mehr bekommen», «Asthma»), wie<br />
sie auch in der körperzentrierten<br />
Psychotherapie und in der gestalttherapeutischen<br />
Atemtherapie gesehen<br />
werden.<br />
• In einer Gruppe von <strong>Polio</strong>-Betroffenen<br />
handelt es sich um jene,<br />
welche in der Akutphase vorübergehend<br />
beatmet werden mussten,<br />
nach der Erholungsphase aber<br />
erneut eine ausreichende Spontanatmung<br />
erreichten. Im Laufe der<br />
Jahre tritt aber wieder eine Unterbeatmung<br />
mit Sauerstoffuntersättigung/Kohlensäuregasübersättigung<br />
auf. Dies bedingt durch<br />
Überanstrengung mit erneuter<br />
Schädigung von Muskelnerven<br />
und Fehlfunktion von Nervenendplatten<br />
mit folgender (Atem-) Muskelschwäche,<br />
Muskelfaserschädigung<br />
(fiber splitting), Schwund,<br />
Schwäche und rascherer Ermüdbarkeit<br />
der Atemmuskulatur<br />
(Zwerchfell und Atemhilfsmuskulatur,<br />
Bauchdecke).<br />
Dies tritt vor allem bei Zunahme<br />
<strong>des</strong> Atemwiderstan<strong>des</strong> auf, bei Erschlaffung<br />
der oberen Atemwege,<br />
im Sinne eines im Schlaf auftretenden<br />
Atemstillstan<strong>des</strong> wegen<br />
Verlegung der Atemwege.<br />
• Die Zwerchfellermüdung bei Kinderlähmungsspätfolgen<br />
ist vier<br />
Mal schneller als bei (Atemmuskel-)<br />
Gesunden und abhängig<br />
von einem erhöhten Energiebedarf<br />
(statt 8% bei Gesunden, 45%<br />
bei Kindergelähmten) und einem<br />
(verminderten) Muskelfaserdurchmesser.<br />
• Eine fehlende Atemnot könnte dadurch<br />
zu erklären sein, dass empfindungssignalleitende<br />
Fasern <strong>des</strong><br />
Zwerchfells die atemnotberuhigende<br />
Bereitstellung körpereigener<br />
Opioide (Betäubungsmittel)<br />
veranlassen.<br />
• In einer anderen Gruppe hatten<br />
<strong>Polio</strong>-Betroffene in der Akutphase<br />
eine Hirnentzündung mit oder<br />
ohne zentrale Atemregulationsstörung.<br />
Bei diesen zeigt sich die<br />
Atemfunktionsstörung auch in<br />
Form eines hirnfehlsteuerungsbedingten<br />
Atemstillstan<strong>des</strong>. Die<br />
Funktion der Atemmuskulatur<br />
würde dabei für eine normale Beatmung<br />
ausreichen.<br />
• Diese Störung ist insofern schwierig<br />
zu erkennen, da bei diesen Patienten<br />
das Leitsymptom der ungenügenden<br />
Atmung, die subjektive<br />
Atemnot (Dyspnoe) fehlen kann,<br />
dies auch bedingt durch die bei<br />
Unterbeatmung zusätzlich abnehmende<br />
Empfindlichkeit auf einen<br />
CO2-(Kohlensäuregas-)Anstieg.<br />
• Die bestehende nicht rhythmische<br />
Atmung fällt nur auf, wenn sie beachtet<br />
wird und wenn üblicherweise<br />
rhythmisch gesprochene<br />
Sätze verkürzt sind.<br />
• Die gezielte Analyse mit Atemlabor<br />
deckt die objektive Schwere<br />
der subjektiv nur unklar als ungenügend<br />
empfundenen Atmung<br />
auf.<br />
• Selbst einzelne dieser Zeichen einer<br />
ungenügenden Atmung sollten den<br />
Betroffenen wie auch seine Umgebung,<br />
insbesondere die Ärzte und<br />
Therapeuten, auf die Möglichkeit<br />
einer Unterbeatmung aufmerksam<br />
machen.<br />
• Ein besonderes Risiko für die Kinderlähmungs-Atembehinderten<br />
ist die Vollnarkose resp. die Aufwachphase<br />
nach einer Narkose. Die<br />
Wirkung der während der Operation<br />
verwendeten Muskelentspannungsmittel<br />
kann verlängert sein.<br />
Zudem besteht eine ungenügende<br />
zentrale Atemregulation. Es handelt<br />
sich um ein ähnliches Phänomen<br />
der Atemfehlsteuerung wie während<br />
<strong>des</strong> Schlafes. Die übliche Aufwachkontrolle<br />
und die Beatmung<br />
müssen <strong>des</strong>halb evtl. um Stunden<br />
bis Tage verlängert werden.<br />
I<br />
2/2014 Faire Face
• Durch die kontrollierte/unterstützte<br />
Atemhilfe – mit einem CPaP (Continuous<br />
Positive Air Pressure, mit<br />
stetigem (Be-)Atmungsluftdruck),<br />
eher BiPaP (Bilevel Positive Air<br />
Pressure, mit wechselndem (Be-)<br />
Atmungsluftdruck), ggf. durch<br />
volumen- oder druckkontrollierte<br />
Beatmungsgeräte, zudem mit<br />
messbarer Verbesserung <strong>des</strong> Sauerstoff-Stoffwechsels,<br />
können sich<br />
Zwerchfell und Hirnfunktion wieder<br />
erholen, brauchen dafür aber<br />
gelegentlich längere Zeit.<br />
Behandlung beim <strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong><br />
Syndrom<br />
• Die «Behandlung» der bisher<br />
beschriebenen Krankheitszeichen<br />
und der Betroffenen <strong>des</strong> <strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong>-<br />
<strong>Syndroms</strong> – ähnlich wie bei «Burnout»<br />
– ist vorerst deren ganzheitliche<br />
(Seele, Körper, Geist) Kenntnisnahme,<br />
d.h. mit der Erfassung<br />
der persönlichen (berichteten)<br />
Krankheitsgeschichte, der medizinischen<br />
Gesichtspunkte und – im<br />
Hinblick auf den Zustand von Muskeln,<br />
Skelett, Muskelnerven, Herzund<br />
Atemfunktion – nicht zuletzt<br />
bezüglich persönlicher körperlicher,<br />
seelischer und gesellschaftlicher<br />
Situation. Daraufhin soll einer<br />
weiteren Verschlechterung vorgebeugt<br />
werden.<br />
• Statt perfekt zu sein, seien die Betroffenen<br />
sich selbst, offen, spontan,<br />
humorvoll, natürlich und authentisch;<br />
statt schnell zu sein,<br />
sollen sie sich Zeit nehmen, ruhig,<br />
besonnen, ausgeglichen und gegenwärtig<br />
leben; statt sich immer<br />
übermässig anzustrengen, sollen<br />
sie es gelassen nehmen, sich entspannen,<br />
optimistisch sein, positiv<br />
denken und versuchen loszulassen;<br />
statt es allen recht zu machen, sollen<br />
sie sich selbst bejahen, selbständig<br />
handeln, eigene Bedürfnisse<br />
erkennen, den eigenen Weg<br />
gehen, Rücksicht auf sich selbst<br />
nehmen, bestimmt und in Selbstverantwortung;<br />
statt stark sein zu<br />
wollen/sollen, sollen sie Respekt<br />
vor sich selbst haben, sich selbst<br />
«wahr»nehmen, sich Gefühle erlauben,<br />
auch Schwächen.<br />
• Die Kinderlähmungsbehinderten<br />
(und ihre menschliche Umgebung!)<br />
müssen sich klar werden, dass die<br />
Arbeit und auch die Freizeitgestaltung<br />
kontrolliert, möglicherweise<br />
vermindert, geändert oder mittels<br />
Hilfen (Mitmenschen, Geräte) erleichtert<br />
werden müssen. Dies ist<br />
nicht als Zeichen der Schwäche<br />
oder <strong>des</strong> Luxus, sondern als unerlässliche<br />
Voraussetzung zur Erhaltung<br />
der Arbeitsfähigkeit und der<br />
Lebensqualität zu verstehen.<br />
Physiotherapie<br />
• Grundsätzlich müssen sich (<strong>Post</strong>-)<br />
<strong>Polio</strong>myelitiker und Therapeut über<br />
Behandlung, Behandlungsziel und<br />
den möglichen Weg dazu im Zwiegespräch<br />
klar sein. Dafür braucht<br />
es körperliches und seelisches<br />
Feingefühl auf beiden Seiten.<br />
• Es muss beiden bewusst sein,<br />
dass der (zu erkämpfen gedachte,<br />
erwünschte) Zustand vor den<br />
ersten Anzeichen <strong>des</strong> <strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong>-<br />
<strong>Syndroms</strong> wahrscheinlich nicht<br />
erreicht werden wird.<br />
• Beachte: Eigene Ziele für jeden<br />
Patienten selbst! Eingehen auf<br />
Fragen während der Erhebung/der<br />
Therapie/dem Verlauf – ggf. Angebot<br />
von anderen Möglichkeiten.<br />
Eine erfolgreiche Therapie ist nur<br />
zu erwarten bei guter Zusammenarbeit,<br />
gegenseitigem Vertrauen<br />
von Therapeuten und Patienten<br />
und Vertrauen in die Behandlung.<br />
• Die passive (v.a. Tetrapolios) aber<br />
auch muskelaktive Bewegungstherapie<br />
sollte individuell sein, entsprechend<br />
Muskel(faser)-zustand,<br />
ggf. mit quantifizierendem (Ausdauer,<br />
subjektiv/objektiv, EMG-)<br />
Bio-Feedback, wenn möglich mit<br />
gleichbleibender Kraftaufwendung/<br />
Bewegungsgeschwindigkeit (isokinetisch),<br />
langsam, sorgfältig,<br />
schmerzfrei, nicht ermüdend, kontinuierlich,<br />
dauerhaft und regelmässig<br />
(min<strong>des</strong>tens wöchentlich; bei<br />
fehlender Möglichkeit, die Behandlung<br />
wirken zu lassen, besser nur<br />
alle 2–3 Tage > eine Überanstrengung<br />
wird meist erst 24–48 Std.<br />
später bemerkt!) sein, mit Intervallübungen,<br />
auch im Sinne einer<br />
Leistungswiederanpassung (Rekonditionierung)<br />
und gefolgt von<br />
konsolidierenden Ruhephasen.<br />
• Schmerzen nach physiotherapeutischer<br />
Behandlung können – wie<br />
auch Schmerzen bei/nach einer<br />
anderen (u. U. alltäglichen) (Über-)<br />
Anstrengung – Zeichen einer (therapeutischen)<br />
Überforderung sein.<br />
• Die Schmerzbehandlung (allgemein,<br />
auch bei PPS-Betroffenen)<br />
ist eine Behandlung durch verschiedene<br />
Fachkräfte und in verschiedenen<br />
Formen. Neben den<br />
körperlichen Behandlungen sind<br />
auch seelisch- und verhaltenstherapeutische<br />
Vorgehen zu suchen<br />
resp. zu verordnen.<br />
Medikamente<br />
• Vitamin-B-Präparate (auch im<br />
Hinblick auf die bei Kinderlähmungs(spät)folgen<br />
(vielerorts)<br />
empfundenen Nervenschmerzen)<br />
und Vitamin C (nicht bei/<br />
nach akuter muskulärer Verletzung<br />
wie z. B. nach exzentrischer<br />
Überbelastung!) sind bei Stress,<br />
Minderbelastbarkeit, Nervosität,<br />
Müdigkeit, Konzentrationsschwäche,<br />
Verspannungen (körperlich<br />
und seelisch) und bei (Nerven-)<br />
Schmerzen empfohlen.<br />
• Die Einnahme von Vitamin D empfiehlt<br />
sich im Hinblick auf eine<br />
Verbesserung der (nerven-)muskulären<br />
Leistung durch Vermehrung<br />
und Vergrösserung von Muskel-<br />
II-Fasern und zum Vorbeugen von<br />
Stürzen.<br />
• Mit den gemachten Überlegungen<br />
zu einem äusserlich sichtbar<br />
möglichen, v.a. muskulären Carnitinmangel<br />
beim Betroffenen mit<br />
<strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong>-Syndrom und zur Verbesserung<br />
der gestörten (Muskel-<br />
I-Faser-)Stoffwechselsituation,<br />
<strong>des</strong> Energiehaushaltes und zur<br />
Schmerzbehandlung bei exzentrischer<br />
Muskelbelastung, ist die Einnahme<br />
von L-Carnitin angebracht.<br />
• Im Hinblick auf eine veränderte<br />
Krankheitsabwehr und Entzündung<br />
im Zentralnervensystem<br />
zeigen erste Untersuchungen eine<br />
Verbesserung von Kraft und Lebensqualität<br />
durch die Gabe (in<br />
eine Vene) von Immunglobulinen<br />
(IvIgG) mit folgender Abnahme von<br />
Entzündungszeichen. Schlüssige<br />
positive Langzeitresultate fehlen.<br />
Die Behandlung wird fachärztlich<br />
nicht empfohlen. Zudem müssen<br />
auch Nebenwirkungen beachtet<br />
werden.<br />
• Lamotrigin (Antiepileptikum) verbessert<br />
die Lebensqualität von<br />
<strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong>-Syndrom-Betroffenen,<br />
doch hat es auch viele Nebenwirkungen<br />
(u.a. Schläfrigkeit, Krankheitsabwehr-Veränderungen).<br />
Dr. Thomas C. Lehmann<br />
2/2014 Faire Face II
Portrait du syndrome post-polio<br />
(2 e partie)<br />
Communauté suisse d'Intérêts<br />
du Syndrome <strong>Post</strong>-<strong>Polio</strong> (CISP)<br />
Secrétariat central ASPr-SVG<br />
Rue de Locarno 3, Cp 9, 1701 Fribourg<br />
T 026 322 94 33 – F 026 323 27 00<br />
info@polio.ch – www.polio.ch<br />
Le syndrome post-polio a de multiples<br />
facettes. Dans la première<br />
partie de cet article, nous avons<br />
parlé <strong>des</strong> symptômes, voyons<br />
maintenant les troubles respiratoires<br />
et les options de traitement.<br />
Troubles respiratoires<br />
• Les troubles respiratoires associés<br />
à la polio sont causés par <strong>des</strong> lésions<br />
<strong>des</strong> nerfs de la moelle épinière<br />
et du tronc cérébral, entraînant une<br />
paralysie du diaphragme et de la<br />
musculature respiratoire auxiliaire,<br />
avec ou sans troubles de la régulation<br />
centrale de la respiration ou<br />
avec <strong>des</strong> paralysies <strong>des</strong> muscles<br />
<strong>des</strong> voies aériennes supérieures.<br />
• En phase tardive, les déformations<br />
de la cage thoracique et de<br />
la colonne vertébrale (torsion et<br />
convexité) posent d’autres problèmes<br />
et entraînent <strong>des</strong> troubles<br />
fonctionnels de la respiration et<br />
<strong>des</strong> décompensations dues à la réduction<br />
<strong>des</strong> volumes pulmonaires<br />
et de la cage thoracique. Ils sont<br />
la conséquence d’un manque de<br />
coordination entre la musculature<br />
et la cage thoracique ou d’une distension<br />
ou un raccourcissement<br />
<strong>des</strong> muscles intercostaux.<br />
• La ventilation insuffisante ou inadéquate<br />
peut aussi être causée<br />
par <strong>des</strong> tensions musculaires ou<br />
<strong>des</strong> arythmies respiratoires d’origine<br />
psychique («sensation d’oppression,<br />
manque d’air, asthme»),<br />
symptômes fréquents en psychothérapie<br />
corporelle et en gestaltthérapie<br />
respiratoire.<br />
• Un groupe de patients poliomyélitiques<br />
est constitué par <strong>des</strong> personnes<br />
qui ont été maintenues<br />
sous ventilation assistée durant la<br />
phase aiguë de la maladie et qui ont<br />
récupéré ensuite une respiration<br />
spontanée normale. Toutefois, avec<br />
le temps, la ventilation diminue à<br />
nouveau avec hypoxie et accumulation<br />
de dioxyde de carbone. Cette<br />
détérioration est due à la sollicitation<br />
excessive <strong>des</strong> nerfs moteurs,<br />
source de lésions <strong>des</strong> nerfs et de la<br />
plaque motrice qui engendrent un<br />
affaiblissement de la musculature<br />
et la lésion <strong>des</strong> fibres musculaires<br />
(fiber splitting). Il en résulte une<br />
fonte musculaire et une diminution<br />
de la résistance de la musculature<br />
respiratoire (diaphragme, musculature<br />
auxiliaire et paroi abdominale).<br />
Ce cas de figure se produit surtout<br />
si la résistance respiratoire augmente<br />
suite à un relâchement <strong>des</strong><br />
voies aériennes supérieures, principalement<br />
sous forme d‘apnée du<br />
sommeil.<br />
• Dans le cadre du SPP, la fatigabilité<br />
du diaphragme est quatre fois plus<br />
importante que chez les personnes<br />
saines en raison de la plus grande<br />
dépense d’énergie du diaphragme<br />
(45% du bilan énergétique contre<br />
8% chez les personnes saines) et de<br />
l’amincissement <strong>des</strong> fibres musculaires.<br />
• S’il n’y a pas d’essoufflement, ceci<br />
pourrait être dû au fait que la transmission<br />
de signaux sensoriels du<br />
diaphragme au cerveau stimule la<br />
production d’opioï<strong>des</strong> endogènes,<br />
calmant ainsi la dyspnée.<br />
• Un autre groupe de patients poliomyélitiques<br />
concerne <strong>des</strong> personnes<br />
ayant souffert d’encéphalite<br />
en phase aiguë de la maladie,<br />
avec ou sans troubles de la régulation<br />
respiratoire centrale. En phase<br />
tardive, les troubles respiratoires<br />
peuvent se manifester sous forme<br />
d’un dysfonctionnement de la régulation<br />
cérébrale.<br />
• Ce type d’affection est difficile à<br />
diagnostiquer du fait que le symptôme<br />
subjectif principal – la dyspnée<br />
– est souvent absent. De plus,<br />
la sensibilité à l’augmentation de<br />
CO2 sanguin diminue en raison de<br />
l’hypoventilation chronique.<br />
• L’arythmie respiratoire n’est remarquée<br />
que si l’on y prête attention et<br />
si le patient est incapable de prononcer<br />
<strong>des</strong> phrases dans un rythme<br />
normal.<br />
• L’analyse en laboratoire de physiologie<br />
respiratoire permet de quantifier<br />
objectivement l’hypoventilation,<br />
même en présence de symptômes<br />
subjectifs peu révélateurs.<br />
• Bien qu’ils ne présentent que <strong>des</strong><br />
symptômes isolés d‘hypoventilation,<br />
les patients et leur entourage,<br />
en particulier les médecins et les<br />
thérapeutes, doivent considérer la<br />
possibilité de troubles respiratoires.<br />
• La narcose complète et la phase<br />
d’éveil posent un risque très important<br />
pour les personnes poliomyélitiques<br />
souffrant de troubles<br />
respiratoires. En effet, il peut se<br />
produire une prolongation de l’action<br />
<strong>des</strong> myorelaxants utilisés pendant<br />
l’opération. Une insuffisance<br />
respiratoire centrale est également<br />
présente. Ce phénomène est apparenté<br />
à l’apnée centrale du sommeil.<br />
Le contrôle durant la phase d’éveil<br />
et la respiration assistée doivent<br />
éventuellement se poursuivre durant<br />
plusieurs heures, voire même<br />
plusieurs jours.<br />
• Par la ventilation assistée (CpaP –<br />
Continuous Positive Airway Pres-<br />
III<br />
2/2014 Faire Face
sure, ventilation en pression positive<br />
continue – ou (mieux) BiPaP<br />
– Bilevel Positive Airway Pressure,<br />
à double niveau de pression), ou au<br />
moyen de respirateurs en volume<br />
ou pression contrôlés, il est possible<br />
d’améliorer visiblement le niveau<br />
d’oxygénation et de récupérer une<br />
fonction normale du diaphragme et<br />
du cerveau, ce qui toutefois peut<br />
prendre pas mal de temps.<br />
Traitement du syndrome<br />
post-polio<br />
• Le traitement <strong>des</strong> symptômes<br />
décrits ci-<strong>des</strong>sus et <strong>des</strong> patients<br />
post-polio en général se fonde –<br />
en analogie avec le burnout – sur<br />
une approche globale (de l’âme,<br />
du corps, de l’esprit), c’est-à-dire<br />
sur l’histoire du patient telle qu’il<br />
la raconte lui-même, sur l’examen<br />
médical, essentiellement axé sur<br />
l’aspect <strong>des</strong> muscles, du squelette,<br />
sur les nerfs moteurs et aussi sur<br />
la fonction cardiaque et respiratoire,<br />
tout en tenant compte de la<br />
situation personnelle, physique,<br />
mentale et sociale. Enfin, il s‘agit<br />
de prévenir toute détérioration de<br />
l’état actuel.<br />
• Les personnes concernées ne<br />
devraient pas rechercher la perfection,<br />
mais plutôt être fidèles à<br />
elles-mêmes, ouvertes, naturelles,<br />
authentiques et pleines d’humour;<br />
elles devraient prendre leur temps<br />
plutôt que se dépêcher, adopter<br />
une attitude tranquille et réfléchie<br />
et vivre l’instant présent; plutôt<br />
que de faire <strong>des</strong> efforts démesurés,<br />
prendre les choses comme elles<br />
viennent, se montrer détendu, optimiste<br />
et essayer de lâcher prise;<br />
plutôt que de vouloir contenter<br />
tout le monde, savoir penser à soi,<br />
reconnaître ses besoins de manière<br />
confiante et responsable ; au lieu de<br />
vouloir être le plus fort, se respecter,<br />
se connaître soi-même, se permettre<br />
d’éprouver <strong>des</strong> sentiments<br />
et montrer ses faiblesses.<br />
• Les personnes handicapées suite<br />
à la poliomyélite (et leur entourage!!!)<br />
doivent être conscientes<br />
que le travail et les loisirs doivent<br />
être contrôlés, réduits ou abordés<br />
de manière différente par le biais<br />
d’ai<strong>des</strong> personnelles ou de moyens<br />
auxiliaires facilitant ainsi leur vie<br />
quotodienne. Cela ne doit pas être<br />
pris comme un signe de faiblesse<br />
ou un luxe, mais comme une<br />
condition impérative au maintien<br />
de la capacité de travail et de la<br />
qualité de vie.<br />
Physiothérapie<br />
• Il est fondamental que patient et<br />
thérapeutes se mettent d’accord<br />
sur les traitements et leurs objectifs<br />
ainsi que sur les moyens d’y parvenir.<br />
Pour ce faire, il faut que les<br />
deux parties montrent délicatesse<br />
et indulgence au niveau psychique<br />
et physique.<br />
• Il faut être conscient qu’il sera sans<br />
doute impossible de revenir à l’état<br />
que le patient présentait avant<br />
l’apparition du syndrome postpolio<br />
(qu’il pensait récupérer par<br />
l’effort).<br />
• Chaque patient doit se fixer ses<br />
propres objectifs! Durant l’anamnèse<br />
et le traitement et au cours<br />
de l’évolution du patient, il faut<br />
être attentif aux problèmes qui<br />
se présentent et savoir proposer<br />
<strong>des</strong> alternatives. Le succès de<br />
la thérapie dépend avant tout de<br />
la collaboration, de la confiance<br />
mutuelle ainsi que de la foi en le<br />
traitement.<br />
• La thérapie par le mouvement –<br />
passif pour les tétraplégiques ou<br />
actif pour les autres patients – doit<br />
être planifiée individuellement en<br />
fonction du bilan musculaire. Si<br />
nécessaire, elle sera accompagnée<br />
de biofeedback quantitatif (orienté<br />
sur la résistance à l’effort, subjectif/<br />
objectif, associé à EMG), en utilisant<br />
si possible une tension ou vitesse<br />
constante (exercices isométriques).<br />
Les exercices seront effectués<br />
lentement, prudemment, de<br />
manière continue et régulière (au<br />
moins une fois par semaine pour<br />
que cela soit utile, sans dépasser<br />
2–3 fois par semaine – les conséquences<br />
d’un effort excessif ne<br />
sont ressenties qu’après 24–48h!).<br />
Les exercices fractionnés aideront<br />
le patient à retrouver une condition<br />
physique satisfaisante.<br />
• Les douleurs suite à un traitement<br />
de physiothérapie – ou dans<br />
le cadre d’un effort quotidien –<br />
peuvent signifier que l’effort a été<br />
trop important.<br />
• Le traitement de la douleur (en général<br />
et pour les patients SPP) est<br />
multidisciplinaire et peut prendre<br />
diverses formes. Outre les métho<strong>des</strong><br />
physiques citées ci-<strong>des</strong>sus,<br />
il faut aussi conseiller ou prescrire<br />
<strong>des</strong> thérapies cognitives et comportementales.<br />
Médicaments<br />
• Les complexes de vitamine B (en<br />
cas de douleurs neuropathiques,<br />
fréquentes chez les personnes touchées<br />
par la poliomyélite et ses<br />
suites tardives) et la vitamine C<br />
(sauf en cas de blessure musculaire,<br />
p. ex. suite à un effort excentrique<br />
excessif!) sont recommandés<br />
dans les cas suivants: stress,<br />
moindre résistance à l’effort, nervosité,<br />
fatigue, troubles de la concentration,<br />
état de tension (psychique<br />
et physique) et douleurs (neuropathiques).<br />
• Il est recommandé d’administrer<br />
de la vitamine D en vue d’améliorer<br />
la performance <strong>des</strong> muscles<br />
ou <strong>des</strong> nerfs moteurs par le biais<br />
d’une augmentation du diamètre<br />
<strong>des</strong> fibres musculaires de type II et<br />
pour prévenir <strong>des</strong> chutes.<br />
• Du fait d’un éventuel manque de<br />
carnitine chez les personnes touchées<br />
par le SPP, surtout au niveau<br />
musculaire, la prise de L-carnitine<br />
est recommandée afin d’améliorer<br />
le métabolisme <strong>des</strong> fibres musculaires<br />
de type I et le bilan énergétique<br />
et de diminuer les douleurs<br />
en cas d’effort musculaire excentrique.<br />
• Pour ce qui est de la baisse de<br />
l’immunité et la tendance à l’infection<br />
du système nerveux central,<br />
certaines étu<strong>des</strong> préliminaires<br />
montrent une amélioration de la<br />
force musculaire et de la qualité de<br />
vie lors de l’administration intraveineuse<br />
d‘immunoglobulines (IgIV,)<br />
accompagnée d’une baisse <strong>des</strong><br />
marqueurs d’inflammation. Des<br />
résultats à long terme font encore<br />
défaut, et ce traitement n’est pas<br />
recommandé par les spécialistes.<br />
En outre, il existe <strong>des</strong> contre-indications.<br />
• La lamotrigine (antiépileptique)<br />
améliore la qualité de vie <strong>des</strong> patients<br />
post-polio, mais a de nombreux<br />
effets secondaires (p. ex.<br />
somnolence ou baisse de l’immunité).<br />
D r Thomas C. Lehmann<br />
2/2014 Faire Face IV