Information and liaison bulletin - Institut kurde de Paris

CH HON IK KURIER, Wien DIENSTAG, 18. JULI 1989
Irakische Botschaft schlug Alarm, im.Kuvert war aber nur eine Armbanduhr
Nach Kurdenmorden gab
Die Terrorangst in Österreich
hält nach dem Massaker
an drei bedeutenden Kurdenführern
in Wien an. Montag
mittag schlug die iralcische
Botschaft Alarm: "Wir haben
eine Briefbombe erhalten'"
Sofort wurde ein Sperrkreis
um das Botschaftsgebäude
Ecke Johannesgasse/Lothringerstraße,
Wien-Innere Stadt,
gezogen und ein Sprengstoffsachverständiger
verständigt.
Ein Notarzt-Team stand bereit,
der Experte arbeitete mit
es Alarm um IIBrlefbombe"
Schutzhelm und -weste. Doch
die "Höllenmaschine" (das
Kuvert war von den Irakern
röntgenisiert und als Bombe
erkannt worden) entpuppte
sich als Verlassenschaft:
Im Briefumschlag steckte -
eine Armbanduhr, sowie Geld
und Papiere eines kürzlich In
Wien verstorbenen Irakers ...
Die Ermittlungen der Polizei
nach den Urhebern des Blutbades
am vergangenen Donnerstag
sind unterdessen ins
Stocken geraten. "Der verletzte
iranische Offizier kann nicht
sprechen, und der bei dem
Treffen ebenfalls anwesende
Agent will scheinbar nicht",
resümierte am Montag ein
Staatspolizist.
Die beiden mit Diplomaten-
Pässen ausgestatteten Iraner,
Mohammed Diafari-Saharoudi
(alias Mohammed Rahimi) und
der mysteriöse "sechste
Mann" bezogen - wie berichtet
- am Dienstag ihr Zimmer
im Wiener Hotel "Stieglbräu",
zahlten im voraus und zogen
am Mittwoch wieder aus. Wohin,
ist der Polizei angeblich
nicht bekannt. "Die iranische
Botschaft sagt uns, daß sie mit
der Abordnung keinen Kontakt
hatte. Den Verschwundenen
wollen sie überhaupt
nicht kennen und meinten zu
uns, sie würden selber gern
mit ihm sprechen", erklärte
Stapo - Hofrat Werner Liebhart.
(Über gegenseitige Be-
'schuldigungen in der Affäre
lesen Sie im Bericht links unten.)
PETERGROLIG.
Auf
vollen Touren läuft
seit dem Wochenende
das "Beschuldigungs-Karussell".
in Zusammenhang
mit den Kurdenmorden in
Wien-Landstraße. Während
die staatspolizeilichen
Ermittlungen immer deutlichere
Aspekte bezüglich.
des Motivs an den Tag
bringen, glauben Regierungen
und politische
über diese abscheuliche
Mordtat"ans Licht bringen"
werden. Der DKP-Führer
sei im Auftrag Teherans
nach Wien gelockt und hier
einer Verschwörung der
iranischen Geheimdienste
zum Opfer gefallen.
• Der vom Iran untèrstütz,.
te Kurdenführer Jalal Talabani
("Nationale Kurdt .... ,
stan-Front ") beschuldigt~ ..
~
~Nach Kurdenmorden beim Geheimtreffen:
IIBeSchuldigungs-
Karussell" läuft
Gruppen, die Hintermän:
ner des Massakers in den
jeweils anderen Reihen gefunden
zu haben:-
• Der iranische Innenminister
beschuldigte den Irak,
den Terrorüberfall inszeniert
zu haben. Doktor
Ghassemlou hätte - nach
der Zerstörung kurdischer
Dörfer im Irak durch die
irakische Armee - Bagdad
den Rücken kehren und
aus Protest in den Iran zurückkehren
wollen. Das
Teheraner Außenamt bedauerte
zudem gegenüber
dem österreichischen Geschäftsträger
im Iran, Arnold
Riedel, die "Schlaffheit"
der Wiener Staatspolizei
bei den Ermittlungen!
• Die irakische Botschaft
in Wien erklärte hingegen,
man sei zuversichtlich, daß
die österreichischen Behörden
di~ "volle Wahrheit
wiederum den Irak, allgemein
destabilisierend zu
wirken und in "terroristische
Aktionen und Anschläge
gegen kurdische
Oppositionsführer in der
ganzen Welt" verwickelt
zu sein.
• Daß der Überfall mit Sicherheit
auf das Konto des
Regimes in Teheran geht,
ist schlußendlich die Aussage
der" Volksmudjaheddin
Iran". Die Oppositionsgruppe
stellte auch die eigenliche
Tätigkeit der iranischen
Teilnehmer an dem
Wiener "Sechser-Treffen"
klar ...
• Eine Sprecherin der
DKP-Iran erklärte Sadegh
Sharafkandi zum Nachfolger
des Ermordeten Doktor
Ghassemlou. Eine Verwicklung
kurdischer Gruppen in
das Attentat sei ihr zufolge
"nicht erkennbar".
P. GROLIG.
Repros: Schaffer, ,Franziska. AP
Wer steckt hinter den Morden an Ghaderi - Azar, Dr.
Ghassemlou und Dr. Rasoul (v.I.)?
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