Information and liaison bulletin - Institut kurde de Paris
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strillenen Kur<strong>de</strong>n-Fraktionen aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Staaten und von Exilkreisen<br />
als Gesprächspartner akzeptiert Y-U wer<strong>de</strong>n.<br />
Anfang Juli flog er schließlich nach <strong>Paris</strong>,<br />
um Ghassemlou - entsprechend <strong>de</strong>m<br />
Vorschlag <strong>de</strong>s iranischen Diplomaten - zu<br />
treffen.<br />
Dieser erklärte sich zu Verh<strong>and</strong>lungen<br />
bereit. Schon ein halbes Jahr vorher halle<br />
Ghassemlou erste Kontakte geknüpft, die<br />
jedoch nach <strong>de</strong>n innenpolitischen Turbulenzen<br />
im Iran nach <strong>de</strong>r Entmachtung von<br />
Khomeinis <strong>de</strong>signiertem Nachfolger, Ayatollah<br />
Montazeri, wie<strong>de</strong>r abgebrochen<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Ghassemlou und Rasoul einigten sich<br />
nun, die Gespräche in <strong>de</strong>r Woche vom 10.<br />
bis 14. Juli in Wien zu führen. Unter<br />
strengster Geheimhaltung.<br />
Wie<strong>de</strong>r in Wien, bat Rasoul eine Be7<br />
kannte, ihm für eine Woche ihre Wohnung<br />
zu überlassen. Da sie zu dieser Zeit auf<br />
Urlaub war, wiIligte sie ein.<br />
Vergangenen Mittwoch kam Ghassemlou<br />
gemeinsam mit seinem Stellvertreter<br />
Gha<strong>de</strong>ri aus <strong>Paris</strong> zu <strong>de</strong>n Verh<strong>and</strong>lungen<br />
in die Wohnung in <strong>de</strong>r Bahngasse.<br />
Neben Ghassemlou, Gha<strong>de</strong>ri und Rasoul<br />
waren noch zwei iranische Diplomaten<br />
anwesend. Die ersten Gespräche seien<br />
sehr produktiv gewesen, berichtete Rasoul<br />
anschließend seinen Angehörigen. Nach<strong>de</strong>m<br />
die Diplomaten Teheran konsultiert<br />
hatten, wollte man sich am Donnerstag<br />
zum Abschluß <strong>de</strong>s Wiener Gesprächs wie<strong>de</strong>r<br />
zusammensetzen.<br />
Der Mordanschlag machte Ghassemlous<br />
Hoffnungen auf ein positives Verh<strong>and</strong>lungsergebnis<br />
zunichte.<br />
Ghassemlou war in seirner Jugend Mitglied<br />
<strong>de</strong>r kommunistischen Tu<strong>de</strong>h-Partei<br />
<strong>de</strong>s Iran und studierte tlach <strong>de</strong>r Matura<br />
mit einem Stipendium in Prag Volkswirtschaft.<br />
1958 kehrte er i~l <strong>de</strong>n Iran zurück,<br />
wur<strong>de</strong> bald wegen seinl~r politischen Aktivitäten<br />
gegen das Scflahregime verhaftet<br />
und zu zwei Jahrerl. Gefängnis verurteilt.<br />
I<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>r sechzilger Jahre kehrte er<br />
in die Tschechoslowa~;ei zurück, promovierte<br />
in Prag und Iwur<strong>de</strong> Dozent für<br />
Volkswirtschaftslehre. ln dieser Zeit bewun<strong>de</strong>rte<br />
Ghassemlml <strong>de</strong>n Reformkommunismus<br />
Alex<strong>and</strong>er !Oubceks. Nach <strong>de</strong>m<br />
Einmarsch <strong>de</strong>r Sowjets verließ er Prag,<br />
trat aus <strong>de</strong>r Partei aus/ und arbeitete einige<br />
Jahre im irakischen ~'Ianungsministerium.<br />
Zwei Jahre danach wur<strong>de</strong> er in Bagdad<br />
zum Generalsekretär jjer KDP'gewählt.<br />
1976 ging Ghassemlou ern,eut ins Exil:<br />
An <strong>de</strong>r Sorbonne erhlielt er eine Dozentur<br />
für kurdische Sprachle und Literatur. Unmillelbar<br />
vor <strong>de</strong>r iSI/)amischen Revolution<br />
von 1979 kehrte er in <strong>de</strong>n Iran zurück.<br />
Doch als die iranisc~len Kur<strong>de</strong>n dann ihre<br />
Autonomie einzufoTj<strong>de</strong>m be:gannen, entfesselte<br />
Khomeini<br />
"'iii'<br />
/ einen Kur<strong>de</strong>nkrieg.<br />
Ghassemlou, <strong>de</strong>r sit1'ben Sprachen fließend<br />
"'h,,,,,hto. nm"kh "in L<strong>and</strong><br />
und führte Geheimverh<strong>and</strong>lungen mit <strong>de</strong>m<br />
Irak und <strong>de</strong>r Sowjelunion.<br />
In <strong>de</strong>r letzten Zeit setzte Ghassemlou<br />
seine Hoffnung auf Khomeinis Nachfolger.<br />
Schon vor eincm Monat erklärte er in<br />
<strong>Paris</strong>: "Unter ihnen gibt es sicher Realistcn,<br />
mit <strong>de</strong>nen man konkrete Lösungen<br />
für die Probleme unseres L<strong>and</strong>es fin<strong>de</strong>n<br />
kann." Der Konflikt zwischen <strong>de</strong>n iranischen<br />
Kur<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Zentralregierung in<br />
Teheran könne "nicht militärisch gelöst<br />
wer<strong>de</strong>n. Wenn die iranische Regierung zu<br />
Gesprächen bereit ist, wer<strong>de</strong> ich als Repräsentant<br />
<strong>de</strong>s kurdischen Volkes <strong>de</strong>n Dialog<br />
nicht verweigern."<br />
Im äußersten Nordwesten <strong>de</strong>s Irans<br />
kämpft neben <strong>de</strong>r Kurdisch-<strong>de</strong>mokratischen<br />
Partei Ghassemlous auch die "Komola"<br />
("Vereinigung <strong>de</strong>r Werktätigen<br />
Kurdistans"). Diese Organisation hat sich<br />
Anfang <strong>de</strong>r siebziger Jahre von <strong>de</strong>r KDP<br />
abgespalten und verbün<strong>de</strong>te sich mit <strong>de</strong>n<br />
linksextremen "Volksfeddajin". Vor kurzem<br />
behaupteten sie in einem Kommuniqué,<br />
daß sie im Umkreis <strong>de</strong>r iranischen<br />
Kur<strong>de</strong>nstadt San<strong>and</strong>aj "militärische Erfolge"<br />
erzielt hätten.<br />
Die Siegesmeldungen<br />
kamen<br />
aus Bagdad.<br />
Wer in diesem<br />
Geflecht<br />
von Parteien<br />
und Geheim-<br />
: diensten die<br />
~ Täter waren,<br />
s war vergan-<br />
:. gene Woche<br />
~ noch offen. Für<br />
innerpartei liche<br />
Rivalitäten<br />
KDP-Stellvertreter<br />
Gha<strong>de</strong>ri: Toc in <strong>de</strong>r war die' Vorgangsweise<br />
Bahngasse<br />
zu<br />
professionell.<br />
Auch beherrschte Rasoul die Techniken<br />
konspirativer Arbeit sehr gut. Nicht einmal<br />
seine Frau wußte, wo die Treffen stattf<strong>and</strong>en.<br />
Die Wohnungsgeberin wie<strong>de</strong>rum hatte<br />
keine Ahnung, was er dort tun wollte.<br />
Bleiben <strong>de</strong>r iranische und <strong>de</strong>r irakische<br />
Geheimdienst<br />
nen.<br />
o<strong>de</strong>r quertreiben<strong>de</strong> Fraktio-<br />
.<br />
Möglicherweise hatte auch eine rivalisieren<strong>de</strong><br />
Mullah-Fraktion die H<strong>and</strong> im<br />
Spiel, die <strong>de</strong>m "Pragmatiker" Hotjatolleslam<br />
Haschemi Rafs<strong>and</strong>jani seine in zwei<br />
Wochen geplante Wahl zum Staatspräsi<strong>de</strong>nten<br />
mißgönnt. O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r irakische Geheimdienst<br />
wollte die iranischen Exil<strong>kur<strong>de</strong></strong>n,<br />
die ihm bisher nützten, nicht in Richtung<br />
Heimat entlassen.<br />
Der iranische Geheimdienst als Täter<br />
.Wird von Expräsi<strong>de</strong>nt Bani Sadr ausgeschlossen:<br />
"Das scheint mir unwahr-<br />
'scheinlich, da ein Vertrag mit <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n<br />
ein großer Erfolg für das Regime in Teheran<br />
wäre und im Konflikt mit <strong>de</strong>m Irak<br />
das Gewicht zugunsten Irans verschieben<br />
wür<strong>de</strong>."<br />
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