Information and liaison bulletin - Institut kurde de Paris

"Wiener ZeitungU-Mitarbeiter Hennerbichler vermittelte Kurdengespräch
Rätsel um Schwerverletzten
zu wechseln
Der am Donnerstagabend zusammen mit zwei wei~
teren Kurden ermordete Generalsekretär der kurdischen
Demokratischen Partei, Abdul Rahman
Ghassemlou, hat wahrscheinlich mit einem Vertreter
des Iran über eine Kompromißlösung zwischen
Kurden und der Teheraner Führung verhandelt, als
die Bluttat verübt wurde. Über die Identität des,
schwerverletzten Oesprächspartners der' Kurden
herrscht Unklarheit. '
Nach letzten Informationen
der "Wi~ner Zeitung" handelt
es sich um den für Kurdenfragen
zuständigen Spitzenoffizier
der iranischen
'Revolutionsgarde (Pasdaran),
Mohammed Rahimi.
Die österreichische Staatspolizei
hält dagegen d,en Namen
des Verletzten geheim,
der im übrigen noch nicht
vernehmungsfähig ist. Nach
Angaben der iranischen Botschaft
in Wien wiederum soll
'es sich bei dem Verletzten
um den iranischen Diploma~
ten Djafari Saharoodi handeln.
,Dieserklärte Hofrat Werner
LieJ>hart, der Leiter der
,Staatspolizei, ,Samst~g. Die
,Fahndung nach den Tätern
.verlief vorerst ohne 'Ergeb-
'nis.
In einer Stellungnahme ,der
iranischen Botschaft hatte
es am Freitagabend geheißen,
Ghassemlou habe in'
Wien mit iranischen Abgesandten
über eine "friedliche
Lösung" anstehender.
Probleme sowie über eine
allfällige "Immunität für
reuige Mitglieder der Kurdischen
Demokratischen
Partei" verhandelt. Die Gespräche
darüber seien seit
einiger Zeit geführt worden
und einem positiven Abschluß
nahe gewesen,
Ghassemlou hatte vor weni-'
gen Wochen dem österreichischen
Kurdenexperten
und "Wiener Zeitung"-Mitarbeiter
Dr. Ferdinand Hennerbichler
ein Interview!' gegeben
und darin erstmals betont,
daß er bereit wäre, mit
Vertretern der Revolutionsführung
in Teheran nach~
dem Tod von Ayatollah Khomeini
einen Dialog über einen
Kurqerikompromiß im
Iran zu' beginnen. Hennerbichler
- der,u. a. als damaliger
österreichischer Pressea~ché
in Athen 1984 die
Geheimverhandlungen über,'
die Freilassung westeuropäischer
Geiseln aus kurdischerGefangenschaftgeführt'
hatte - ersuchte daraufhin
seinen in Wien im Exil lebenden
Freund, Dr. Fadil
Rasoul, zu' vermitteln und
Kontakte zwischen, .Ghas-
semlou und Teheran zustande
zu bringen.
Diese Verbindung ist vermutlich
in Wien angebahnt
, worden. Fadil Rasoul vermittelte
Ghassemlou als Gesprächspartner
offensichtlich
den höchsten Offizier
der Pasdaran, zuständig für
Kurdenfragen, Mohammed
Rahimi. Dieser überlebte'
das Attentat schwerverletzt,
ist aber nach' vorliegenden
Informationen bisher noch
nicht in der' Lage, zu spre ...
chen und der Polizei Angaben
über die mutmaßlichen
Attentäter zu machen.
Die mutmaßlichen Täter
werden in Teheran vor allem
drei Gruppen vermu-
unter
tet:
Erstens unter Gegnern eines
angestrebten Kurd,enkom-
'promisses im Iran generell,
zWeitens unter Rivalen
Ghassemlous in der eigenen '
Partei, die sich im Vorjahr
von seiner Führung abgespaltet
haben und seither
und mit dem
Iran eine Friedenslösung an':
zustreben. ,
Im Nahim Osten wird nun
angenommen, daß mit dem,
Tode Ghassemlous die Bemü}:lungenum
eine Kurden-'
lösung im Iran schwierige~
geword~n sein dürften.
Scharf verurteilt hat Freitag,
abend ein Sprecher von M,as-,
soud Barzani, dem Vorsitzenden
der Demokratischen,
Partei Kurdistans Irak, die
jüngsten Kurdenmorde in
Wien. Auf Massoud Barzani
war im'Jahr 1979in Wien ein;
Attentat verübt worden.
Ein Sprecher der Partei erklärte
in Paris, der ermordete
Ghassemlou und sein
Stellvertreter Abdullah Ghaderi-Azar
wiirden kommende
Woche in Paris auf dem
Pere-Lachaise- Friedhof beigesetzt.
Der Mord sei eine
Katastrophe für die Kurden,
man lasse sich aber dadurch
nicht einschüchtern.
ein Bündnis mit den irani- Der Sicherheitssprecher der
schen Volksmudschaheddin ÖVP, Abg. Wendelin Ettmayim
Exil in Bagdad eingegan-' er, forderte im Zusammen-,
gen sind, und hang mit dem Attentat auf
drittens in Kreisen der die Kur