Information and liaison bulletin - Institut kurde de Paris

DIE PRESSE, Wien, 14.7.1989
lerroranschlag in Wien
Drei Kurden erschossèn
Einem Terroranschlag fielen in einem Wohnhaus beim
Wiener Stadtpark drei Iraner, darunter eine Frau, Angehörige
der kurdischen Volksgruppe, zum Opfer, ein vierter
wurde durch Schüsse schwer verletzt. Die durch gezielte
Schüsse in den Kopf und den Oberkörper Getöteten wurden
am gestrigen Donnerstagabend entdeckt. Die 'Staatspolizei
ist dabei, die Identität der Ermordeten zu klären. Von dem
Täter oder den Tätern fehlte gestern a1)endjede Spur ..
WIEN (red.). Donnerstag gegen 19 Alle'drei waren, soweit dies bei
Uhr wurden die Gäste des Cafés einer ersten Beschau durch Beam-
Terrormord
Unter den Opfern eine Frau
Fortsetzung von Seite 1
Ein wichtiger Zeuge ist ein Arzt,
der am Donnerstagabend zufäIlig
bei dem Café vorbeikam und der
den Verletzten, der auch ein blutdurchtränktes
Tuch um den Hals
trug, erstversorgte und ihm einen
Druckverband anlegete. Der Mediziner
wurde bei Redaktionsschluß
noch von der Polizei einvern,ommen.
"Tritsch-Tratsch" Ecke Ungargas- te der Staatspolizei festg~stellt Ebenso einvernommen wurde
se-Linke Bahngasse in Wien- wurde, durch Kopfschüsse "hin- 'eine junge Frau, die den Schwer-
Landstraße durch eine ungewöhn- gerichtet", einer hatte außerdem verletiten als erste vor der Tür
liche Aktion aufgeschreckt. Plötz- Einschüsse im Oberkörper. des Kaffeehauses gefunden und
lich standen zwei Männer in der Auffällig war ein Schriftzug an sofort die:Polizei ver~tändi~ hat-
Tür. Ein blutverschmierter, etwa . der Wohnungstür: "I love Kurdi- 'te. Allerdl.ngs stand dIe z~el~ache
dreißigjähriger Ausländer wurde stan." Soweit bisher feststeht Mutter, dIe am Abend mIt Ihren
von einem etwa vierzigjährigen waren die Ermordeten vor einige; Kindern .während e!nes Spazier-
Mann herangeschleppt. Das Opfer Zeit als Untermieter in die Woh- ganges dIe schrecklIche Entdekhatte
erhebliche Verletzungen am nung eingezogen. Auch Nachbarn, kung gemacht hatte, noch unter
Oberkörper. wußten gestern zu berichten, daß Schock, D:r Gat~e der Frau wollte
Kaum hatte der vermeintliche es sich bei den neuen Mietern um gestern kemerlel Angaben zu dem
Helfer den Schwerverletzten vor Kurden handelte. blutigen VorfaIl machen.
der Tür des Lokals abgelegt,liefer Zwei Männer aus dem Bekann- Die Linke Bahngasse wurde
über die Ungarbrücke zu der tenkreis der Getöteten gaben sich unmittelbar nach Bekanntwerden
nahegelegenen Tankstelle neben kurz nach der Entdeckung der des Terroranschlags - die Staatsdem
Hauptmünzamt, kam aber Bluttat gestern am Tatort polizei wurde um 19.42 Uhr verwenig
später zurück. Jetzt han-. "Presse','-Reportern gegenüber ständigt - hermetisch abgeriegelt.
tierte er an der Kleidung des 'freimütig als Kurden aus, baten Polizisten begannen, nachdem
Verletzten herum und zog daraus, aber: "Bitte, nicht photographie- Kriminalisten die Spurensichewie
beobachtet wurde, ein weißes ren, drei Mitglieder der Organisa- rung in der Mordwohnung abge-
Kuvert, das etwa 20 Zentimeter tion sind schon tot!" scblossen hatten, alle im Nahbebreit
und einen Zentimeter dick EineMieterindesHauses indem reich des Tatortes abgestellten
gewesen sein soll. Ob sich darin sich das Café Tritsch-T~atsch" Autos gewaltsam zu öffnen. Zum
Geld oder aber wichtige Doku- befindet' erklärte sie habe am einen sollte damit ein eventueIler
mente befanden, ist noch unklar.' Mittwoch. also a~ Tag vor der, zusätzlicher Bombenanschlag ver-
Der "Helfer" hat eine Glatze Entdeckung des Verbreche~s, zwi-I eitelt werden, zum anderen erund
einen Oberlippenbart und schen 20 und 21 Uhr dreI laute! home mansich weitere Hinweise
war sichtlich überaus nervös. Er .. Schreie gehört, deren Herkunft sie. auf den oder die Täter.
selbst führte die Polizei schließ" ,llber nicht genau habe lokalisieren Der Mordanschlag war offen-
,iich zum Tatort in der Linkéri .; können. Theoretisch wäre es also sichtlich von langer Hand geplant.
Bahngasse 5, wo die Kriminalisten möglich, d.~ß die Tat bereits am Sicher ist, daß geübte Schützen
in einer Wohnung im 3. Stock auf . Vortagverubt wurde. am Werk gewesen sind. Während
die drei Toten stießen. Fortsetzung Seite 14 die Leichen zweier der "Hinge-
richteten", jeweils Kopfschuß 7,65 mm, gehandelt haben.
, Dem Blutbad ging offenbar auch
ein Kampf voraus. Darauf deuten
Diplomaten, so steIlte sich dies im
. ten die Toten mit größter Wahrscheinlichkeit
einer Organisation
Täter und Opfer scheinen einander
läßt, daß die Opfer sich entweder
sicher fühlten oder ihren späteren
Mördern Einlaß gewährten. Ungewöhnlich
bei den ersten Erhebungen fest,
wahrgenommen haben will.
Noch während Staatspolizisten
Ermordeten zu klären, begann
man, iranische Gruppen in Wien
näher zu durchleuchten.
darunter eine Frau,
nur einen genau gezielten
aufwiesen, wurde das
dritte schuß, Opfer nicht sondern nur durch auch durch Kopfschuß,
mehrere
Treffer in den Oberkörper
getötet. fen dürfte Bei der oder den Tatwaffen
es sich um solche von
mittlerem Kaliber, also etwa
ein umgestürzter kippte Sitzbank Tisch, eine gekippte
und zerbrochene
Gläser hin. Am Tatort wurden
mehrere Zettel mit Notizen in
arabischer Schrift sichergesteIlt. .
Hatte es in ersten Meldungen
geheißen, die Ermordeten seien
weiteren Verlauf des Abends als
unhaltbar hera'Js. Vielmehr dürf-
iranischer Kurden angehört haben.
zur gekannt zu haben. Tatwohnung An wurden der Tür
keine
Spuren von Gewaltanwendung
gefunden, was darauf schließen
ist, so stellte die Polizei
daß der am Donnerstagabend Bewohner des Haues keiner
Linke
Bahngasse 5. etwas Verdächtiges
und Beamte dabei waren, des Sicherheitsbüros
die Identität der