Information and liaison bulletin - Institut kurde de Paris
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Das ist <strong>de</strong>r österreichische<br />
Weg im Umgang mit inter-<br />
. nationalem Terrorismus:<br />
Nochnie sind die Behör<strong>de</strong>n in<br />
einem dreifachen Mordfall so mit<br />
Samth<strong>and</strong>schuhen vorgegangen<br />
wie nach <strong>de</strong>r kaltblütigen Tötung<br />
dreier Kur<strong>de</strong>n. Sie. tun schier<br />
alles, um mögliche TatzeugeIl<br />
o<strong>de</strong>r. Verdächtige loszuwer<strong>de</strong>n.<br />
Der eine darf. in die iranische<br />
Botschan flüchten, obwohl er sich<br />
bei Verhören in seltsame Wi<strong>de</strong>rsprüche<br />
verwickelt hat. Der <strong>and</strong>ere<br />
darf nicht nur aus <strong>de</strong>m Spital in .<br />
dieselbe Botschan übersie<strong>de</strong>ln,<br />
einen Tag später hat er auch<br />
keinerlei Probleme,ganz regulär<br />
aus Österreich auszufliegen. Und<br />
die Botschan selbst ist keineswegs<br />
abgeriegelt, sodaß <strong>de</strong>r verbliebene .<br />
Mann (und vielleicht auch <strong>de</strong>r<br />
dritte, über <strong>de</strong>ssen Aufenthaltsort<br />
es keine genauen Beweise gibt)<br />
unschwer hinausgeschmuggelt<br />
wer<strong>de</strong>n könnte.<br />
Das Seltsame dieser Affare, die<br />
in <strong>and</strong>eren Län<strong>de</strong>rn eine Staats.<br />
krise ausgelöst hätte: Da Österreichs<br />
of('~öse Nachrichtenagen~<br />
.t-f olfenbar. beschlossen hat, zu<br />
schweigen, tda auch die Boule~<br />
DIE PRESSE, Wien, 25.7.1989<br />
Das Debakel <strong>de</strong>r Iranpolitik<br />
Von AndTea8 UnterbeTge,.<br />
vard-Zeitungen ihre guten Kontakte,<br />
zur Exekutive zu schonen<br />
scheinen, fin<strong>de</strong>t die Affare in <strong>de</strong>r<br />
Öffentlichkeit kaum statt. .<br />
Selbst wenn das rasche Desinteresse<br />
von Exekutive und Me-.<br />
dien damit zusammenhängen soll-.<br />
te, daß es sich bei <strong>de</strong>n Opfern ja<br />
"nur'.' urn Kur<strong>de</strong>n geh<strong>and</strong>elt hat,<br />
be<strong>de</strong>utet das <strong>de</strong>nnoc}1 einen<br />
schweren Schlag fùr Wien als<br />
internationale Begegnungsstätte.<br />
Werin durch Nachlässigkeiten in<br />
<strong>de</strong>r Flhndung toleriert wird, daß<br />
Wien zum Schauplatz nah- und -<br />
mittelöstlicher Matia-Metho<strong>de</strong>n<br />
wird. dann ist das fùr. Ruf und<br />
Rolle <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>shauptstadt eine<br />
Katastrophe.<br />
Es genügt schon, daß man Wien<br />
zum beliebtesten Treffpunkt <strong>de</strong>r<br />
Agentenszene aus Ost und West<br />
wer<strong>de</strong>n ließ. Ein Zust<strong>and</strong>, <strong>de</strong>r ja in<br />
diesen Tagen ohnedies wie<strong>de</strong>r fùr<br />
~eballt negative Schlagzeilen über<br />
Österreich sorgt - wie auch immer<br />
die Affare Bloch ausgehen wird.<br />
Hinter dieser Image-Katastro.<br />
phe verbirgt sich aber auch das<br />
Debakel <strong>de</strong>r gesamten Iran-Poli.<br />
tik Wiens. Denn es ist nichts<br />
<strong>and</strong>eres als ein Debakel, wenn am<br />
En<strong>de</strong> einer Deka<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Appease. .<br />
ment ein Blutbad steht - und die<br />
Angst, daß Österrèicher im Nahen<br />
Osten als Geisein genommen wer<strong>de</strong>n,<br />
Calls man zu grüi1dli4!hnach.<br />
Terroristen Corschen sollte.<br />
Niem<strong>and</strong> kann sagen, man habe<br />
nicht gewußt, welch Geistes Kin<strong>de</strong>r<br />
die islamischen Machthaber in<br />
Teheran sind. Von <strong>de</strong>r Besètzu,ng<br />
. <strong>de</strong>r US-Botschaft und <strong>de</strong>r Geiselnahme<br />
<strong>de</strong>r dortiien Diplomaten<br />
angefangen' zieht sich bis zum<br />
heutigen Tag. ein ununterbrochener<br />
Bogen. an Gewalttaten und<br />
eiskalten Verletzungen <strong>de</strong>s Völkerrechts.<br />
Der staatsoffizielle Befehl<br />
aus Teheran, <strong>de</strong>n Buch~Autor<br />
Rushdie zu ermor<strong>de</strong>n, gehört<br />
ebenso in diese Reihe wie die<br />
enge, fast auf I<strong>de</strong>ntität hinauslau-<br />
.fen<strong>de</strong> Verquickung Irans mit liba.<br />
nesischen Geiselnehmern, die bis<br />
heute viele ihrer Opfer festhalten.<br />
. Österreich aber hat geglaubt,<br />
daß uns diese Dinge nichts angingen.<br />
Statt <strong>de</strong>ssen hat man gehom,<br />
mit Teheran gute Geschäne zu<br />
machen. Schon in <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r<br />
'Geiselnahme in <strong>de</strong>r US-Botschan<br />
bekam man aufdie Frage, ob nicht<br />
auch Wien formelle Konsequen.<br />
zen aus diesem Broch <strong>de</strong>s Völker.<br />
rechts ziehe, vom Au8enministeri.<br />
.ùni Cormell zur Antwort: "Wir<br />
wollen doch drinnen sein, wenn<br />
das Geschäft wie<strong>de</strong>r losgeht."<br />
'Yelche Geschäfte dann losgingen,<br />
SIeht man an <strong>de</strong>r Noricum-Pleite<br />
nurzugut.<br />
Es hätte seit Jahren klar sein<br />
müssen, daß mit Län<strong>de</strong>rn wie Iran<br />
kein zivilisierter Umgang möglich<br />
ist. Und im Interesse <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Österreicher hätten diese<br />
längst vom Aufenthalt im Bereich<br />
<strong>de</strong>r iranischen Killer abgehalten<br />
wer<strong>de</strong>n müssen, damit nicht auch<br />
Österreich sein eigenes Territorium<br />
zu <strong>de</strong>ren Aktionsgebiet<br />
machenmuß.<br />
Aber schweigend o<strong>de</strong>r gar scha<strong>de</strong>nfroh<br />
beiseitezustehen, solange<br />
<strong>and</strong>ere Län<strong>de</strong>r Opfer <strong>de</strong>s iranischen<br />
Amoklaufes sind, war tödlich:<br />
Solche Signale <strong>de</strong>r Feigheit<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Opportunismus. bewah.<br />
ren zum ersten keineswegs davor,<br />
selbst einmal zum Opfer zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Sie sind zum zweiten moralisch<br />
letztklassig und lassen zum<br />
dritten Österreich isoliert und<br />
hilflos da.hen, seit die Mör<strong>de</strong>rb<strong>and</strong>en<br />
auch hierher kommen.