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Information and liaison bulletin - Institut kurde de Paris

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<strong>de</strong>r Iraner erst, nach<strong>de</strong>m die Botschaft<br />

vom Außenamt freies Geleit für ihn zugesichert<br />

bekam.<br />

Seit Ausstellung <strong>de</strong>s Haftbefehles am<br />

Sonntag nachmillag beschränkt sich die<br />

Staatspulizei auf die Bewachung <strong>de</strong>r iranischen<br />

Hotschaft. "Die österreichischen<br />

Behör<strong>de</strong>n haben nicht versucht. Bozorgian<br />

bei uns zu verhaften". berichtet Schafaz<strong>and</strong>.<br />

Man müsse die Frage im Dialog lösen.<br />

gibt sich Außenminister Alois Mock, <strong>de</strong>r<br />

gegenüber <strong>de</strong>r "Presse" das iranische Vorgehen<br />

als "Schweinerei" bezeichnet halte.<br />

nunmehr diplomatisch. Szenen wie die im<br />

Sommer 1987 in <strong>Paris</strong> sollen uns. so <strong>de</strong>r<br />

Tenor, erspart bleiben.<br />

Damals war ein Angehöriger <strong>de</strong>r iranischen<br />

Botschaft, Vahid Gordji. dringend<br />

verdächtig. in mehrere Bombenanschläge<br />

mit insgesamt 13 Toten verwickelt zu<br />

sein. Gordji flüchtete in das Botschaftsgebäu<strong>de</strong>.<br />

das daraufhin monatelang von <strong>de</strong>r<br />

französischen Polizei umstellt blieb.<br />

Im Gegenzug setzten die Iraner damals<br />

elf Franzosen in <strong>de</strong>r französischen Botschaft<br />

in Teheran fest. Nach einem halben<br />

Jahr durfte Gordji ausreisen. nach<strong>de</strong>m er<br />

sich vorher <strong>de</strong>m Untersuchungsrichter pro<br />

forma gestellt hatte.<br />

Der außenpolitische Sp'Techer <strong>de</strong>r SPÖ,<br />

Peter Jankowitsch. e!innerte v~rgangene<br />

Woche daran, daß <strong>de</strong>r Iran bel solchen<br />

Ausein<strong>and</strong>ersetzungen "sehr unangenehm"<br />

wer<strong>de</strong>n kann. ".<br />

Unannehmlichkeiten', die sich Österreich<br />

bislang erspart hat: ..Die österreichische<br />

Hauptstadt", kommer/-<br />

tierte etwa die Hamburger<br />

..Zeit" die jüngsten Ereignisse,<br />

..ist ein mör<strong>de</strong>risches<br />

Pflaster für die iranische<br />

Opposition."<br />

SChon 1979 blieben die<br />

offiziellen' Ermilllungen<br />

nach einem Anschlag auf<br />

<strong>de</strong>n irakischen Kur<strong>de</strong>nführer<br />

Masoud Barzani in<br />

Wien ohne Ergebnis. Meldungen.<br />

wonach damals einer<br />

<strong>de</strong>r Attentäter festgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n sei, wur<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>r Staatspolizei<br />

<strong>de</strong>mentiert.<br />

1987 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r iranische<br />

Exilpolitiker Hamid Chitgar<br />

zu angeblichen Verh<strong>and</strong>lungen<br />

nach Wien gelockt und<br />

hier ermor<strong>de</strong>t. Seine Angehörigen<br />

beschuldigten damals<br />

- wie heute die Witwe<br />

Ghassemlous - die österreichischen<br />

Behör<strong>de</strong>n, zuwenig<br />

zum Schutz und zur<br />

Aufklärung unternommen<br />

zu haben.<br />

Die bisherigen Ermittlungsergebnisse<br />

im jüngsten<br />

Mordfall sind dürftig:<br />

Zehn Tage nach <strong>de</strong>r Tat<br />

steht lediglich fest. daß das Mordkomm<strong>and</strong>o<br />

über weitere Helfer in Wien verfügt<br />

haben muß. Vermutet wird auch, daß<br />

in die Gesprächsvorbereitung weitere Iraner<br />

aus <strong>de</strong>m Umfeld <strong>de</strong>r Botschaft involviert<br />

waren.<br />

Dennoch verlangten Botschaftsvertreter<br />

vergangene Woche mehrfach die Rücknahme<br />

<strong>de</strong>r "ungerechtfertigten Haftbefehle"<br />

und die Erlaubnis. <strong>de</strong>n verletzten und<br />

schwer bewachten Iraner ohne Zeugen<br />

sprechen zu können. Dem österreichischen<br />

Geschäftsträger in Teheran wur<strong>de</strong><br />

vom dortigen Außenministerium eine<br />

"verdächtige H<strong>and</strong>habung <strong>de</strong>s Terroranschlages<br />

durch die Wiener Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n"<br />

vorgeworfen.<br />

Möglicherweise sind die Schüsse von<br />

Wien Teil <strong>de</strong>s Machtkampfes. <strong>de</strong>r sich gegenwärtig<br />

in Teheran abspielt. Am Freitag<br />

dieser Woche soll <strong>de</strong>r neue starke Mann<br />

Persiens, <strong>de</strong>r gegenwärtige Parlamentsvorsitzen<strong>de</strong><br />

Hotjatolleslam Haschemi Rafs<strong>and</strong>jani,<br />

vom Volk zum Staatspräsi<strong>de</strong>nten<br />

gewählt wer<strong>de</strong>n: Der ehemalige Pistazienhändler<br />

aus <strong>de</strong>r Stadt Rafs<strong>and</strong>jani wird<br />

künftig - wie <strong>de</strong>r US-Präsi<strong>de</strong>nt - ohne<br />

Premierminister regieren und das Kabinett<br />

selbst leiten.<br />

Der iranische Hauptverh<strong>and</strong>ler mit <strong>de</strong>n<br />

Kur<strong>de</strong>n in Wien, Saharoodi, war ein<br />

Freund und Vertrauter <strong>de</strong>s künftigen Präsi<strong>de</strong>nten.<br />

Schon <strong>de</strong>r einst als Khomeini-Nachfolger<br />

vorgesehene Ayatollah Hossein Ali<br />

Montazeri halle <strong>de</strong>n iranischen Kur<strong>de</strong>nführern<br />

Mitte 1985 Versöhnungsgespräche<br />

Witwe Ghassemlou: Nachlässige Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r österreich/sehen Behör<strong>de</strong>n<br />

angeboten. Ghassemlou wa; abef"\l'erst<br />

I988 darauf eingegangen. Nach <strong>de</strong>m Giftgaskrieg<br />

<strong>de</strong>s irakischen Regimes gegen<br />

seine eigenen Kur<strong>de</strong>n halle sich <strong>de</strong>r iranische<br />

Kur<strong>de</strong>nführer zunehmend vom Regime<br />

in Bagdad distanziert.<br />

Khomeini wotlte von Zugeständnissen<br />

an die Kur<strong>de</strong>n nichts wissen. Das frühzeitige<br />

Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verh<strong>and</strong>lungen<br />

trug daher zum ~rz Montazeris bei';'uf<br />

<strong>de</strong>r kurdischen Seite sollen dabei Îndiskretionen<br />

<strong>de</strong>r irakischeti> "Patriqtili~en<br />

Partei Kurdistans" (PUK) ~e ~olle gespielt<br />

haben. Diese im Teheraner Exil befindliche<br />

Gruppe wur<strong>de</strong> von Ghassemlou<br />

daher zu <strong>de</strong>n Wiener Verh<strong>and</strong>lungen nicht<br />

mehr beigezogen.<br />

Seit <strong>de</strong>r Ausschaltung Montazeris gibt<br />

es zwei Gruppen. die im Iran um die<br />

Macht kämpfen: auf <strong>de</strong>r einen Seite die<br />

dominieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>s "Pragmatikers" Rafs<strong>and</strong>jani.<br />

zu <strong>de</strong>r auch Außenminister Ali<br />

Akbar Velayati und <strong>de</strong>r Übergangspräsi<strong>de</strong>nt<br />

Ali Khameini gehören. Sie überlegten,<br />

durch die Gewährung einer begrenzten<br />

Autonomie an die Kur<strong>de</strong>n ihre Position<br />

im inneren Machtspiel wie auch außenpolitisch<br />

zu stärken.<br />

Auf <strong>de</strong>r <strong>and</strong>eren Seite stehen die Radikalen<br />

um <strong>de</strong>n Innenminister Ali Akbar<br />

Mohtashemi sowie <strong>de</strong>n jetzigen Premierminister<br />

Mir Hussein Mussavi und <strong>de</strong>n<br />

<strong>Information</strong>s- und Sicherheitsminister<br />

Hotjatolleslam Shapur Reyshari.<br />

Einer <strong>de</strong>r letzten Züge in diesem<br />

Schachspiel: Rafs<strong>and</strong>jani versuchte, <strong>de</strong>m<br />

Innenminister die libanesische Hisbollah-<br />

Partei zu entwin<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>ren Umkreis die<br />

schiitischen Geiselnehmer zu suchen sind.<br />

Die Hisbollahs. gestützt vom iranischen<br />

Innenminister, brachen am 8. Juli in Westbeirut<br />

eine Schießerei vom Zaun. die von<br />

<strong>de</strong>n syrischen Truppen energisch been<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>. Zwanzig Menschen starben im<br />

KugelhageI.<br />

Versierte Nahostbeobachter sehen in<br />

diesem Blutbad ebenso einen Ausdruck<br />

<strong>de</strong>r Machtkämpfe in Teheran wie in <strong>de</strong>r<br />

Schießerei von Wien am 14. Juli.<br />

Mordopfer Ghassemlou hatte die Gefahr<br />

geahnt: In einem Interview, das er <strong>de</strong>m<br />

österreichischen Kur<strong>de</strong>n-Spezialisten Ferdin<strong>and</strong><br />

Hennerbichler zur Jahreswen<strong>de</strong> für<br />

die "Wiener Zeitung" gewährte, erklärte<br />

<strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>r Iran-Kur<strong>de</strong>n nicht nur ausdrücklich<br />

seine Präferenz für Rafs<strong>and</strong>jani<br />

("Der Mann. <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Iran auch in Zukunft<br />

kontrollieren wird"), er wies auch auf die<br />

Gegenkräfte hin: .,Zum Beispiel Premier<br />

Mussavi und Innenminister Mohtashemi -<br />

bei<strong>de</strong> sind, sagen wir, sehr radikaI." Einen<br />

aus dieser Gruppe <strong>de</strong>r Hardliner hatte<br />

IGhassemlou vergessen: <strong>de</strong>n <strong>Information</strong>s-<br />

: und Sicherheitsminister Reyshari. Dem<br />

. unterst<strong>and</strong> jener hohe Geheimdienstler<br />

a MUstafa (Haji) Ajvadi, zuständig für das<br />

~ Kur<strong>de</strong>ngebiet, <strong>de</strong>r Ghassemlou in Wien<br />

als einer <strong>de</strong>r zwei Verh<strong>and</strong>ler gegenübertrat.<br />

Der Rafs<strong>and</strong>jani-Mann Saharoodi<br />

wur<strong>de</strong> verletzt. Ajvadi entkam. •<br />

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