Information and liaison bulletin - Institut kurde de Paris

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Die kurdische Frage bleibt aktuell
Wahlen in der Region der Minderheit im Irak haben die Repression nicht beendet
Von Heiko Flottau
Kairo, 12. September - Die irakisehe Regierung
meldet einen Erfolg: Ein historischer
Schritt sei getan, in der "autonomen
Region" Kurdistan hätten einheimische
Kurden ihr regionales Parlament gewählt,
30 von 50 Sitzen seien von der in Bagdad
regierenden Baath-Partei gewonnen worden.
~in ScJ:u'itt zur Befriedung einer unruhigen
Gegend sei getan, könnte man
meinen.
Die Wirklichkeit indessen sieht anders
aus. Im Golfkrieg haben irakisehe Kurden
den Iran unterstützt - um sich für viele
Demütigungen zu rächen, die sie durch
das Regime Saddam Husseins erlitten
hatten, vor allem aber in der falschen
Hoffnung, ein siegreicher Iran werde
ihnen, den Kurden, endlich wahre Autonomie
bringen. Kaum war indessen am
20. August 1988 der Waffenstillstand im
Go1fkrieg in Kraft, startete Saddam
Hussein eine neue Kampagne: diesmal
ging es gegen die Kurden im nordöstlichen
90
Teil des Irak. Viele v,"Urden getötet, viele
wurden verscWeppt, Häuser und Dörfer
wurden zerstört. erntereife Felder abgebrannt.
Schon während des Krieges hatte das..
Regime Saddam Husseins damit begonnen;'
Kurden aus ihrer Heimat"m, verschleppen,
bis in die unwirtlichen, unerträglich
heißen Wüstengebiete an der
kuwaitischen und saudischen Grenze.
Ebenfalls hatte der Irak - damals aus
militärischen Gründen wohl zu rechtfertigen
- begonnen, im irakischen Teil Kurdistans
zur iranischen Grenze hin eine Art
Sicherheitszone einzurichten. Noch während
des Krieges waren mehr als 4000
Kurden bei einem irakischen Giftgasangriff
in Halabja getötet worden. Behauptungen.
daß auch in der Kampagn~
nach dem Waffenstillstand Giftgas gegen
die Kurden angewendet worden sei, konnten
die Iraker nicht recht widerlegen.
Im ersten Jahr des Waffenstillstandes
gingen - unter häufigen Protesten von
MenschenrechtsVereinigungen, aber unter
weitgehendem Stillschweigen der Regierungen
- die Zwangsumsiedlungen aus
Irakisch-Kurdistan weiter. Siedlungen
wurden systematisch vernichtet, ein Teil
der Einwohner mußte in künstliche, von
Armee und BaaLIJ.-:o.lilizbewachte Betonwohnblocks
in der Nähe der gut zu überwachenden
kurdischen Städte Sulei-
manya und Erbil umziehen. Noch schlimmer
traf es jene, die in die heißen Regionen
des irakisehen Südens weit entfernt
von ihren angestammten Wohnsitzen deportiert
wurden. Insgesamt 250 000 der
etwa vier Millionen irakisehen Kurden
werden derzeit allein innerhalb des Nordirak
umgesiedelt - in 22 streng bewachte
Internierungszentren.
Das Regime Saddam Husseins will, so
scheint es, das sogenannte ..kurdische Problem"
ein für allemal lösen. indem es, so
muß man die Ereignisse wohl deuten. die
kurdische Bevölkerung ihrer Identität beraubt,
sie in den dünnbesieàelten Irak
disloziert und die in Kurdistan Gebliebenen
unter strenge militärische Bewachung
stellt.
Neun bis zehn Millionen Kurden leben
in der Türkei, wo sie keine autonomen
Rechte haben und wo sie in der Gesellschaft
nur aufsteigen können. wenn sie
ihrer Nationalität entsagen. Vier bis fünf
Millionen Kurden leben im Iran, etwa
. 600 000 in Syrien. 200 000 Kurden zählt die
INTERNATIONAL
23./24.9.1989
HE.
25 Hurt in Baghdad Grenade Attack
CAIRO (Reuters) - Twenty-five persons were injured when three
gre':ladesexploded in the garden of an expatriate social club in the Iraqi
capital, Baghdad, on Wednesday, 'a British Embassy spokesman said
Friday.
The grenades were thrown over a wall around the British Club on the
east bank of the Tigris River and exploded among dozens of people
watching a film in Ùle garden, said the spokesman, contacted by telephone
from Cairo. No one was killed but a nine-year-old Polish boy was
seriously hurt. Canadians, Irish. Yugoslavs and Britons were among the
Injured.
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25.9.1989
• Iraq Attacks Kurd Bases
The Iraqi Army has launched a
new offensive against Kurdish
guerrillas near the Iranian border,
the first major assault in a year, The
Associated Press reponed from
Nicosia. quoting a guerrilla spokesman.
The spokesman of the outlawed
Patriotic Union of Kurdistan said
Saturday that an anny division,
supponed by artillery and helicopter
gunships, had sought to encircle
the region controlled by the guerrillas
and move in to capture Kurdish
bases.
Sowjetunion. Das über fünf Staaten zerstreute
Volk ging leer aus, als diese Staaten
nach dem Ersten Weltkrieg teilweise
aus der Erbmasse des auseinandergebrochenen'Osmanischen
Reiches entstanden.
In den Friedensvertrag der Alliierten mit
der Türkei von Sevrès (1920) sollte ein
armenischer und ein kurdischer Staat aufgenommen
werden. Der Vertrag scheiterte
an Kemal Atatürk, der gegen Interventionen
aus dem Ausland kämpfte, um einen
türkischen Staat mit einem einheitlichen
türkischen Staatsvolk zu gründen. Im Vertrag
von Lausanne war 1923 dann von
nationalen Staaten der Armenier und
Kurden nicht mehr die Rede.
:o.lanche Staaten des Nahen Ostens sind
koloniale Kunstgebilde. Ein kurdischer
Staat hätte sich auf ein Volk mit einem
geschlossenen Siedlungsraum. einer eigenen
Sprache und einer eigenen Kultur
gestützt. Der Staat existiert nicht. Deshalb
bleibt die ..kurdische Frage" aktuell - trotz
der Unterdrückung in der Türkei und trotz
der Rep' .-.;sionen Saddam Husseins .
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