Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris
Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris
Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Revue <strong>de</strong> Presse-Press Review-Berhevoka Çapê-Rivista Stampa-Dentro <strong>de</strong> la Prensa-Baszn Öz<strong>et</strong>i<br />
ÖSTERREICH<br />
Nur kein<br />
Aufsehen<br />
VVienerSpittenpolitikergeraten<br />
nach <strong>de</strong>m Berliner<br />
Mykonos-Urteil in Bedrängnis,<br />
weil sie 1989 ein iranisches<br />
Mordkommandoausreisen ließen.<br />
InWien zählt immer noch die Etik<strong>et</strong>te.<br />
"Im Konvoi erfolgte die Abfahrt von<br />
<strong>de</strong>r Botschaft", bericht<strong>et</strong> <strong>de</strong>r Inspektor<br />
Rossegger in einem internen Aktenvermerk<br />
<strong>de</strong>s staatspolizeilichen Büros <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>spolizeidirektion Wien.<br />
" Vorneweg fuhr ein "Lotse <strong>de</strong>r Verkehrsabteilung",<br />
zu. <strong>de</strong>utsch: ein Polizist auf<br />
einer schweren BMW, dahinter folgten<br />
unter an<strong>de</strong>rem die "Botschaftsfahrzeuge<br />
WO 32 und WO 32.001".<br />
1S Minuten später, nach<br />
<strong>de</strong>m "Eintreffen am Flughafen<br />
Wien-Schwechat", saß<br />
man noch einmal im "Son<strong>de</strong>rgastraum"<br />
zusammen,<br />
<strong>de</strong>m VIP-Zentrum. Die Piloten<br />
<strong>de</strong>r bereits abflugbereiten<br />
Linienmaschine mußten,<br />
wie bei wichtigen Gästen üblich,<br />
warten, ehe ein eigener<br />
"Autobus zum Flugzeug"<br />
fuhr, wo "die Verabschiedung<br />
durch <strong>de</strong>n Botschafter" stattfand.<br />
So gibt es das Protokoll<br />
penibel wie<strong>de</strong>r.<br />
Bei diesem. Zeremoniell, Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt KIestIl<br />
"das einem Staatsbesuch<br />
glich, fehlte nur noch die Ehrenkompanie",<br />
höhnt P<strong>et</strong>er Pilz, ein grüner Parlamentsabgeordn<strong>et</strong>er<br />
mit Insi<strong>de</strong>r-Kontakten zur<br />
,Staatspolizei.<br />
Mit <strong>de</strong>m bislang unter Verschluß gehaltenen<br />
Schriftstück (I-Pos 4001ll1alls/89 res)<br />
kann Pilz schlüssig bew.eisen, daß sich die<br />
290<br />
Republik Österreich im Juli 1989 einen Walter Nevoral in einem Aktenvermerk<br />
Fauxpas <strong>de</strong>r Extraklasse leist<strong>et</strong>e: So hö- am 19. Juli, hält aber auch fest, daß "<strong>de</strong>r<br />
fisch vornehm wur<strong>de</strong> damals keineswegs Staatsanwalt keinen Haftantrag stellt" .<br />
ein geschätzter Gast <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s eskortiert, Am selben Tag mel<strong>de</strong>t ein S~tspoli:iist, ,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Iraner Mohammed Dschaafa~ im Innenstadthotel Wandl hätten. sich ,;i6<br />
ri-Sahrarudi, gegen <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r dringen<strong>de</strong> Ver- iranische Dienstpaßinhaber" einquartiert,<br />
dacht bestand, drei Exilkur<strong>de</strong>Ii ermor<strong>de</strong>t "die laut Vermutung von Hotelbedienst<strong>et</strong>en<br />
zu haben. Polizei, Justiz, Spitzenbeamteeiner militärischen Gruppe zugeordn<strong>et</strong><br />
<strong>de</strong>s Außenministeriums, und sogar Regie- wer<strong>de</strong>n könnten". In einem weiteren Berungsmitglie<strong>de</strong>r<br />
wußten davon - unddiericht "wird bemerkt", daß die Gäste nur<br />
meisten waren wohl über die Ausreise <strong>de</strong>, mit zwei Gepäckstücken unterwegs seien<br />
Luxe heilfroh:<br />
und "bis dato offensichtlich keine touristi-<br />
"Nur kane Wellen", nur kein Aufsehèn, schen Aktivitäteri ges<strong>et</strong>zt haben", obwohl<br />
hieß das Motto fast acht Jahre lang. Doch sie"sich als Touristen ausgeben".<br />
seit <strong>de</strong>utsche Richter im Mykonos-Prozeß.. Während die Wiener Staatspolizei eifnach<br />
<strong>de</strong>m Mord an vier kurdischen Politi-. rig ermittelt, haben sich die politischen<br />
kern in Berlin "aufrechten Gang bewie- Entscheidungsträger . längst zu einer<br />
sen", wie die Wiener Tageszeitung DER "Appeasementpolitik gegenüber Staats-<br />
'STANDARD kommentierte, schlagen in <strong>de</strong>r' terroristen" durchgerungen, erklärt <strong>de</strong>r<br />
Alpenrepublik die Wogen hoch, zumal es investigativ tätige Abgeordn<strong>et</strong>e Pilz.<br />
in <strong>de</strong>r Urteilsbegründung hieß: "Der rote Doch die mutmaßlichen Täter wer<strong>de</strong>n<br />
Fa<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die Geschehnisse von Wien und nichtverhaft<strong>et</strong> und vor. Gericht gestellt,<br />
Berlin verbin<strong>de</strong>t, ist unübersehhar." son<strong>de</strong>rn sie dürfen sich in die iranische<br />
Am 13. Juli 1989, neun Tage vor <strong>de</strong>m'<br />
Botschaft zurückziehEm. Als Sahrarudi wie<br />
skandalträchtigen Abflug aUs Schwechat, ein Staatsgast das Lanc~ verläßt;. ver- .<br />
hatte vermutlich Sahrarudi, gemeinsam mit schwin<strong>de</strong>n auch die befremdlichen Reizwei<br />
persischen Komplizen, sen<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Hotel Wandl.<br />
in einer Privatwohnung im Stolz mel<strong>de</strong>t einige Tage später Radio<br />
3. Wiener Gemein<strong>de</strong>bezirk Teheran, <strong>de</strong>r "große Kämpfer" Moham<strong>de</strong>n<br />
damaligen Chef <strong>de</strong>r Kur- med Dschaafari-Sahrarudi sei in die Heidischen<br />
Demokratischen Par- mat zurückgekehrt. Erist als Offizier <strong>de</strong>r<br />
tei, Abd el-Rahman Ghas- Pasdaran, <strong>de</strong>r regim<strong>et</strong>reuen Revolutionssemlou,<br />
sowie seine bei<strong>de</strong>n gar<strong>de</strong>n, im Mullah-Staat ein einflußreicher<br />
Berater Abdallah Gha<strong>de</strong>ri und prominenter Mann. '<br />
. !*... und Fa<strong>de</strong>l Rasoul erschossen. En<strong>de</strong> November folgt ihm Bosorgilin,:<br />
~ Ghassemlou lief offensicht- <strong>de</strong>r sich monatelang in <strong>de</strong>r Botschaft Irans<br />
',' ~ lich in eine Falle: Er glaubte, versteckt gehalten hat. Kaum wird die<br />
1V\~i~~in <strong>de</strong>m unauffälligen Wohn- Überwachung durch die österreichischen<br />
~ haus mit einer hochrangigen Beamten gelockert, verschwin<strong>de</strong>t er - erst<br />
ill iranischen Regierungs<strong>de</strong>lega- dann stellen die Behör<strong>de</strong>n internationale<br />
~ tion geheim über die Auto- Haftbefehle aus.<br />
nomie seines Volkes verhan- Lediglich einige "polizeiliche Pannen"<br />
<strong>de</strong>in zu können. will <strong>de</strong>r damalige Innenminister Franz<br />
Ein Iraner kann entkommen, Sahrarudi Löschnak einräumen, doch die Akten<br />
wur<strong>de</strong> durch einen Querschläger verl<strong>et</strong>zt scheinen ihn zu wi<strong>de</strong>rlegen. So hielt <strong>et</strong>wa<br />
und mit seinem Landsmann Amir Richter P<strong>et</strong>er Seda im Juli 1989 die Interaosorgian<br />
von <strong>de</strong>r Polizei aufgegriffen. vention <strong>de</strong>s Chefs <strong>de</strong>r Staatspolizei fest,<br />
Bosorgian wollte während <strong>de</strong>s Blutbads <strong>de</strong>r" versuchte, mich zu veranlassen, kei- '<br />
zum "Essenholen" bei McDonald's gewe- ne Haftbefehle gegen Personen auszustel-<br />
,sen sein; Sahrarudi galt zunächst selbst als len, die sich in <strong>de</strong>r iranischen Botschaft be-<br />
"Opfer; obwohl sich diè -bei<strong>de</strong>n .iranerin . fin<strong>de</strong>n, und begrün<strong>de</strong>t dies mit <strong>de</strong>r Gefahr<br />
<strong>de</strong>utliche Wi<strong>de</strong>rsprüche verwickelten.diplomatischer Verwicklungen" .<br />
. Schon nach wenigen Tagen liegen er- Tatsächlich intervenierte <strong>de</strong>r iranische,<br />
drücken<strong>de</strong> Beweise vor: Die Tatwaffen .Botschafter Hossein Noghrehkar Shirazi.<br />
wer<strong>de</strong>n gemeinsam mit Fahrzeugpapieren im Wiener Außenminisferium <strong>et</strong>wa ein<br />
eines Suzuki-Motorrads gefun<strong>de</strong>n, ein Zeu- dutzendmal. und drohte "mit ziemlicher<br />
ge i<strong>de</strong>ntifiziert Sahrarudi als Käufer. "Ich Klarheit", daß "es gefährlich wer<strong>de</strong>n könnschlage<br />
vor, einen Haftbefehl auszustel- te für die Österreicher in Iran", erinnert .<br />
len", notiert <strong>de</strong>r Staatspolizist Oberra.t .sich <strong>de</strong>r Spitzenbeamte Erich Maximilian<br />
Schmidt.