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Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

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Revue <strong>de</strong> Presse-Press Review-Berhevoka Çapê-Rivista Stampa-Dentro <strong>de</strong> la Prensa-Basm Öz<strong>et</strong>i<br />

Haus <strong>de</strong>r Jugend in Hamburg-Barmbek das<br />

Land vor bürgerkriegsähnlichen Szenen<br />

schützen, nach<strong>de</strong>m nicht nur in Hamburg,<br />

son<strong>de</strong>rn auch im nie<strong>de</strong>rsächsischen Gifhorn<br />

und in Frankfurt/Main Türken und<br />

Aussiedler aufeinan<strong>de</strong>r einprügelten.<br />

Die Anlässe <strong>de</strong>r Ethno-Fights sind banal,<br />

oft genügt ein falscher Blick, ein falsches<br />

Wort, und die Ehre ist verl<strong>et</strong>zt - mit oft<br />

unabsehbaren Folgen für <strong>de</strong>n Kontrahenten.<br />

"Du mußt so hart wie möglich vorgehen,<br />

um in Ruhe gelassen zu wer<strong>de</strong>n", sagt Ramazan,<br />

Mitglied einer türkischen Jugendgang<br />

in Berlin-Kreuzberg. Schlägereien<br />

gehören für ihn zum Alltag, in Messerstechereien<br />

war er schon oft verwickelt, und<br />

auch mit Schußwaffen versteht <strong>de</strong>r 17jährige<br />

umzugehen. Seine Narben zeigt er wie<br />

Kriegsv<strong>et</strong>eranen ihre Or<strong>de</strong>n, viel mehr hat<br />

er nicht zu bi<strong>et</strong>en.<br />

Mit 16Jahren hat er die Hauptschule absolviert,<br />

auf 20 Bewerbungen um eine<br />

Lehrstelle als Elektromechaniker bekam er<br />

20 Absagen. Halt gibt ihm nur seine Gruppe,<br />

<strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>rn Polizeiverhöre meist<br />

vertrauter sind als Bewerbungsgespräche.<br />

Fehlen<strong>de</strong>n sozialen Erfolg ers<strong>et</strong>zen die<br />

Jungs in <strong>de</strong>n Türkenban<strong>de</strong>n, ebenso wie<br />

ihre Kontrahenten, durch Kriminalität.<br />

"Ihr sagt zu uns Scheißtürken, dann<br />

machen wir j<strong>et</strong>zt auch Scheiße", verkün<strong>de</strong>t<br />

Hayr<strong>et</strong>tin, Ex-Mitglied <strong>de</strong>r "Turkish<br />

Power Boys" in Frankfurt. Wer <strong>de</strong>n Schutz<br />

<strong>de</strong>r Gruppe sucht, die allein eine halbwegs<br />

sichere I<strong>de</strong>ntität garantiert, muß<br />

ständig zu Gewalt bereit sein (siehe Interview<br />

Seite 88).<br />

Die entsprechen<strong>de</strong>n Taten machen immer<br />

wie<strong>de</strong>r Schlagzeilen:<br />

~ Am 20. März stach <strong>de</strong>r 16jährige Hüseyin<br />

D. zwei Libanesen nie<strong>de</strong>r und verl<strong>et</strong>zte<br />

einen von ihnen tödlich. Grund:<br />

Einer <strong>de</strong>r Libanesen hatte die <strong>de</strong>utsche<br />

Freundin <strong>de</strong>s Türken angeblich aufdringlich<br />

angestarrt.<br />

~ Im Oktober 1996 schlug ein 20jähriger<br />

Türke in einem Park in Berlin-Kreuzberg<br />

einen <strong>de</strong>utschen Jogger<br />

brutal zusammen. Der<br />

Läufer hatte sich darüber<br />

beschwert, daß <strong>de</strong>r Türke<br />

mit seinem Merce<strong>de</strong>s auf einem<br />

für Spaziergänger bestimmten<br />

Weg fuhr.<br />

~ Im Oktober 1995 fiel in Ber-<br />

Iin-Friedrichshain eine Ban<strong>de</strong><br />

türkischer Jugendlicher<br />

mit Messern und Latten<br />

über <strong>de</strong>n lsjährigen Sebastian<br />

E. her. Die Täter stachen<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Schüler 21rnal mit<br />

Messern in Brust und Bauch. Das Opfer<br />

überlebte.<br />

~ Im Mai 1996 überfielen 20 junge Türken<br />

und Bosnier mit <strong>de</strong>m Ruf "Wir hassen<br />

Deutsche" Besucher einerTechno-Party<br />

in München-Riem und raubten die Gäste,<br />

15- und 16jährige Jugendliche, aus.<br />

"Du kriegst<br />

sofort eine aufs<br />

Maul, aber<br />

es ist mehr<br />

Ann gegen<br />

Reich als<br />

Ausländisch<br />

gegen Deutsch"<br />

, .<br />

Titel<br />

~1\ . . ~'..<br />

,<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ju.endgan. "Warriors" In Berlin: Straßenkampf <strong>de</strong>r Hoffnungslosen<br />

~ Der Überfall eines 30 Mann starken türkischen<br />

Terrortrupps auf eine F<strong>et</strong>e in<br />

Berlin-Kreuzberg en<strong>de</strong>te für einen jungen<br />

Thai tödlich - er wur<strong>de</strong> mit einer<br />

angespitzten Eisenstange durchbohrt.<br />

Sechs weitere Gäste erlitten schwere<br />

Verl<strong>et</strong>zungen durch Messerstiche.<br />

Weniger spektakuläre Attacken wie<br />

das "Abziehen" teurer, imag<strong>et</strong>rächtiger<br />

Designer- und Markenkleidungsstücke<br />

gehören für viele<br />

Jugendliche längst zum Alltag.<br />

Tim und Florian, bei<strong>de</strong> 17,<br />

aus <strong>de</strong>m vornehmen Hamburger<br />

Stadtteil Othmarschen,<br />

wissen, daß ihre Gar<strong>de</strong>robe<br />

(Chiernsee-Daunenwesten,<br />

Diesel-Jeans und Timberland-<br />

Stiefel, Gesamtwert um die<br />

1000 Mark) begehrt ist. Ihr<br />

Freund Patrick wur<strong>de</strong> vor einem<br />

halben Jahr von "vier<br />

o<strong>de</strong>r fünf Türken bis auf die Unterhose<br />

ausgezogen". Das habe aber nicht viel zu<br />

sagen, meint l1Dl cool, "es ist mehr Arm gegen<br />

Reich als Ausländisch gegen Deutsch".<br />

Arvid, 19, Schüler aus Hamburg-Altona,<br />

sieht das ähnlich, glaubt aber <strong>de</strong>nnoch,<br />

daß ein "Zugangsstopp" sinnvoll sei. "Die<br />

sind einfach, wie sie sind" , sagt er, "wenn<br />

DER SPIEGEL 16/1~97<br />

du einen aus Versehen anrempelst, kriegst<br />

du sofort eine aufs Maul - und wenn du<br />

einmal gewinnst, dann verlierst du hun<strong>de</strong>rtprozentig<br />

beim nächstenmal. Die tr<strong>et</strong>en<br />

nämlich immer in Ru<strong>de</strong>ln auf."<br />

Am "ätzendsten" fin<strong>de</strong>t Arvid, wenn<br />

seine Freundin in <strong>de</strong>r Disko von Türken<br />

angemacht wird: "Die gehen auf die Frau<br />

los, und du stehst blöd da, weil du auch vor<br />

<strong>de</strong>r Freundin <strong>de</strong>r Arsch bist."<br />

Hinter <strong>de</strong>n scheinbar beliebigen Auseinan<strong>de</strong>rs<strong>et</strong>zungen<br />

steckt ein Spannungsfeld,<br />

aus <strong>de</strong>m heraus sich erhebliche gesellschaftliche<br />

Sprengkraft entwickeln<br />

kann.<br />

So hat sich die Zahl <strong>de</strong>r beschäftigungslosen<br />

Auslän<strong>de</strong>r in Deutschland seit<br />

1991 mehr als verdoppelt. In <strong>de</strong>n alten<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn sind <strong>de</strong>rzeit 21,6 Prozent<br />

von ihnen erwerbslos. Der Abbau von<br />

Arbeitsplätzen in traditionellen Wirtschaftszweigen<br />

wie <strong>de</strong>r Stahl- und Automobilindustrie<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bergbau hat gera<strong>de</strong><br />

die Türken beson<strong>de</strong>rs hart g<strong>et</strong>roffen.<br />

Übten 1973 noch 91 Prozent <strong>de</strong>r in<br />

Deutschland leben<strong>de</strong>n Türken eine sozialversicherungspflichtige<br />

Tätigkeit aus,<br />

waren es 1993 nur noch 29 Prozent - auch<br />

weil viele Gastarbeiter ihre Familien nach<br />

Deutschland geholt haben. Sie müssen<br />

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