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Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

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Revile <strong>de</strong> Presse-Press Review-Berhevoka Çapê-Rivista Stampa-Dentro <strong>de</strong> la Prensa-Baszn Öz<strong>et</strong>i<br />

Gesprächspartner<br />

Welajati, Kinkel (1994, in 80nn): "Ruhig Blut, nichts a1zheizen"<br />

"die falschen Anschuldigungen": "Dieser<br />

Prozeß ist politisch gefärbt. "<br />

Und Staatspräsi<strong>de</strong>nt Rafsandschani<br />

drohte während <strong>de</strong>s Freitagsgeb<strong>et</strong>es zwar<br />

mit Konscqucnzen aus eincm Urteil, das<br />

als "schamloser Akt in die Geschichte eingehen"<br />

wer<strong>de</strong>. Bonn solle sich schon mal<br />

auf <strong>de</strong>n Verlust von "Privilegien" in seinem<br />

Lan<strong>de</strong> einstellen. Iran sei für<br />

Deutschland und Europa wichtiger als umgekehrt.<br />

Doch die Demonstration vor <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Botschaft am vergangenen Freitag<br />

verlief noch friedlich. 2000 Demonstranten<br />

skandierten "Nie<strong>de</strong>r mit Deutschland"<br />

und for<strong>de</strong>rten eine Entschuldigung <strong>de</strong>r<br />

Bonner Regierung sowie <strong>de</strong>n Abbruch <strong>de</strong>r<br />

politischen und ökonomischen Beziehungen.<br />

300 iranische Polizisten riegelten dic<br />

<strong>de</strong>utsche Mission ab.<br />

Die vergleichsweise gemäßigte Reaktion<br />

dürfte mit <strong>de</strong>r schweren inneren Krise <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s zu erklären sein, auch wenn Staatspräsi<strong>de</strong>nt<br />

Rafsandschani seit Monaten <strong>de</strong>monstrativ<br />

Staudämme einweiht, Eisenbahnstrcckcn<br />

eröffnct und zu Fabrikeinweihungen<br />

reist, um die wirtschaftliche<br />

Wen<strong>de</strong> zu markieren: Die Industrieanlagen<br />

Irans laufen mit halber Kraft, weil es an<br />

Ersatzteilen fehlt. Die Arbeitslosenquote<br />

liegt bei 30 Prozent.<br />

Das iranische Volk sei ohne Hoffnung,<br />

,.erschöpft und ruiniert", klagt <strong>de</strong>r im vergangenen<br />

Jahr aus Iran geflohene Schriftsteller<br />

Abbas Maroufi (siehe Seite 148). Regimekritiker<br />

wie <strong>de</strong>r im Exilleben<strong>de</strong> Führer<br />

<strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstandsbewegung "Flagge <strong>de</strong>r<br />

Freiheit", Manucher Ganji. glauben <strong>de</strong>nn<br />

auch, daß das Regime eine weitere Eskalation<br />

o<strong>de</strong>r schwere Krisen vermei<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>:<br />

"Eine Bes<strong>et</strong>zung <strong>de</strong>r Botschaft wie<br />

1979 die Aktion gegen die US-Vertr<strong>et</strong>ung"<br />

hält er für ausgeschlossen (siehe Interview<br />

Seite 24).<br />

Zu abhängig ist Iran, schwer g<strong>et</strong>roffen<br />

vom US-Embargo, von <strong>de</strong>n Warenliefe.<br />

Mykonos-Richter Kubsch<br />

Lob aus Amerika<br />

Geheimdienstchef Fallahian<br />

Zur Fahndung ausgeschrieben<br />

rungen <strong>de</strong>r Europäer. Noch immer sind die<br />

Deutschen, wenn auch auf niedrigem Niveau,<br />

<strong>de</strong>r wichtigste Han<strong>de</strong>lspartner <strong>de</strong>s<br />

Regimes in Nahost. Trotz aller Drohgebär<strong>de</strong>n<br />

Rafsandschanis: Ein Abbruch <strong>de</strong>r Wirtschaftsbeziehungen<br />

wür<strong>de</strong> vor allem Iran<br />

selbst scha<strong>de</strong>n.<br />

Dennoch wollen die Europäer auf die<br />

amerikanische Politik <strong>de</strong>r "aktiven Eindämmung"<br />

und <strong>de</strong>s scharfen Wirtschaftsboykotts<br />

vorerst nicht einschwenken. Kinkei:<br />

"Da bleibt <strong>de</strong>r alte Dissens zwischen<br />

uns bestehen."<br />

Sorgfältig wer<strong>de</strong>n Signale registriert, die<br />

Amerikaner selbst wollten ihre e>.1remharte<br />

Linie aufweichen. US-Außenministerin<br />

Ma<strong>de</strong>leine Albright räumte erst vor kurzem<br />

ein: Im Grun<strong>de</strong> seien bei<strong>de</strong> gescheitert<br />

- die Europäer mit ihrem kritischen Dialog<br />

und die Amerikaner mit ihrem kritischen<br />

Schweigen.<br />

,.In einigen Tagen sieht die Welt wie<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>rs aus", so machte sich Kinkel bereits<br />

neuen Mut. Zunächst so)) die iranische<br />

Präsi<strong>de</strong>ntschaftswahl im Mai abgewart<strong>et</strong><br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Doch Gefahr droht erneut von <strong>de</strong>r unabhängigen<br />

Justiz: Bislang hatten an<strong>de</strong>re<br />

europäische Staaten über iranische Attentate<br />

meist großzügig hinweggesehen. Tatverdächtige<br />

wur<strong>de</strong>n ohne Prozeß abgeschoben.<br />

J<strong>et</strong>zt hoffen die Karlsruher Fahn<strong>de</strong>r,<br />

ihr Vorbild könne Schule machen.<br />

Frankreich will <strong>de</strong>m von Bonn ausgelieferten<br />

Geschäftsmann Ahmad Jevhouni<br />

<strong>de</strong>n Prozeß machen. Der 61jährige' soll in<br />

die Ermordung <strong>de</strong>s einstigen Staatssekr<strong>et</strong>ärs<br />

Resa Masluman im vergangenen<br />

Jahr in <strong>Paris</strong> verwickelt sein - im Auftrag<br />

Teherans.<br />

In Jcyhounis Bonner Vi<strong>de</strong>othek gingen<br />

Geheimdienstler aus <strong>de</strong>r nahe gelegenen<br />

iranischen Botschaft ein und aus - zu seinen<br />

Kontaktleuten gehörte auch Morteza<br />

Gholami. Der Mullah-Diplomat soll nach<br />

Verfassungsschutz-Erkenntnissen auch "fe<strong>de</strong>rführend"<br />

bei <strong>de</strong>n Plänen für das Mvkonos-Massaker<br />

b<strong>et</strong>eiligt gewesen sein ..<br />

In Deutschland ermittelt die Bun<strong>de</strong>sanwaltschaft<br />

bereits gegen weitere iranische<br />

Geheimdienstler - ebenfalls wegen <strong>de</strong>r<br />

Mykonos-Mor<strong>de</strong>. Gegen zwei Libanesen<strong>de</strong>n<br />

mutmaßlichen Beschaffer <strong>de</strong>s Fluchtwagens<br />

und <strong>de</strong>n Waffenlieferanten - bestehen<br />

bereits Haftbefehle. Nach <strong>de</strong>m<br />

flüchtigen Haupttäter Abdolrahman Banihaschemi<br />

wird ebenfalls gefahn<strong>de</strong>t. Als Belohnung<br />

für das Massaker schenkten ihm<br />

die Mullahs einen Merce<strong>de</strong>s.<br />

Und auch <strong>de</strong>r Regierung in Teheran<br />

droht neues Ungemach. Zwar wer<strong>de</strong>n Religionsführer<br />

Chamenei und Staatspräsi<strong>de</strong>nt<br />

Rafsandschani um ein Ermittlungsverfahren<br />

wohl herumkommen. Die völkerrechtlichen<br />

Hür<strong>de</strong>n für Verfahren ge-<br />

~ gen Staatsoberhäupter sind zu hoch. Ein<br />

Haftbefehl gegen <strong>de</strong>n religiösen Führer<br />

wür<strong>de</strong> zu<strong>de</strong>m unübersehbare Gefahren<br />

heraufbeschwörcn.<br />

Doch für <strong>de</strong>n Außenminister könnte es<br />

eng wer<strong>de</strong>n. Wie <strong>de</strong>r bereits zur Fahndung<br />

ausgeschriebene Geheimdienstchef Fallahian<br />

besitzt Welajati wohl als einfacher Minister<br />

keine "Staatenimmunität" - <strong>de</strong>r Weg<br />

für einen Haftbefehl wäre <strong>de</strong>mnach frei.<br />

Für Außenminister Kinkel und <strong>de</strong>ssen<br />

europäische Kollegen wäre das allerdings<br />

ein schwerer Schlag. Welajati ist Doyen <strong>de</strong>r<br />

Außenminister <strong>de</strong>r islamischen Staaten.<br />

Ein Haftbefehl gegen ihn wür<strong>de</strong> in sämtlichen<br />

moslemischen Län<strong>de</strong>rn als Provokation<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. •<br />

DER 5P'EGEL 16/1997<br />

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