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Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

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Revue <strong>de</strong> Presse-Press Review-Berlzevoka Çapê-Rivista Stampa-Dentro <strong>de</strong> la Prensa-Basl11 Öz<strong>et</strong>i<br />

rer Chamenei als vergleichsweise liberal;<br />

er hat immer alif eine vorsichtige Annäherung<br />

an <strong>de</strong>n Westen hingearbeit<strong>et</strong>.<br />

GaRii: Wenn Rafsandschani wirklich ein<br />

eher mo<strong>de</strong>rater Politiker wäre, müßte er<br />

j<strong>et</strong>zt auftrumpfen können. Denn vor solch<br />

einer Konfrontation hatte er immer gewarnt.<br />

Die Folgen könnteer nun <strong>de</strong>n<br />

Kompromißlosen um Chamenei anlasten.<br />

SPIEGEL: Wird Teheran es bei rh<strong>et</strong>orischer<br />

Urteilsschelte belassen. o<strong>de</strong>r sind Vergelturigsmaßnahmen<br />

zu befûrchten?<br />

GaRii: Die <strong>de</strong>utsche Hagge herunterreißen<br />

o<strong>de</strong>r Drohungen gegen <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

Richter in Berlin ausstoßen - das gehört<br />

zu <strong>de</strong>n Ritualen. Aber eine Bes<strong>et</strong>zung <strong>de</strong>r<br />

Botschaft - wie 1979 die Aktion gegen<br />

die US-Vertr<strong>et</strong>ung - halte ich für ausgeschlossen.<br />

Die heutige Führung ist zu<br />

schwach, um so <strong>et</strong>was durchhalten zu<br />

können. Ich bin sicher, daß die Proteste<br />

schnell abflauen.<br />

SPIEGEL: Sehen Sie auch keine Gefahr<br />

für die <strong>et</strong>wa 500 Deutschen, die in Iran<br />

leben?<br />

GaRji: Vielleicht wird <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

aus Rache kurzzeitig unter einem Vorwand<br />

festgenommen.<br />

SPIEGEL: Hat die gegenwärtige Staatsführung<br />

die Radikalen wirklich so unter<br />

Kontrolle, daß sie Ausschreitungen auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall verhin<strong>de</strong>rn kann?<br />

GaRii: Wenn das Regime es nicht will,<br />

geschieht auch nichts. Diese ganzen sogenannten<br />

Volksmassen stehen auf <strong>de</strong>r<br />

Gehaltsliste <strong>de</strong>r Regierung. Wer da nicht<br />

spurt, <strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>r Lohn gestrichen.<br />

SPIEGEL: Islamische Fanatiker könnten in<br />

Deutschland Vergeltung üben.<br />

GaRii: Niemand kann vorhersagen, was<br />

Gruppen wie die Hisb Allah planen. Aber<br />

die Teheraner Führung wird sich hun<strong>de</strong>rtmal<br />

überlegen, ob sie sich weitere<br />

Fälle von Staatsterrorismus leisten kann.<br />

SPIEGEL: Die Wirtschaft <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s hat<br />

unter <strong>de</strong>m Mißmanagement <strong>de</strong>r Mullahs<br />

sehr gelitten. Wie lange wird das iranische<br />

Volk noch stillhalten?<br />

GaRii: Wenn Europa nun <strong>de</strong>utlich macht,<br />

daß es mit dieser Führung nichts mehr zu<br />

tun haben will, wird auch die iranische<br />

Bevölkerung mutiger wer<strong>de</strong>n. Die Menschen<br />

wer<strong>de</strong>n ihren Ruf nach Demokratie<br />

verstärken, sie können Wahlen boykottieren<br />

o<strong>de</strong>r Streiks anz<strong>et</strong>teln - und,<br />

wer<strong>de</strong>n die Mullahs irgendwann in die<br />

Knie zwingen.<br />

SPIEGEL: Kann sich <strong>de</strong>r iranische Gottesstaat<br />

überhaupt von innen reformieren?<br />

GaRii: Zu einer Erneuerung ist diese Führung<br />

nicht mehr in <strong>de</strong>'r Lage. Sie hatte<br />

ihre Chance, j<strong>et</strong>zt kann sie nur noch versuchen,<br />

ihren Hals .zu r<strong>et</strong>ten. Die Zeit<br />

läuft ab. Ich gebe ihr nur noch ein paar<br />

Jahre.<br />

ste wur<strong>de</strong>n ignoriert o<strong>de</strong>r öffentlich heruntergespielt.<br />

Bereits 1993 hatte eine Arbeitsgruppe<br />

Iran <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz<br />

(BN) die "Aktivitäten <strong>de</strong>r iranischen<br />

Nachrichtendienste" in Deutschland<br />

ermittelt und beschrieben. D<strong>et</strong>ailliert<br />

schil<strong>de</strong>rten die Beamten, wie Teheran seine<br />

Botschaft in Bann zur Terrorzentrale<br />

ausgebaut hat, wie <strong>de</strong>r Iran in Deutschland<br />

leben<strong>de</strong> Landsleute kontrolliert, mißliebige<br />

Oppositionelle drangsaliert und<br />

Technologie für atomare, chemische und<br />

biologische Waffen zu beschaffen versucht.<br />

Anti<strong>de</strong>utsche Demonstration in Teheran-: ..Schamloser Akt"<br />

Im Oktober 1992, nur einen Monat nach<br />

<strong>de</strong>m Berliner Blutbad, hatten BfV-Spezialisten<br />

bereits ..mehrfache Erkenntnisse"<br />

zusammeng<strong>et</strong>ragen, die für eine<br />

"Steuerung" <strong>de</strong>s Mykonos-Anschlags aus<br />

Teheran sprachen - Erkenntnisse, die sich<br />

für die Verfassungsschützer später zur Gewißheit<br />

verdicht<strong>et</strong>en. Bei <strong>de</strong>n Taten <strong>de</strong>s<br />

Mullah~Regimes, hatte auch das Bun<strong>de</strong>skriminalamt<br />

<strong>de</strong>n Regieren<strong>de</strong>n in Bann<br />

aufgeschrieben, "han<strong>de</strong>lt es sich um Organisierte<br />

Kriminalität höchster Ausprägung".<br />

Solche Erkenntnisse hin<strong>de</strong>rten Kanz-<br />

Ieramtsminister Bernd Schmidbauer in<strong>de</strong>s<br />

nicht, weiterhin ver<strong>de</strong>ckte Beziehun-<br />

. gen mit Teheran zu pflegen - zu Geheimdienstchef<br />

Fallahian auch noch zu einem<br />

Zeitpunkt, als. seine Verwicklung in das<br />

Massaker längst offenkundig war. Kohls<br />

Geheimdienstkoordinator vermittelte so<br />

beini Austausch von Gefangenen in Nahost.<br />

Daß Fallahian massiv wegen<strong>de</strong>s Mykonos~Verfahrens<br />

in Bann vorstellig gewor<strong>de</strong>n<br />

war, konzedierte Schmidbauer<br />

erst vor Gericht~<br />

. ,\m vergangencn Freitag vor <strong>de</strong>r Bonner Botschaft.<br />

Ambivalent wie Schmidbauer, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Mykonos-Prozeß über seine Geheimdienste<br />

mal för<strong>de</strong>rte, mal bremste, verhielt<br />

sich die ganze Bun<strong>de</strong>sregierung. St<strong>et</strong>s<br />

hegte sie diestille Hoffnung, die Karlsruher<br />

Bun<strong>de</strong>sanwaltschaft würqe auf die<br />

Nöte Banns Rücksicht nehmen.<br />

Im März <strong>de</strong>s vergangenen Jahres erwirkten<br />

die couragierten Fahn<strong>de</strong>r jedoch<br />

sogar gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

einen Haftbefehl gegen Fallahian.<br />

Auch von <strong>de</strong>n Finten Irans ließen sich<br />

die Ankläger und das Berliner Gericht<br />

nicht beirren - trotz beispielloser diplomatischer<br />

Pressionen, juristischer Tricks<br />

und Morddrohungen, mit <strong>de</strong>nen Teheran<br />

<strong>de</strong>n Prozeß zu torpedieren suchte. Vor allem<br />

gegen <strong>de</strong>n wichtigen "Zeugen C" - einen<br />

ehemaligen Geheimdienstmann, <strong>de</strong>r<br />

die höhen iranischen Tater benannte - richt<strong>et</strong>e<br />

sich eine massive Desinformationskampagne.<br />

Wohl nie zuvor in <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen<br />

Justizgeschichte sind Richter und Staatsanwälte<br />

<strong>de</strong>rartigem Druck ausges<strong>et</strong>zt wor<strong>de</strong>n.<br />

Organisiert von staatsnahen Religionsgruppen,<br />

zogen im November nach<br />

<strong>de</strong>m Plädoyer <strong>de</strong>r Anklage Demonstranten<br />

vor <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Botschaft in Teheran<br />

auf. Sie attackierten das Gebäu<strong>de</strong> und versuchten,<br />

die <strong>de</strong>utsche Flagge' zu zerreißen.<br />

Mit ihren Vorwürfen gegen Religionsführer<br />

Chamenei habe die Bun<strong>de</strong>sanwaltschaft<br />

"eine Kampfansage an <strong>de</strong>n Glauben unseres<br />

Volkes" erteilt, ereiferte sich die iranische<br />

Regierung.<br />

Überraschend mo<strong>de</strong>rat fielen dagegen<br />

zunächst die Reaktionen En<strong>de</strong> vergangener<br />

Woche aus. Der konservative Parlamentspräsi<strong>de</strong>nt<br />

Ali Akbar Nategh Nuri, aussichtsreicher<br />

Kandidat für die Rafsandschani-Nachfolge,<br />

ließ sich kaum Verbitterung<br />

anmerken und beklagte lediglich<br />

DER SPIEGEL 16/1997<br />

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