Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

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Revue de Presse-Press Review-Berhevoka Çapê-Rivista Stampa-Dentro de la Prensa-Basm Özeti zweimal lebenslang, einer wurde freigesprochen. Zugleich bezichtigen sie die politische und religiöse Führung des Iran explizit des Staatsterrors auf deutschem Boden: Die ..eigentlichen Taturheber und Drahtzieher" des Anschlags im Berliner Lokal Mykonos. bei dem am 17..September 1992 vier iranisch-kurdische Oppositionelle ermordet wurden. seien ohne Zweifel •.staatliche Funktionsträger" des Iran. Es war ein Urteil, zu dem die Bundesregierung schon viel früher hätte kommen müssen. Tatsächlich waren ihr sämtliche Dokumente aus der mehr als dreijährigen Beweisaufnahme längst bekannt. Die moralische Entrüstung. mit der Teheran erst jetzt. nach dem Berliner Urteil. konfrontiert wird, kommt reichlich spät. Die 246 Verhandlungstage. erklärte der Vorsitzende Richter Frithjof Kubsch in seiner Urteilsbegründung, hätten einen tiefen ..Einblick in Entscheidungsabläufe der iranischen staatlichen Führungsspitze gegeben. an deren Ende die Liquidierung von Regimegegnern im Ausland" stehe. Religiös verbrämt. doch aus purem Machtinteresse lasse die iranische Führung politische Gegner ermorden. Beschlossen würden die Taten vom geheimen. außerhalb der Verfassung stehenden ,.Komitee für Sonderangelegenheiten" . Nur den Geheimdienstchef Ali Fallahian, lange Zeit Kontaktmann von Staatsminister Schmidbauer, nannte Richter Kubsch mit Namen. Die übrigen Anstifter - soyiel diplomatische Rücksichtnahme gab es dann doch - wurden lediglich mit ihren Funktionen bezeichnet: Religionsführer Ali Chamenei, Staatspräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani und Außenminister Ali Akbar Welajati. Das Berliner Urteil wird Rechtsgeschichte machen: wegen des persönlichen Muts der Richter und Staatsanwälte. die Morddrohungen und politischen Pressionen widerstanden: wegen des Willens zur Wahrheit, mit dem die Richter die Banner Regierung zur Aufgabe ihrer politischen Leisetreterei nötigten; und auçh wegen der juristischen und politischen Folgen, die dieser Spruch auslöst. Mit einiger Mühe ("Das war nicht einfach"). doch letztlich erfolgreich. brachte Bundesaußenminister Klaus Kinkel noch am Tag des Urteilsspruchs die europäischen Partner auf eine gemeinsame Linie. Damit sollte vermieden werden, daß Bann allein zum Opfer iranischer Reaktionen werden könnte. Die EU-Partner setzten gemeinsam den 1992 von den Regierungschefs in Edinburgh vereinbarten "kritischen Dialog" mit Teheran aus. Dafür gebe es momentan "keine Basis" mehr. Mit Ausnahme Griechenlands wollen sämtliche EU-Staaten ihre • Am D()nnl'roq~t:: \'l'r~angl'lll.'r \Vucht..' in Bl..'rlin bL'i l'I- Ilt'r Dl'Ilwnstr
Revue de Presse-Press Review-Berhevoka Çllpl~-Rivista Stampa-Dentro de la Prensa-Basm Özeti Deutschland "Nur noch den Hals retten" Interview mit dem iranischen Oppositionsführer Manucher Ganji über die Folgen des Mykonos-Urteils für das Regime der Mullahs GanTi. 64, ist Prä.\.itient der OppositI/llls, gruppe "Faillie der Freiheit" und (Jeneralsekretär der iranischeIl Mel/schellrechtsorgtmi.mtuJIl. Der Amcalt. gegen dell inlrall ein Mordbefehl erlassen wurde, diente dem Schah l'OIl 1976 bis 1978 als Erziehllllgsmillister. Seit seiner Flucht aus Iran lebt l'T ',bll'echsdlld in Paris ulld Dallas. SPIEGEL: Die USA, die Iran schon lange als Terrorstaat boykottieren. haben ihre Genugtuung über den Bcrliner Richterspruch geäuHert, die Europäische Union ruft ihre Botschafter aus Teheran zurück - können Isolation und internationaler Druck die religiösen Machthaber zum Einlenken zwingen? Ganjl: Das Urteil trifft Teheran schwer. Nach 18 Jahren Mulbh-Hcrrschaft kommt erstmals ein unabhill'gig'" Gericht, das in dreieinhalb Jahren tiller l/)O Zeugen vernommen hat, zu dl'Il' ~\ hluß, daß Mitglieder der iranisdll'n Staatsführung Terroraktionen steuern. Dem zuständigen Komitee für Sonderangelegenheiten gehören auch der religiöse Führer, der Staatspräsident und der Außenminister an. So eine Schuldzuweisung haI eo;noch nicht gegeben. SPIEGEL: Dt.'r von Bonn propagierte ..kritische Dialog'; warTeherans offenes Fenster zum Westen. Schließt es sich nun endgültig? Gan)l: Dieser sogenannte kritische Dialog hat gar nichts bewirkt. In den letzten sieben .Iahren sind im Ausland doppelt so vicie iranische Regimekritiker ermordet worden wie in den elf Jahren zuvor, und auch im Inneren des Landes hat sich die Repression massiv verschärlt. SPIEGEL: Welche Konsequenzen hat es für die Machthaber, wenn selbst die~er eingeschränkte Dialog abgebrochen wird? Ganji: Das Regime wird international weiter eingeschnürt. Die Mullahs haben jetzt größere Schwierigkeiten. Kredite lU bekommen und moderne Tcchnologie zu kaufen, sowohl für ihre RÜ'itungsproduktion wie für zivile Industrieanlagen. SPIEGEL: Bisher haben aBc Boykottaufrufe der USA der iranischen Regierung wenig anhaben können. Von wirtschaftlichen Sanktionen der Europäischen Union ist auch jetzt nicht die Rede. Exilpolitiker Ganji ..Das Regime ll'ird u'elte1' emgeschnürt" Ganjl: Seine vo\1e Wirkung verfehlte der \ion den USA angestrebte Boykott, weil der Westen nicht geschlossen auftrat. Bonm Stimme hat in der EU Gewicht. die Gemeinschaft wird sich der amerikanischen Haltung annàhern müssen. SPIEGEL: Und Sie ghlUben wirklich, daß dic religiösen Führer sich dann beugen wcrden? Ganji: Denken SICan Südafrika. Dort hat Uil~ inlemiltionalc Embargo die Wende bewirkt. SPIEGEL: Wird der neue Druck \'on außen die Flugelkämpfe zwischen Konservativen und Reformern verstärken, oder folgt .jetzt em patriotischer Schulterschluß? Ganji: Es gibt eigentlich keine Flügel im Herm:haftsapparat. die Unterschiede sind nur minimal. Letztlich geht es allen darum. an der Macht zu bleiben. SPIEGEL: Staatspräsident Rafsandschani gilt im Gegensatz zu dem religiösen Füh- : Basar In Teheran: "Die Bevölkerung wird mutiger werden, wenn Europa mil dieser FühTllng nichts mehr zu lun haben will" DER SPIEGEL 16/1997 221
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