Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris
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Revue <strong>de</strong> Presse-Press Review-Berhevoka Çapê-Rivista Stampa-Dentro <strong>de</strong> la Prensa-Basm Öz<strong>et</strong>i<br />
DIE ZENTRALE<br />
von Milli Görus<br />
sitzt in Köln<br />
EINFLUSS AUF ISLAM-SZENE<br />
TÜRKEI-CONNECTION: Erbakans<br />
Neffe Mehm<strong>et</strong> Sabri führt die Milli-<br />
Görüs-Bewegung in Deutschland<br />
~ Teilsver<strong>de</strong>ckt, teils offen<br />
übt die radikale Islamische<br />
Gemeinschaft Milli Görus<br />
starken Einflußauf die <strong>de</strong>utsche<br />
Islam-Szene aus:<br />
~ ZentralInstItut Islam-<br />
Archiv Deutschland in<br />
Soest unter leitung von<br />
Muhammad Salim Abdullah:<br />
Zwei IGMG-Funktionäre,<br />
Beshir Say und Mehm<strong>et</strong><br />
Kilinc, sitzen laut Vereinsregister<br />
im Vorstand.<br />
~ Islamische Jamaat un-<br />
Nur: enge Kooperation mit<br />
Milli Görüs<br />
~ Muslim Stu<strong>de</strong>ntenvereinigung<br />
In Deutschland,<br />
Frankfurt: Stellvertr<strong>et</strong>en<strong>de</strong>r<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r ist Mehm<strong>et</strong><br />
Sabri Erbakan, IGMG-<br />
Generalsekr<strong>et</strong>är .<br />
.~ Islamrat für die Bun-:<br />
<strong>de</strong>srepublIk Deutschland:r<br />
sprechen für Muslime, do'<br />
miniert von Milli Görüs<br />
gen," Heftige Befürchtungen hegt Udo<br />
Steinbach, Leiter <strong>de</strong>s Deutschen Orient-<br />
<strong>Institut</strong>s in Hamburg, wo die Studie<br />
entstand: "Die Islamisten könnten dann<br />
unter Fe<strong>de</strong>rführung von Milli Görüs als<br />
fünfte Kolonne mobil machen und militant<br />
wer<strong>de</strong>n. Wie schnell und gewalttätig<br />
eine solche Auseinan<strong>de</strong>rs<strong>et</strong>zung zu<br />
uns herüberschwappen kann, haben wir<br />
beim Kur<strong>de</strong>n-Problem gemerkt."<br />
Diplomatisch ebenfalls heikel: Der<br />
bislang als gemäßigt eingeschätzte<br />
größte türkische DÇl.chverband,<br />
die halbstaatliche Türkisch-Islamische<br />
Union <strong>de</strong>r Anstalt für Religion (kurz<br />
DITIB). scheint ins Lager <strong>de</strong>r Fundamentalisten<br />
abzurutschen. Als "hochgradig<br />
unterwan<strong>de</strong>rt" bezeichn<strong>et</strong><br />
Steinbach die von türkischen Botschafts-<br />
und Konsularangestellten vertr<strong>et</strong>ene<br />
Organisation: "Der Unterschied<br />
zwischen DITIBund Milli Görüs<br />
ist kaum noch wahrnehmbar."<br />
Die Behör<strong>de</strong> schickt Prediger und<br />
Vorb<strong>et</strong>er an die Moscheen in Deutschland<br />
- unter die sich seit Beginn <strong>de</strong>r<br />
80er Jahre fundamentalistische Ka<strong>de</strong>r<br />
mischen. Die Islam-Studie: Die Kölner<br />
Zentrale vertreibt in ihrem Buchla<strong>de</strong>n<br />
Werke radikaler islamistischer Autoren<br />
aus Ägypten, wie Hassan al.Banna<br />
o<strong>de</strong>r Said Qutb. Eine Farce: 1982<br />
wur<strong>de</strong> DITIB ins Leben gerufen, weil<br />
<strong>de</strong>r türkische Staat <strong>de</strong>r islamistischen<br />
Werbung in Deutschland nicht mehr<br />
allein das Feld überlassen wollte.<br />
Geschlossene Gesellschaft: DITIB<br />
schott<strong>et</strong> sich gegenüber <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Öffentlichkeit ab. Islam-Wissenschaftler<br />
Feindt,Riggers wur<strong>de</strong> nicht einmal ein<br />
Gespräch gewährt - was gleichzeitig<br />
die auffälligste Schwäche seiner und<br />
an<strong>de</strong>rer vorangegangener Studien ist:<br />
Über weite Strecken muß er Erkenntnisse<br />
aus Sekundärquellen verwerten,<br />
"Da tickt eine soziale Zeitbombe,"<br />
Etem Ete, Ex-Europabeauftragter<br />
<strong>de</strong>r türkischen Sozial<strong>de</strong>mokratischen<br />
Volkspartei, befürcht<strong>et</strong> eine fortschreiten<strong>de</strong><br />
Polarisierung: "Die meisten einfach<br />
strukturierten Landsleute flüchten<br />
in die Vergangenheit, wie sie extremistische<br />
Islam-Vereinigungen bi<strong>et</strong>en.<br />
Wenn diese Menschen aufstehen. drohen<br />
Zustän<strong>de</strong> wie in <strong>de</strong>n französischen<br />
Vorstädten."<br />
"Der Integrationswille <strong>de</strong>r Mehrheit<br />
wird falsch eingeschätzt ", begrün<strong>de</strong>t<br />
die Hamburger Soziologin Ursula<br />
Mihciyazgan die Beliebtheit <strong>de</strong>r religiösen<br />
Scharfmacher. Vorb<strong>et</strong>er Ucar<br />
von <strong>de</strong>r Merkez.Moschee bringt es auf<br />
<strong>de</strong>n Punkt: ..Wirwollen keine Assimilation.<br />
Wir wollen unsere türkische Kultur<br />
weiterleben " - auch in <strong>de</strong>utschen<br />
Schulen. Die Kin<strong>de</strong>r müßten dort jedoch<br />
"von einem türkischen Imam,<br />
nicht von einem Atheisten o<strong>de</strong>r einem<br />
linksgericht<strong>et</strong>en Lehrer" unterricht<strong>et</strong><br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Abkapselung statt Anpassung -<br />
dahinter steckt für Udo Steinbach<br />
eine verfehlte Integrationspolitik in<br />
Deutschland. Der Islam sei "nicht als<br />
gleichwertige Religionsgemeinschaft"<br />
anerkannt wor<strong>de</strong>n. Dies arbeite <strong>de</strong>n<br />
Fundamentalisten ebenso in die Hän<strong>de</strong><br />
wie das Verbot <strong>de</strong>s Schächtens (rituelles<br />
Schlachten ohne B<strong>et</strong>äubung) o<strong>de</strong>r<br />
Bauauflagen für Moscheen. •<br />
H. KISTENFEGERIM. KLEIN/K. ÖZGENC<br />
Focus 16/1997 fotos: Sipa Press. Mel<strong>de</strong> Press<br />
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