Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris
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Revue <strong>de</strong> Presse-Press Review-Berhevoka Çapê-Rivista Stampa-Dentro <strong>de</strong> la Prensa-Baszn Öz<strong>et</strong>i<br />
maß für die Angeklagten. Dagegen<br />
vermied sie es, <strong>de</strong>n vom Gericht<br />
festgestellten Zusamme~g <strong>de</strong>s<br />
Attentats mit <strong>de</strong>r iranischen führungsspitze<br />
zu berichten. Der iranische<br />
Parlamentspräsi<strong>de</strong>nt Ali<br />
Akbar Nategh-Nuri äußerte sich<br />
am Ran<strong>de</strong> eines Moskau-Besuchs.<br />
Er sagte, die Vorwürfe <strong>de</strong>s Gerichts<br />
hätten nichts mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />
zu tun.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> Richter Frithjof<br />
Kubsch nannte in <strong>de</strong>r Begründung<br />
<strong>de</strong>s Urteils lediglich Geheimdienstminister<br />
Ali Fallahian beim<br />
Namen. Gegen Fallahian hatte <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sgerichtshof bereits am 14.<br />
März vergangenen Jahres Haftbefehl<br />
erlassen. Die übrigen Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Komitees nannte <strong>de</strong>r Richter<br />
nur in ihrer Funktion an <strong>de</strong>r<br />
Staatsspitze. Laut Plädoyer <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sanwaltschaft sind in <strong>de</strong>m<br />
Gremium neben <strong>de</strong>m Geheimdienstchef<br />
auch. Staatspräsi<strong>de</strong>nt<br />
Ali Akbar Haschemi Rafsandscha-<br />
Teherans AuBenminister Ali Ak- Ali Fallahian ist Minister für <strong>de</strong>n<br />
bar Vlelaia~i FOTO: AP Geheimdienst FOTO: AP<br />
ni, Außenminister Ali Akbar Welajati<br />
und <strong>de</strong>r religiöse Führer Ali<br />
Khamenei vertr<strong>et</strong>en.<br />
Das Gericht äußerte sich überraschend<br />
klar zu <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanwaltschaft<br />
erhobenen Vorwurf<br />
<strong>de</strong>s Staatsterrorismus. Die<br />
Grün<strong>de</strong> für die Verfolgung <strong>de</strong>r Oppositionellen<br />
durch Teheran seien<br />
rein machtpolitischer Art und hätten<br />
keinen religiösen Hintergrund,<br />
sagte Kubsch in <strong>de</strong>r Urteilsbegründung.<br />
Ziel sei die Vernichtung <strong>de</strong>r<br />
kurdischen Opppsitionspartei gewesen.<br />
Dazu habe. die Führung<br />
Irans <strong>de</strong>n Entschluß gefaßt, die<br />
Führung <strong>de</strong>r Oppositionspartei<br />
nicht nur politisch zu bekämpfen,<br />
son<strong>de</strong>rn sie zu liquidieren.<br />
Das nach mehr als dreieinhalb<br />
Jahren Prozeßdauer gefällte Urteil<br />
könnte weitreichen<strong>de</strong> Konsequenzen<br />
für die Beziehungen zwischen<br />
Deutschland und Iran haben. Bereits<br />
nach <strong>de</strong>m Plädoyer <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanwaltschaft<br />
im November hatte<br />
es tagelang anti<strong>de</strong>utsche Demonstrationen<br />
in Teheran gegeben.<br />
Als Reaktion auf das Urteil<br />
sprachen sich die Bonner Parteien<br />
für eine Beendigung <strong>de</strong>s "kritischen<br />
Dialogs" <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union (EU)mit Teheran aus.<br />
I<br />
I<br />
I<br />
DER KOMMENTAR<br />
Lehren aus<br />
Mykonos<br />
MARTINS. LAMBECK<br />
I<br />
DIEWEL1'<br />
Freitag, 11.April 1997<br />
Nach <strong>de</strong>m Mykonos-Urteil<br />
<strong>de</strong>s Berliner Kammergerichts<br />
gilt es für die Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />
kühlen Kopf zu bewahren<br />
und zusammen mit <strong>de</strong>n<br />
1!uropäischen Partnern die<br />
Beziehungen zu Iran neu zu<br />
<strong>de</strong>finieren. Das Gericht hat<br />
<strong>de</strong>r iranischen Führung die<br />
Verantwortung für <strong>de</strong>n Mordfall<br />
zugewiesen. Damit hat die<br />
Justiz im <strong>de</strong>mokratischen<br />
Rechtsstaat ihre Unabhängig-<br />
,keitbewiesen. Und sie hat da-<br />
'durch die kiWtig~ europäische<br />
Politik gegenüber Tëheran<br />
beeinflußt. Niemand kann<br />
zur Tagesordnung übergehen,<br />
wenn ein or<strong>de</strong>ntliches Gericht<br />
befin<strong>de</strong>t, ein frem<strong>de</strong>r Staat<br />
habe auf europäischem Bo<strong>de</strong>n<br />
mor<strong>de</strong>n lassen.<br />
Regierung und Opposition<br />
sind sich darin einig, daß die<br />
europäischen Beziehungen zu<br />
Iran nicht mehr im Sinne <strong>de</strong>s<br />
bisherigen "kritischen Dialogs"<br />
fortges<strong>et</strong>zt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Sie sollten jedoch auch<br />
keinesfalls abgebrochen o<strong>de</strong>r<br />
eingefroren wer<strong>de</strong>n. Wer hinter<br />
solcher Behutsamkeit<br />
wirtschaftliche Interessen<br />
wittert, <strong>de</strong>r irrt gera<strong>de</strong> im Falle<br />
Irims. Derzeit ist das Land<br />
für die europäischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
nur von<br />
sehr relativem Interesse. A~r<br />
es geht um eine wichtige Nation<br />
im Mittleren Osten. Die<br />
Erklärung von Außenminister<br />
Welajati, die rund 500 Deutschen<br />
in Iran seien sicher, signalisiert<br />
auch das Interesse<br />
Teherans an einer Forts<strong>et</strong>zung<br />
<strong>de</strong>r Beziehungen.<br />
Dazu bedarf es freilich'weiterer<br />
Signale aus Teheran.<br />
Viel wird davon abhängen,<br />
wie sich die politischen und<br />
religiösen Führer dieses keineswegs<br />
<strong>de</strong>mokratischen<br />
Staatswesens nach <strong>de</strong>m Urteil<br />
verhalten. Bislang gelten in<br />
Bonn die iranischen B<strong>et</strong>euerungen<br />
als glaubhaft, es wer<strong>de</strong><br />
keine Terrorakte als Antwort<br />
auf das Mykonos-Urteil<br />
geben. Unklar ist freilich, ob<br />
das Regime und die religiösen<br />
Führer die Lage wirklich iIll<br />
Griff haben. Anschlä~e in<br />
Iktitschland könntèn die<br />
schwierige Situation zwischen<br />
<strong>de</strong>r EU und Iran drama-'<br />
tisch verschärfen. Je<strong>de</strong> weite-'<br />
re iranische Mordaktion in<br />
Europa macht eine Scha<strong>de</strong>nbegrenzung<br />
unmöglich.<br />
Am Beispiel Iran können<br />
die Europäer nun ihre Fähigkeit<br />
zu einer eng abgestimmten,<br />
gemeinsamen Außenpolitik<br />
<strong>de</strong>r Vernunft unter Beweis<br />
stellen. Es ist sicher kein Fehler,<br />
Zu diesem Zweck alle Teheraner<br />
Botschafter von EU-<br />
Staaten zur Absiïmmung einer<br />
solchen Politik zusammenzurufen.<br />
Sie sollten freilich<br />
nach einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Konferenz nach Teheran<br />
zurückkehren. Iran muß von<br />
nun an lernen, zivilisiert mit<br />
<strong>de</strong>n mitteleuropäischen Demokratien<br />
Umzugehen.<br />
1 _<br />
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