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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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in den nächsten Monaten solche Indikatoren festgelegt werden, wobei man sich<br />

dabei hauptsächlich an den so genannten Stiglitz-Bericht 27 anlehnen wird. Somit<br />

wird die Chance zu einem breit angelegten Vorgehen verpasst.<br />

––<br />

Zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Sozialversicherungen (und gleichzeitigen<br />

Verbilligung der Arbeitsplätze und somit Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

einheimischer Betriebe auf dem Weltmarkt, respektive der Verminderung des<br />

Anreizes zur Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen) könnte eine<br />

Art „Skandinavisierung“ der Sozialversicherung beitragen 28 . Wie die Statistik Nr.<br />

26 im dritten Teil dieses Bandes belegt, ist die Luxemburgische Sozialversicherung<br />

schon weitgehend skandinavisiert, d.h. durch Steuern finanziert. So könnte man<br />

beispielsweise erwägen, die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung (charges<br />

sociales patronales) komplett auf Steuerfinanzierung umzustellen. Weil dadurch<br />

die Lohnnebenkosten gesenkt würden 29 , erhöhte sich die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

auf den internationalen Märkten operierenden Unternehmen. Denn die wegen der<br />

Aufkommensneutralität notwendigen Steuern werden in Abhängigkeit von den<br />

erzielten Gewinnen gezahlt. Das ist erstmal grundsätzlich kein größeres Problem da<br />

die Luxemburger Steuersätze durchaus konkurrenzfähig sind. Vor allem aber zahlt ja<br />

unter dem Strich nur derjenige Arbeitgeber zum Ausgleich der Sozialbeiträge mehr<br />

Steuern, der auch mehr Gewinn macht; dann aber war seine Konkurrenzfähigkeit<br />

ja nicht bedroht. Letztendlich ist hier zum wiederholten Male anzuprangern, dass<br />

zwischen gesetzlichem Rentenalter (=65) und tatsächlichem Rentenalter (=58)<br />

eine derart große Lücke klafft, dass auf europäischer Ebene wir eines der Länder<br />

mit der niedrigsten Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer über 55 Jahre sind<br />

(32% statt des angestrebten Lissabon-Ziels von 50%), sodass sich entsprechende<br />

Maßnahmen aufdrängen, insbesondere das Unterbleiben des nicht gerechtfertigten<br />

Rückgriffs auf die Frühpensionierung. Die sich dadurch erhofften Arbeitsplätze<br />

für Jugendliche hat es bisher durch eine solche Maßnahme noch nicht gegeben<br />

und wird es auch nicht geben: einzige Konsequenz ist eine weitere Schwächung<br />

der Rentenversicherung. Demgegenüber wäre die Einführung eines schrittweisen<br />

Übergangs in die Rente durchaus eine Verbesserung. Erwähnen wir zum Abschluss<br />

noch, dass eine Schieflage in unserer Sozialversicherung schleunigst behoben werden<br />

sollte: während z.B. bei der Pflegeversicherung alle Einkommen ohne Limitation<br />

27 Stiglitz e.a. (2009).<br />

28 Zur Frage, wie weitLuxemburgs Sozialversicherung skandinavische Elemente beinhaltet, vgl. Ametepé<br />

& Hartmann-Hirsch (2009).<br />

29 Was einer Empfehlung des europäischen Konjunkturprogrammes entspricht, vgl. Europäische Kommission<br />

(2008b).<br />

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