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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Wachstums- und Wohlstandspolitik, Umverteilung: die oft beschworene<br />

Notwendigkeit eines 4%igen Wachstums zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit<br />

unseres Systems beruht einerseits darauf, dass die Alternative einer konsequenten<br />

Umverteilung von oben nach unten (statt derjenigen von unten nach oben der letzten<br />

Jahrzehnte des „schlanken Staates“) und von Kapital zu Arbeit nicht in Betracht<br />

gezogen wird, weil eine solche Umverteilung zuviel Sprengstoff in sich hat: es ist<br />

leichter, Umverteilungskämpfe dadurch zu vermeiden, dass man auf Wachstum<br />

setzt. Nur hat das Wachstum spätestens seit Ende der 60iger Jahre bekanntermaßen<br />

Grenzen 21 . Nötig ist einerseits vielmehr ein qualitatives Wachstum 22 , das<br />

auf die Umwelt Rücksicht nimmt und damit auch auf die Interessen zukünftiger<br />

Generationen, ein nachhaltiges Wachstum also. Es wird in diesem Zusammenhang<br />

darauf ankommen, zu sehen, wie die Regierung die Forderung nach einem nationalen<br />

Aktionsplan im Herbst umsetzen wird, so wie er aus der neuen europäischen<br />

Strategie mit dem Namen „Europa 2020“ hervorgeht, die wahrscheinlich beim<br />

nächsten EU-Gipfel im Juni 2010 verabschiedet werden wird und deren Entwurf 23<br />

bereits beim Frühjahrsgipfel diskutiert worden war 24 . Andererseits ist diese<br />

Problematik natürlich auch eng verknüpft mit der Frage, welche Gesellschaft von<br />

morgen wir wollen und wie wir den Wohlstand überhaupt definieren und messen<br />

wollen. Wenn die zukünftige Strategie 25 definiert ist, wenn die zu erreichenden Ziele<br />

festgelegt sind und wir also wissen, wo wir uns hinbewegen wollen, dann macht<br />

es auch Sinn, zu fragen, anhand von welchen Indikatoren wir denn nun messen<br />

wollen, wo wir uns gerade befinden und wie weit wir noch vom Ziel entfernt sind.<br />

In diesem Sinne wäre es angebracht, einen Prozess „Luxemburg 2030“ (oder auch<br />

2025) einzuleiten, so wie ihn die 2009 neu gegründete SoLEP 26 vorschlägt, und<br />

am Ende eines solchen partizipativen und demokratischen Prozesses dann neue<br />

Indikatoren zur Messung des Wohlstands zu definieren. Aber der Regierung geht<br />

es anscheinend nicht schnell genug und so sollen jetzt in einem Hauruck-Verfahren<br />

21 1968 wurde der Club of Rome gegründet und 1972 erschien sein berühmtestes Werk, siehe Meadows u.a.<br />

(1972).<br />

22 Wenn überhaupt; oder ein Wachstum der Qualität, denn es stellt sich die Frage nach dem Maßstab, mit<br />

dem man Fortschritt misst: dies hat nicht unbedingt das Bruttosozialprodukt zu sein. Siehe dazu den<br />

Abschnitt 2.1 des 2. Kapitels „“ in diesem Band, Urbé (2010e).<br />

23 Siehe Europäische Kommission (2010).<br />

24 Siehe Europäischer Rat (2010).<br />

25 In diesem Zusammenhang ist es auch bedenklich, dass der im Augenblick in der Ausarbeitung befindliche<br />

Plan pour un développement durable seine Ziele alleine darauf aufbaut, indem untersucht wird, wo<br />

im Augenblick Nachhaltigkeitsdefizite sind. Auch aus Stärken könnte man Schlussfolgerungen ziehen.<br />

Vgl. Gouvernement <strong>Luxembourg</strong>eois (2009c).<br />

26 Société <strong>Luxembourg</strong>eoise de l’Evaluation et de la Prospective.<br />

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