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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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eagiert hat, so bleibt dennoch mehr zu tun, um die Benachteiligung von Familien mit<br />

Kindern auszugleichen 17 .<br />

Stattdessen machte in politischen Kreisen vor den Tripartite-Verhandlungen (die<br />

bei Drucklegung dieses Bandes erst zur Hälfte vorbei sind, sodass wir hier nicht auf<br />

die Ergebnisse eingehen können) das Unwort der „selektiven Sozialpolitik“ die Runde.<br />

Abgesehen davon, dass dies nur Sozialabbau bedeuten kann, sind wir der Meinung dass<br />

eher von „sozialer Gerechtigkeit“ wie oben gezeigt oder auch von „Investitionen in die<br />

Zukunft“ gesprochen werden sollte 18 .<br />

Aus der Politik hat bisher niemand einen konkreten Vorschlag in Richtung „selektive<br />

Sozialpolitik“ gemacht. Einzig aus Gewerkschaftskreisen kam einerseits der Vorschlag,<br />

die Wohnungsbeihilfen stärker vom Einkommen abhängig zu machen (was sie aber schon<br />

sind), sowie andererseits nach dem Motto „reiche Leute brauchen kein Kindergeld“ letzteres<br />

einkommensabhängig zu gestalten, beispielsweise dadurch, dass es mit dem gesamten<br />

Einkommen zusammen besteuert würde. Hierzu sowie zu anderen Überlegungen, die<br />

Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung sowie Arbeitslosengeld und garantiertes<br />

Mindesteinkommen betreffen, siehe das Kapitel 5 dieses Bandes 19 .<br />

Dort gezogenes Fazit ist, dass man den Begriff der Selektivität aufgeben sollte, er führe<br />

höchstens zu Neid und der Jagd auf so genannte Faulpelze, was sicherlich dem sozialen<br />

Zusammenhalt nicht förderlich wäre. Demgegenüber sei gerade in Krisenzeiten Solidarität<br />

notwendig und die Beachtung der sozialen Gerechtigkeit umso wichtiger. Außerdem helfen<br />

heutige Sozialausgaben, zukünftige zu vermeiden.<br />

Im Grossen und Ganzen also wird die Diskussion um Selektivität der Realität nicht<br />

gerecht. Deswegen: betrachten wir die Sozialausgaben nicht weiter als unproduktive Kosten,<br />

die erst mal verdient werden müssen, sondern als Investitionen in die Zukunft20, die verhindern,<br />

dass Armut intergenerationell vererbt wird, die dadurch zukünftige Sozialausgaben<br />

reduzieren und die vor allem durch die solidarische Einbindung der Schwächeren in die<br />

Gesellschaft, durch ihre Teilhabe und ihre Befähigung ein Zusammenleben ermöglichen.<br />

Literaturverzeichnis<br />

ALLEGREZZA, SERGE (2010): Croissance économique et cohésion sociale: un<br />

choix éminemment politique. In: Schronen, Danielle & Urbé, ROBERT (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialalmanach</strong> 2010. Schwerpunkt: Aus der Krise in die Armut? Confédération <strong>Caritas</strong><br />

<strong>Luxembourg</strong>.<br />

17 Für etwaige Vorschläge der <strong>Caritas</strong> siehe Schronen & Urbé (2007, 2008 und 2009) sowie an anderer Stelle<br />

in diesem Band.<br />

18 Vgl. Delors & Dollé (2009).<br />

19 Urbé (2010).<br />

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