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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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wir keine Betriebe mehr im Land, denn machen wir uns nichts vor: weder können wir<br />

bei den Löhnen mit fernöstlichen Ländern konkurrieren, noch bei den Steuern mit den<br />

„flat rates“ der osteuropäischen Staaten mit teilweise nur 10%. Bei einer Standortwahl<br />

sind eine ganze Reihe von Faktoren ausschlaggebend, die das soziale und wirtschaftliche<br />

Umfeld insgesamt abbilden. Wohl aber kann ein höherer Steuersatz auf den Einkommen<br />

der natürlichen Personen darüber entscheiden, dass bestimmte Leute es vorziehen, ihren<br />

Wohnsitz in einem Niedrigsteuerland zu beziehen. Ist es denn eine sinnvolle Politik, die<br />

Reichen dieser Welt mit niedrigen Steuern nach Luxemburg zu locken? Was hätten wir<br />

denn davon, wenn sie eh nur minimal Steuern zahlen?<br />

Das zur Frage der Kompetitivität dazugehörige „Tableau de bord“ von Indikatoren soll<br />

nunmehr novelliert werden, sodass es besser der Einführung des Euro, der Veränderung<br />

der Wirtschaft Luxemburgs hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft sowie den neuesten<br />

Entwicklungen auf dem Gebiete der Sammlung und Verarbeitung statistischer Daten<br />

Rechnung trägt. Dabei sollen sowohl kurzfristige Indikatoren mit aufgenommen werden, die<br />

ein rasches Reagieren auf konjunkturelle Veränderungen erlauben, ohne die strukturellen<br />

langfristigen Indikatoren aus dem Auge zu verlieren. Auch soll die Vereinbarung mit den<br />

Indikatoren der nachhaltigen Entwicklung gesichert sein.<br />

Hierzu passt auch, die Ankündigung der Regierung, dass – „um die Nachhaltigkeit<br />

besser messen zu können“ – neben dem traditionellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein BIP<br />

des Wohlstands (bien-être) eingeführt werden soll. Dies ergibt sich als eine direkte Folgerung<br />

aus dem Bericht den die Stiglitz-Kommission vorgelegt hat 5 und die Vorbereitungsarbeiten<br />

dazu, die mittlerweile im Gange sind, orientieren sich deshalb auch an diesem Bericht 6 . An<br />

sich eine gute Initiative, die nur nach zwei Bemerkungen verlangt. Erstens geht es nicht<br />

darum, Nachhaltigkeit zu messen, sondern effektiven Wohlstand, wozu bisher immer das<br />

BIP herangezogen wurde, obwohl es dazu weder geeignet war noch geschaffen worden war.<br />

Zum zweiten ist davor zu warnen, hier nur eine pseudo-demokratische Vorgehensweise<br />

zu wählen, wo in mehreren Seminaren „jeder“ die Möglichkeit hatte, seinen Senf dazu<br />

zu geben, woraufhin es dann zu einer Indikatorenauswahl kommt. Vielmehr wäre eine<br />

grundsätzliche Diskussion notwendig über das, was wir denn unter Wohlstand verstehen,<br />

und wie wir uns das Luxemburg der nächsten 20 Jahre vorstellen 7 .<br />

5 Siehe Stiglitz u.a. (2009).<br />

6 Mit diesen Arbeiten ist das „Observatoire de la Compétitivité“ beauftragt; es soll zusammen mit dem<br />

„Conseil économique et social“ (CES) und dem „Conseil supérieur pour un Développement durable“<br />

(CSDD) einen zusammengesetzten Wohlstandsindikator entwickeln, und sich dabei auf die Angaben des<br />

STATEC stützen, vgl. Gouvernement luxembourgeois (2010a).<br />

7 Insofern scheint uns der Ansatz, den zur Zeit die SoLEP (Société luxembourgeoise de l’Evaluation et de<br />

la Prospective) verfolgt, viel versprechender.<br />

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