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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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die sog. Menschenrechte als selbsttragendes Evangelium geeinigt, zunächst mal als gemeinsamen<br />

ideologischen Nenner, der dazu gedacht war, der ruhmreichen UdSSR die<br />

Geister zu entfremden – mit einem gewissen Erfolg. Seither sind wir, wie bereits angedeutet,<br />

dabei, unser gesellschaftliches Verständnis auf der Grundlage des selbstherrlichen Einzel-<br />

Individuums zu (re)konstruieren: Nation, Familie, Tradition und Kreation sind dabei die<br />

Leidtragenden. – Gibt es einen Ausweg aus der Krise?<br />

Zunächst dürfte einmal gelten, dass innerhalb der europäischen Rest-Staaten ein<br />

Minimal-Konsens zur Abfederung der unerwünschten, doch vielleicht System-immanenten<br />

Konsequenzen der Spekulations-Krise und ihrer Genossinnen ausgehandelt und schlecht<br />

oder recht implementiert werden soll, wobei selbstredend allerhand parasitäre Interessen<br />

das Gutgemeinte immer wieder zu unterhöhlen drohen, trotz allem Gejammer über die<br />

Lage der Ärmsten unter den Armen, denen außer ein paar NRO kaum jemand im Ernst<br />

unter die Arme greift.<br />

Aus herkömmlicher politischer Sicht der Dinge, böten sich zwei Wege an, die Finanz-<br />

Krise anzugehen. Die weichere bestünde im Versuch, die Spekulation zu zügeln, durch<br />

neue Auflagen bzw. Regulierungen. Es darf, in den Augen eines „spectateur engagé“ an<br />

dem Erfolg eines solchen Verfahrens gezweifelt werden. – Der andere Weg, der unsere<br />

(Ur)Großväter und Väter vielleicht lockte, war der zu dem großen marxistischen Vorabend<br />

der Abschaffung aller Ausbeutung der Menschen durch den Menschen über straff geführte<br />

und kaltschnäuzig eingesetzte zielgerechte Gewalt. Der ex-reell-existierende Kommunismus<br />

hat uns, falls nötig, gelehrt, diesen Weg als unbegehbaren Holzweg abzutun. –<br />

Skepsis plagt den unvoreingenommenen Zeitgenossen. Glaubt er dem Neurologen mehr<br />

als dem Hl. Thomas, so verlaufen die Schaltstellen bei Nachdenken, Überlegen, Erwägen und<br />

Beschließen nicht ohne körperliche (Mit)Wirkung, sondern sie haben sehr wohl im Gehirn<br />

ihre entsprechenden vernetzten Verbindungen, auch wenn die Rede des Innenlebens – außer<br />

bei Hegel, doch um welchen Preis! – nicht geradezu in die der äußerlichen (wissenschaftlich)<br />

wahrnehmbaren Sinnes-Tätigkeit zurückzuführen ist. Glaubt der Betrachter also an die<br />

Neurologie, deren vorläufige Entsprechung in Innenperspektive „Psychologie“ heißt, dann<br />

ist ein Ausweg aus der Krise über Appelle, Dezisionen und moralischen Aktivismus so<br />

wenig zu bewerkstelligen wie bei anstehendem Drogenverzicht ein „simply say no“ nicht<br />

genügt… Nach krummen Wegen wäre Ausschau zu halten, und mühselige kleine Schritte<br />

müssten dann den Weltkindern zugemutet werden, die z.Z. egoistisch auf ihren „droits<br />

acquis“ wie auf einem unabänderlichen „Index“ beharren…<br />

Nicht nur Skepsis plagt den unvoreingenommenen Genossen unserer Zeit. Schwärzester<br />

Verdacht kommt in ihm hoch, wenn er an Krise denkt, sei es an die, wo eine Handvoll<br />

Gauner ganze Staaten, mit deren stillem Einverständnis, zur Geisel ihrer Honorare nehmen,<br />

sei es die, wo brave Familienväter durch Bestehen auf unnützem Luxus reihenweise Arten<br />

sterben und das Klima kippen lassen.<br />

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