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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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höchst altmodisch mit Platons, Kants oder des Hl. Augustinus oder des Hl. Thomas Zunge<br />

spricht…<br />

Auf eine weitere Voraussetzung der philosophischen Rede sei hingewiesen: wie für antike<br />

Skeptiker oder gar Sophisten, so wie für Descartes und Pascal vor Erlangen ihrer jeweiligen<br />

Sicherheit, ist der jetztzeitliche, ehrliche Philosoph sich bewusst, dass er nichts (sicher)<br />

weiß. Salopp: wer über „die Krise“ philosophiert, weiß, dass sein (Vor)Wissen darüber ein<br />

Zeitungs-Wissen, ein Zweit-Hand-Wissen ist: Gelesenes, Angelesenes, Aufgelesenes – ja:<br />

dass es das Wissen (zur Krise) vielleicht gar nicht gibt…<br />

Nach diesen einleitenden, vorsichtigen Worten sei nun eine? die? Geschichte der Krise<br />

aus einer? der? philosophischen Sicht erzählt – „sine ira et studio“.<br />

Es war einmal der schöne Satz: „Eigener Herd ist Goldes wert“. Wer hätte früher<br />

schon den bösen Doppelsinn der Losung bemerkt? – „Kauft Euch ein Haus! Wir pumpen<br />

Euch das Geld!“ Philanthropen lockten Mittelständler zur Verschuldung an, zu<br />

einer Verschuldung, von der die Kredit-Anbieter wussten, dass sie rückzahlunfähigen,<br />

ahnungslosen oder unbekümmerten Menschen Überverschuldung zumuteten. Demnach<br />

versuchten die Philanthropen dann auch ihre Schuldscheine, quasi potenzielles Geld,<br />

schnell loszuwerden: als Sonderangebot, bei dem ein Käufer sehr wohl vermutete, da<br />

gehe es nicht mit rechten Dingen zu, dabei darauf setzte, er werde sich des miesen Zeuges<br />

zeitig entledigen, etwa so, dass er diese bösen Papiere mit anderen, offenbar vertrauenswürdigeren<br />

in einer (Mogel)Packung feil böte – was dann auch als Handels-System eine<br />

Zeit(lang) funktionierte, und als „faktischen“ Beweis dafür gewertet wurde, das schnelle<br />

Geld, nicht die mühselige Realwirtschaft, sei die sonnige Zukunft für goldige Knaben.<br />

Also: Mischung aus Gutgläubigkeit, Einfalt und falscher Cleverness, die ihre Geschäfte<br />

– man höre und staune! – mit dem „consentement éclairé“ (?) der Betroffenen abwickelte.<br />

Bewertungs-Agenturen florierten, die an der Mittel-Linie installiert waren, wo rechterseits<br />

die gefällige, boomende (soeben vergangene) Wirklichkeit sich bewahrheitete und linker<br />

Hand ungemütliche Ahnungen für böse Nachtmahr-Träume sorgten. Letztere verdrängte<br />

man zunächst unwirsch im Glauben, selbst bei Schiefgehen noch mal „gut“ wegzukommen.<br />

– Altväterliches Obrigkeitsdenken hätte eine solche Haltung als die eines zu verachtenden<br />

Hasardeurs bezeichnet.<br />

Nun: dieser Ausdruck entspricht einer mürrischen, nicht jedoch sachgetreuen<br />

Einschätzung. Die goldigen Knaben, die sehr wohl als graumelierte Herren auftreten<br />

mögen, hatten vorgesorgt; für sich – versteht sich. Geldwesen, die, laut Kanzler(in)-Wort,<br />

zu groß sind, als dass man sie untergehen lassen könnte – wer ist dieser „man“? Der Staat,<br />

die Allgemeinheit, das große, schöne Wir-alle? – müsse beigestanden werden. Millionen,<br />

Milliarden, potenzielle/reelle? wurden in die Geld-Institute hineingepumpt. Auf Pump,<br />

denn: „Wer soll das bezahlen?“, wenn nicht „wir“, der (kleine) Steuerzahler?<br />

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