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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Vor allem aber fällt auf, dass diese Regierungserklärung, obwohl darin 20 Mal von<br />

„nachhaltig“ die Rede ist und die nachhaltige Entwicklung beschworen wird, zur Lösung<br />

der wirtschaftlichen Probleme dennoch nur auf Wachstum und Kompetitivität setzt.<br />

Besonders ärgerlich ist dabei, dass sogar von einem „nachhaltigen Wirtschaftswachstum“<br />

gesprochen wird, damit aber nur ein andauerndes Wachstum gemeint ist. Die Bedingungen<br />

der Nachhaltigkeit scheint die Regierung damit zu schaffen, dass sie die Kompetenzen für<br />

Umwelt, Transport, öffentliche Bauten und Landesplanung in einem Ministerium mit dem<br />

schönen Titel „Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen“ bündelt,<br />

um so „Konflikte zwischen Ökonomie, Infrastrukturausbau und Umwelt“ zu lösen.<br />

Kompetitivität hingegen wird ebenso weiterhin im klassischen Sinn gebraucht, als die<br />

Möglichkeit der Betriebe, sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen und daher die<br />

notwendigen Rahmenbedingungen zu haben.<br />

Entgegen diesem klassischen Verständnis von Kompetitivität haben sowohl die europäische<br />

Kommission 3 als auch der Luxemburgische Wirtschaftsminister dargelegt, dass unter<br />

Kompetitivität eines Landes dessen Möglichkeiten zu verstehen sind, für seine Bürger ein<br />

angemessenes Leben zu organisieren, oder um es mit den Worten des Wirtschaftsministers<br />

zu sagen: „la compétitivité n’est qu’un instrument au service d’un objectif à plus long<br />

terme : le bien-être des citoyens.“ 4<br />

Im Zusammenhang mit der Wettbewerbsfähigkeit wird sodann auch in Aussicht gestellt,<br />

die Betriebsbesteuerung auf 25,50% zu senken. Mal abgesehen von der Tatsache, dass<br />

der Staat sich hier weiterhin jener Mittel beraubt, die er braucht, um vernünftige Politik<br />

zu betreiben, und die er dann wieder woanders (nämlich durch die viel beschworene,<br />

aber nicht transparent dargelegte „selektive Sozialpolitik“) herein holen muss, haben<br />

Steuersenkungen mit der hier angegangenen Wettbewerbsfähigkeit überhaupt nichts zu<br />

tun. Steuern zahlen schließlich nur jene Betriebe, die Gewinn abwerfen, die sich also im<br />

Wettbewerb (zumindest teilweise) durchsetzen konnten. Die Frage der Steuerhöhe betrifft<br />

viel mehr zwei ganz andere Bereiche. Als erstes ist hier die Möglichkeit der Refinanzierung<br />

des Betriebes aus Gewinnen zu nennen, die natürlich mit der Höhe der Steuern abnimmt,<br />

was dann den erhöhten Rückgriff auf Kredite notwendig macht. Zum zweiten führt<br />

eine höhere Besteuerung zu weniger Einkommen bei den Aktionären oder sonstigen<br />

Betriebsinhabern. Insofern kann die Steuerhöhe mit der Entscheidung zu tun haben, die<br />

ein Betrieb trifft, um sich in einem entsprechenden Land niederzulassen oder auch um aus<br />

einem gegebenen Land wegzuziehen. Solche Entscheidungen werden aber nicht aufgrund<br />

der Steuern allein getroffen. Würden Lohnhöhe und Steuern alleine entscheiden, hätten<br />

3 Vgl. Europäische Kommission (2003).<br />

4 Siehe Krecké (2007).<br />

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