Sozialalmanach - Caritas Luxembourg
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Friedensmissionen freikaufen, genauso wenig wie wir mit Clean-Development<br />
Projekten unseren unverschämt hohen Treibhausgasausstoß weißwaschen dürfen. Die<br />
Gestaltung des Finanzplatzes Luxemburgs darf deshalb nicht auf die unlautere Praxis<br />
der Steuervermeidung aufbauen, da dies die öffentlichen Finanzen anderer Länder<br />
schädigt und zu einem gefährlichen Steuerwettbewerb zwischen den Nationen führt.<br />
Luxemburg hat bereits ein strenges Gesetz, um gegen die Nutzung des Finanzplatzes<br />
im Waffenhandel vorzugehen. Wir sollten solche Regelungen auch für andere Bereiche<br />
einführen, die mittel- oder langfristig in eine nicht-nachhaltige Richtung weisen (beispielsweise<br />
im Energiebereich) und auch fiskalische, ökologische sowie soziale Standards<br />
berücksichtigen.<br />
– Eine Abgeltungssteuer, wie sie vor einigen Jahren auch in Luxemburg auf Zinserträge<br />
eingeführt wurde ist grundsätzlich ungerecht, da sie nicht der Beitragskapazität<br />
der Steuerzahler Rechnung trägt. Egal wie hoch mein Einkommen ist, auf meine<br />
Sparerträge brauche ich nur 25% Steuern zu zahlen. Viel richtiger wäre es, wenn wir<br />
unserer Informationspflicht gegenüber unserer eigenen Steuerbehörde und der unserer<br />
Nachbarländer nachkommen würden, damit die Erträge auf Spareinlagen in der allgemeinen<br />
Steuererklärung besteuert werden könnten.<br />
– Die Einführung einer Obergrenze für Einkommen muss auch für die Einkommen im<br />
Land gelten. Luxemburg hat derzeit einen viel zu niedrigen Steuersatz für hohe Gehälter,<br />
er liegt bei 38% für jenen Teil des Jahreseinkommens das 36.570 Euro übersteigt. Hier<br />
wird der Grundsatz, dass die Stärkeren und Reicheren auch mehr beitragen sollten<br />
nicht gewahrt. Dieses ungenügende Besteuern der hohen und höchsten Einkommen<br />
ist im Übrigen einer der Bausteine, die zur Finanzkrise geführt haben. Die zusätzlich<br />
zu erwerbenden Steuereinnahmen müssten in die notwendigen Investitionen für den<br />
Umbau unserer Lebensweise und in aktive Umverteilung für mehr soziale Gerechtigkeit<br />
fließen. Sie könnten es uns ermöglichen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen<br />
nicht durch die Löcher des sozialen Netzes fallen, sondern alle auf ihre Art und Weise<br />
am gesellschaftlichen Leben teilnehmen könnten.<br />
6. Teilnahme ermöglichen<br />
Die Verteilung der Reichtümer und die gerechte Teilhabe an der Gesellschaft ist vor<br />
allem eine Frage der Macht, der Teilnahme an der politischen und der ökonomischen Macht<br />
im Land. Luxemburg ist in dieser Hinsicht eine Kartoffelmonarchie, nur 30% der aktiven<br />
Bevölkerung besitzen das Recht an nationalen Wahlen teilzunehmen. Diese 30% überschneiden<br />
sich zu einem großen Teil mit den Bediensteten der öffentlichen Verwaltungen,<br />
dies führt notwendigerweise zu Ungleichgewichten zu Ungunsten der Privatwirtschaft und<br />
der dort Beschäftigten. Auch von der in Luxemburg ansässigen Bevölkerung können nur<br />
60% an den nationalen Wahlen teilnehmen.<br />
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