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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Dollar auskommen müssen. Mit anderen Worten, für einen US-Dollar Armutsreduzierung<br />

bräuchten wir Produktion und Verbrauch im Werte von 166 US-Dollar. 3 Der damit einhergehende<br />

Ressourcenverbrauch geht jedoch größtenteils zu Lasten eben jener Bevölkerung,<br />

die von ihm nicht profitiert, die Armen sind also doppelt geschädigt. Sie erhalten erstens nur<br />

einen verschwindend geringen Anteil vom Nutzen des Wachstums, müssen aber mit seinen<br />

negativen Folgen leben (Klimawandel, Ressourcenschwund, Wassermangel...). Dasselbe<br />

gilt übrigens auch für Luxemburg, auch hier wächst der Anteil der Ausgeschlossenen mit<br />

unserem wachsenden BIP.<br />

So wird Wachstum zum Substitut für eine gerechte(re) Einkommensverteilung. Solange<br />

die Wirtschaft wächst, brauchen die Armen die Hoffnung nicht aufzugeben, dass sie nächstes<br />

Jahr – vielleicht – ein größeres Stück vom stets wachsenden Kuchen bekommen könnten.<br />

Also glauben wir an das Wirtschaftswachstum, weil wir unserem hohen Wohlstand und<br />

Reichtum derart verfallen sind und die Ärmeren damit vertrösten können?<br />

Wenn wir jedoch einen gerechteren Zugang zu Wohlstand nicht über Wirtschaftswachstum<br />

erreichen können und wenn wir eh den Ressourcenverbrauch reduzieren müssen, bleibt<br />

dann nicht nur der Weg, das bereits existierende Einkommen gerechter zu verteilen?<br />

5. Konsum begrenzen und Einkommen umverteilen<br />

Wenn wir für die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen plädieren, ist<br />

natürlich das Mindesteinkommen ein wichtiger und richtiger Schritt. Aber reicht dies? Wie<br />

lässt sich relative Armut abschaffen, wenn die Löhne nach unten gestützt werden, sich aber<br />

nach oben in Schwindel erregende Höhen schrauben? Wie können wir dem Drang nach<br />

unaufhaltsam steigendem Einkommen und Reichtum Einhalt gebieten und ein etwaiges<br />

Wachstum wirklich verteilen?<br />

Wenn wir für die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen plädieren, müssen<br />

wir auch Obergrenzen für den Konsum und damit für das Einkommen akzeptieren. Anders<br />

können wir nicht glaubwürdig werden – und nicht effizient. Die Bedürfnisse der Menschen<br />

sind zwar begrenzt, ihre Wünsche jedoch nicht. Angesichts der Begrenztheit der Ressourcen<br />

und der extremen Schieflage in der Verteilung, müssen wir uns daher nicht nur fragen lassen,<br />

was wir mit unserem angehäuften Reichtum anstellen (ökologisch und sozial bewusst<br />

konsumieren), wir müssen uns auch die Frage gefallen lassen: „Wie um alles in der Welt<br />

kommen wir zu diesem Reichtum?“.<br />

Für Luxemburg bedeutet dies:<br />

– Wir können unsere Steueroase nicht weiter mit einer notwendigerweise großzügigen<br />

Entwicklungszusammenarbeit und der regen Beteiligung an internationalen<br />

3 Woodward & Simms (2006).<br />

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