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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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der Menschen wie unsere Aktivitäten in der Geld-Wirtschaft, können jedoch nicht in<br />

Geldmengen ausgedrückt werden. Werden sie deshalb auch nicht geschätzt? 2 Gehören<br />

sie deshalb etwa nicht zur Wirtschaft? Sind es etwa keine Dienstleistungen und Güter, die<br />

produziert, getauscht und verteilt werden? Und sofern sie denn doch bezahlt werden, sind<br />

dies die typischen „Frauenberufe“, die mehr schlecht als recht entlohnt werden.<br />

Wir müssen unsere Sicht für diese beiden verschiedenen Formen der Ökonomie schärfen,<br />

einerseits für die Geld-Wirtschaft, die uns so geläufig ist und andererseits für die<br />

Lebenswelt-Wirtschaft, die uns so wichtig ist. In der Lebenswelt-Wirtschaft, die uns mit<br />

der Familie, den Nachbarn, der Gemeinde und vielen anderen Menschen verbindet, beruht<br />

der Austausch nicht auf einem Geldstandard, sondern auf Vertrauen und dem Sinn für<br />

Solidarität und Gegenseitigkeit. Trotzdem hängen beide Bereiche voneinander ab wie zwei<br />

Seiten einer Medaille.<br />

Eine lebendige Lebenswelt-Ökonomie, mit gesunden Kindern, funktionierenden Familien<br />

und Nachbarschaften, lebensfähigen Gemeinschaften und einer starken Zivilgesellschaft<br />

ermöglicht es der Geld-Wirtschaft über die nötige Arbeitskraft zu verfügen. In der Geld-<br />

Wirtschaft wiederum werden viele Güter in Arbeitsteilung produziert, die uns das Leben<br />

vereinfachen: Nahrungsmittel, Wohnungen, Kleider...<br />

Leider funktioniert diese Beziehung nicht wie sie soll, meistens zum Schaden der<br />

Lebenswelt-Ökonomie. Wenn Erwerbsarbeit immer wichtiger wird, fehlt uns einfach die<br />

Zeit in der Lebenswelt-Ökonomie tätig zu sein. Dies ist dann der Fall, wenn Eltern sich<br />

nicht mehr genügend um ihre Kinder (oder ihre eigenen Eltern) kümmern, geschweige<br />

denn sich in der Nachbarschaft einbringen können.<br />

Die einseitige Anerkennung der Geld-Wirtschaft führt aber auch dazu, dass vor allem<br />

Menschen mit Fähigkeiten „die sich zu Geld machen lassen“ es einfacher haben sich<br />

durchzuschlagen. Andererseits werden jene ausgeschlossen, die sich den Bedürfnissen<br />

des (Erwerbsarbeits-)Marktes nicht oder nur schlecht anpassen können. Dies gilt<br />

für Bauern der Berg- und anderen, weniger bemittelten Regionen ebenso wie für die<br />

Immigrantenkinder, die nicht den kulturellen Hintergrund besitzen der es ihnen erlaubt<br />

sich in der Mehrheitsgesellschaft einzubringen. Auf diese Weise werden Gemeinschaften<br />

systematisch von Wohlstand, Fortschritt und dem politischen Leben ausgeschlossen, eine<br />

untragbare Verschwendung menschlicher Fähigkeiten.<br />

Drei wichtige Bereiche in dem Maßnahmen ergriffen werden müssten, wären die<br />

Erwerbsarbeitszeiten, die Förderung der Solidarwirtschaft und die Entwicklung alternativer<br />

Tauschformen für die Früchte der Arbeit der Lebenswelt-Ökonomie.<br />

2 Erstaunlich ist, dass alle diese Tätigkeiten, die uns so wichtig sind, sofern sie denn doch bezahlt werden,<br />

dies mit eher geringen Löhnen geschieht.<br />

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