Sozialalmanach - Caritas Luxembourg
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Was misst der „Genuine Progress Indicator“?<br />
Der GPI ist ein Beispiel eines alternativen Indikators für den Entwicklungsfortschritt,<br />
der von der NGO „Redefining Progress“ erarbeitet worden ist. Dieser<br />
Wertschöpfungsindikator basiert zwar zunächst auch auf dem Bruttosozialprodukt,<br />
wird jedoch um einige wesentliche Dimensionen ergänzt.<br />
– Hausarbeit und Ehrenamt: Arbeit im Haushalt, die im BIP nicht berücksichtigt<br />
wird, da kein Geld fließt, wird im GPI so angerechnet, als ob man jemanden<br />
von außen dafür anstellen würde. So wird z.B. geschätzt, dass das deutsche<br />
Bruttosozialprodukt um 40 bis 50 Prozent höher liegen würde, wenn man diese<br />
Tätigkeiten als Wertschöpfung mit einrechnen würde.<br />
– Einkommensverteilung: Die Einkommensverteilung ist im BIP nicht erkennbar.<br />
Der GPI steigt, wenn der Anteil der Armen am nationalen Einkommen steigt<br />
und sinkt wenn der Anteil der Armen sich verkleinert.<br />
– Ressourcenverbrauch: Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen wird vom BIP als<br />
laufende Einnahme, vom GPI hingegen als laufende Ausgabe ausgewiesen.<br />
– Umweltbelastung: Während Umweltverschmutzung sich im BIP auf zweierlei<br />
Hinsicht positiv auswirkt, zuerst bei der Entstehung, dann bei der Bereinigung,<br />
werden die Kosten der Auswirkung der Verschmutzung auf die menschliche<br />
Gesundheit und die Umwelt im GPI abgezogen.<br />
– Langfristige Umweltschäden: Klimaveränderung, Atommüll und Ozonlöcher<br />
werden in die „Wohlstandsbilanz“ einbezogen. Der GPI berechnet den Verbrauch<br />
gewisser Energieformen und die Ozonschichtschädlichkeit der Chemikalien als<br />
Kosten ein.<br />
– Freizeitbudget: Wenn das durchschnittliche Freizeitbudget steigt, steigt auch der<br />
GPI. Im BIP taucht Freizeitbudget nicht als Wert auf.<br />
– Defensive Ausgaben: Ausgaben, die „Störungen“ vermeiden oder reparieren sollen,<br />
wie etwa Arztrechnungen nach Autounfällen, werden im BIP als Umsatz und<br />
damit Einnahmen und im GPI als Ausgaben gezählt.<br />
– Haltbarkeit von Produkten und öffentliche Infrastruktur: Der GPI unterscheidet<br />
zwischen dem Betrag, den man für Konsumgüter bezahlt und deren wahrem<br />
Nutzen. So kann der Verlust an Lebensqualität, den die niedrige Haltbarkeit<br />
eines Produkts auslöst, einberechnet werden. Die Ausgaben für Konsumgüter<br />
werden jährlich vom GPI abgezogen, während ihr wahrer Nutzen addiert wird.<br />
Dies bezieht sich sowohl auf private als auch auf öffentliche Ausgaben, wie etwa<br />
den Bau von Autobahnen.<br />
– Abhängigkeit von ausländischen Kapitalgebern: Geld aus dem Ausland wird nur<br />
dann zum GPI addiert, wenn es für weitere Investitionen genutzt wird. Es wird<br />
abgezogen, wenn es in Verbrauch investiert wird. 1<br />
1 Quelle: Bundeszentrale für Politische Bildung.<br />
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