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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Was bedeutet ein Wachstum von 4%?<br />

Dies würde bedeuten, dass unser nationales Einkommen sich in 19 Jahren verdoppeln<br />

würde, in 30 Jahren verdreifachen, in 36 Jahren vervierfachen und in 50 Jahren<br />

versechsfachen.<br />

Es gibt jedoch keinen ökonomisch-wissenschaftlichen Beleg für die Notwendigkeit eines<br />

permanenten Wachstums. Es handelt sich eher um einen politisch konstruierten Sachzwang,<br />

der sich erst in der industriellen Revolution des 18ten Jahrhunderts durchgesetzt hat. Dürfen<br />

wir den in Frage stellen, können wir ihn überwinden?<br />

Vor allem aber müssen wir uns fragen, ob dieses Wachstum uns noch etwas nutzt denn<br />

nur wenn das Wachstum höher ist als die Summe der Kosten die es verursacht, steigt unser<br />

materieller und vielleicht auch unser immaterieller Wohlstand. Andernfalls würden wir<br />

ärmer. Also könnte es durchaus sinnvoll sein, unsere Wirtschaft nicht wachsen zu lassen<br />

sondern als Ganzes zu stabilisieren, dies umso mehr, wenn die Bedürfnisse der Menschen<br />

erfüllt werden können.<br />

Wissen was gut ist<br />

Wann kostet uns Wachstum mehr als es uns nützt? Auf diese Frage gibt uns das<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) leider keine Antwort, denn es misst unbesehen alle Ausgaben<br />

und alle Einnahmen, die im Land getätigt werden. Dabei ist es egal ob wir für einen feinen<br />

Kuchen zahlen oder die Zahnbehandlung danach, für einen Solarkollektor oder für die<br />

Reinigung eines ölverseuchten Feuchtgebietes, für den Strafvollzug eines Kleinkriminellen<br />

oder für moderne Jugendarbeit auf lokaler Ebene. Es ist diese Blindheit des BIPs, die seine<br />

Aussagekraft in Bezug auf den wirklichen Zustand einer Gesellschaft schwächt (er ist<br />

dafür ja auch nicht ersonnen worden). Wir beobachten in fast allen westlichen Ländern<br />

seit Mitte der 80er Jahre das seltsame Phänomen, dass obwohl das BIP weiter steigt,<br />

die allgemeine Lebenszufriedenheit der Menschen stagniert, manchmal gar fällt. Das<br />

Wirtschaftswachstum ist dann nicht mehr mit der Lebensqualität gekoppelt aber noch<br />

immer mit dem Ressourcenverbrauch.<br />

1. Alle Kosten und Nutzen messen<br />

Wir sollten also genauer hinschauen und bewerten, welche Werte das BIP misst und<br />

welche nicht. Welche Ausgaben nutzen uns tatsächlich und welche gehören eher zur<br />

Kategorie der Reparaturen an unserer Gesellschaft, die aufgrund schlechter politischer<br />

Entscheidungen notwendig geworden sind.<br />

– Die Wissenschaftler des „Genuine Progress Indicator“ haben zu diesem Zweck eine<br />

detaillierte Bewertung einzelner Ausgaben ausgearbeitet und schaffen es auf diese<br />

Weise einen reelleren Wert des BIP zu berechnen. Dies sollten wir auch für Luxemburg<br />

durchführen.<br />

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