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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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kann, heute weniger denn je. Die gesellschaftlichen Macht- und Verteilungsmechanismen,<br />

die zu diesen Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Gesellschaften führen sind nicht<br />

nur die gleichen, sondern sie verstärken sich auch noch gegenseitig.<br />

Auch wenn es schwierig zu sein scheint einen Unterschied zu machen zwischen<br />

Grundbedürfnissen, die jedem erfüllt werden sollen, und den darüber hinaus gehenden<br />

Wünschen, müssen wir erkennen, dass derzeit die Wünsche der reichen Nationen und der<br />

reichen Menschen die Linderung der Nöte der Ärmeren behindern und sogar verdrängen.<br />

In einer Welt mit einer solchen Fülle an menschlichen Nöten, muss deren Beseitigung aber<br />

Vorrang haben vor der Erfüllung der Wünsche einer Minderheit.<br />

Darf sich unsere ökonomische Kompassnadel also weiterhin am Gewinn einiger orientieren,<br />

oder müssen wir ganz einfach und radikal dem Recht auf ein menschenwürdiges Leben<br />

aller Menschen mit gleichwertigem Zugang zu Ressourcen und Macht den Vorrang geben?<br />

Warum kann die ungerechte Verteilung das Überleben<br />

unserer Zivilisation in Frage stellen?<br />

Derzeit wächst jedes zweite Kind in Armut auf, auch im reichen Westeuropa ist es<br />

jedes sechste. Damit fehlen ihnen wichtige Voraussetzungen für ein gesundes Leben,<br />

für eine ausreichende Bildung und damit die Möglichkeit für ihr eigenes Fortkommen<br />

zu sorgen. Das bedeutet aber auch, dass auf absehbare Zeit die Hälfte der Menschheit<br />

vom jeweiligen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wird. Dies ist selbstverständlich<br />

nicht im Sinne der „universellen Werte“ der Menschenrechte, wird im Laufe der Zeit<br />

jedoch zu gewalttätigen politischen Umbrüchen führen.<br />

Altes Denken überwinden und neue Wege suchen<br />

Klimawandel und Nahrungsmittelkrise leuchten ein und viele Menschen sind bereit<br />

etwas zu tun, aber wie tief dürfen diese Veränderungen in unseren Lebensstil eingreifen?<br />

In Luxemburg beruht unser ökonomisches Selbstverständnis jedoch auf der angeblichen<br />

Notwendigkeit eines Wachstums von 4% pro Jahr. Unser Sozialsystem ließe sich nur auf diese<br />

Weise finanzieren und die öffentlichen Haushalte blieben nur dann im Gleichgewicht, wenn<br />

unsere Wirtschaft jährlich um 4% wächst. Außerdem heißt es, dass nur dieses Wachstum<br />

uns das nötige Einkommen beschert, um soziale Gerechtigkeit zur verwirklichen und die<br />

zahlreichen Schäden an der Umwelt zu reparieren. Denn mit unserer Wirtschaft wächst<br />

das nationale Einkommen, genau wie die Einwohnerzahl, die Zahl der Grenzgänger und<br />

unser gesamter Ressourcenverbrauch.<br />

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