Sozialalmanach - Caritas Luxembourg
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abzuwälzen. Fraglich ist allerdings, ob dies auch diesmal wieder gelingt, denn zum einen ist der Dollar auch nicht mehr, was er einmal war, und zum andern sollte man den derzeitigen Hauptgläubiger der USA, nämlich China, beileibe nicht unterschätzen. Zumindest in Europa ist man sich darüber einig, dass der Ausstieg aus der Antikrisenpolitik und der Umstieg auf die Austerität im Jahr 2011 zu erfolgen hat. Wie das allerdings geschehen soll, ist noch nicht ganz klar. Vor allzu tiefen Einschnitten schreckt man derzeit noch zurück, dies wohl auch deshalb, weil insgeheim gehofft wird, die Konjunktur würde es letztlich schon richten und schnell wieder volle Fahrt aufnehmen, womit sich das Problem irgendwie von alleine lösen würde. Allerdings wäre es unklug, sich auf das bloße Konjunkturglück zu verlassen, denn es besteht durchaus die Gefahr, dass man allzu tief in den Schuldensumpf einsinkt und am Ende auch ein Wirtschaftsboom nicht mehr ausreicht, um sich daraus herauszuarbeiten. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass das Ausmaß der Schuldenlast mit ausschlaggebend für die Kreditwürdigkeit eines Staates ist und dessen Bonitätseinstufung über die Höhe der zu entrichtenden Zinsen entscheidet. Gottlob gehört diesbezüglich der Luxemburger Staat zu den Bessergestellten, weil er so lange kein Haushaltsdefizit kannte und damit immer noch in der höchsten Bonitätsstufe – den Experten als AAA (triple A) geläufig –, rangiert, was die Tilgungslast entsprechend lindert. Dieses Privileg werden wir auch gut gebrauchen können, denn inzwischen wissen wir mehr oder weniger wohin die Reise geht. In ihrem Stabilitätsprogramm, das die Regierung jedes Jahr in Brüssel vorlegen muss und das auch diesmal termingerecht zum 1. Februar abgeschickt wurde, ist der Weg ins Schuldental vorgezeichnet. Mit dem Ziel vor Augen, bis zum Ende der Legislatur, also bis 2014, wieder zu einem ausgeglichenen Haushalt zurückzukehren, hat Finanzminister Frieden einen Fahrplan aufgestellt, der in der Tat zurück zum früher gewohnten Gleichgewicht führen soll. Nur, dass mit dieser Budget- Balance nicht auch schon der Ausstieg aus dem Schuldenloch an sich besiegelt wäre. Dieses dürfte sich vielmehr vorerst gehörig auswachsen, mit allem, was dies für die kommenden Jahre an Tilgungs- und Zinsaufwand bedeutet. Den Berechnungen zufolge, die die Experten des Finanzministeriums anhand der Wirtschaftsprognosen angestellt haben, würde der Gesamtstaat – Regierungsverwaltung, Gemeinden und Sozialversicherungen – in den kommenden fünf Jahren bei einem Jahresdefizit zwischen 3 und 5% des Bruttosozialprodukts landen, wenn die Politik nichts unternehmen würde, so dass bis 2014 mit einer Verschuldung von 18 Milliarden Euro oder 37% des BSP zu rechnen wäre. Um dies zu verhindern, sieht der Mehrjahresplan der Regierung ab 2011 resolute Schnitte bei den Haushaltsausgaben vor, die sich progressiv von 300 Millionen Euro im Jahr 2011 bis auf 500 Millionen 2014 steigern sollen, macht also insgesamt 1,5 Milliarden Einsparungen in diesem Zeitraum. Mit dieser Rosskur denkt der Finanzminister die Gesamtschuldenlast bis zum Ende der Legislatur auf 203
13 Milliarden zu begrenzen, womit auch das selbstgesteckte Ziel, unter dem 30%-Limit zu bleiben, erreicht wäre. Diese Rechnung versucht der tatsächlichen, wenn auch noch von vielen verdrängten Lage gerecht zu werden und macht demnach durchaus Sinn. Nur fragt sich, ob dieser Fahrplan auch einzuhalten sein wird. Vor allem die vorgesehenen Einsparungen werfen haufenweise Fragen auf, auf die es im Augenblick noch keine schlüssigen Antworten gibt, geht es doch darum, zu wissen, wo man denn jetzt einzusparen gedenkt. Vier Wege aus dem Defizit Es war daher auch kaum verwunderlich, dass dem Budgetberichterstatter immer wieder dieselbe Frage gestellt wurde, nämlich die, wo denn jetzt die vielen Millionen zu holen wären, die man einsparen will. Ein Grund dafür, dass es darauf vorerst keine Antwort gab, war natürlich der, dass niemand sich an diesem heißen Eisen die Finger verbrennen wollte. Lediglich die Lobbygalerie hielt sich nicht zurück, was auch eher verständlich war, ging es doch darum, beizeiten Position zu beziehen, und zwar möglichst extrem, um am Ende genügend Spielraum fürs Feilschen mit der Gegenseite und mit der Politik zu haben. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass die Patronatsseite schnell beihand mit einem Sparkatalog war, der ausschließlich Einsparungen beim Staat und im Sozialbereich vorsah. Die Antwort der Gegenseite kam natürlich postwendend: dort sieht man erstens keinen Grund zur Austerität, weil das Krisengejammer der Arbeitgeber als arg übertrieben empfunden wird, und zweitens ist man der Ansicht, dass, wenn denn schon gehobelt werden müsse, der Hobel am dicken Holz, sprich bei den Unternehmen und den Bessergestellten anzusetzen sei und nicht bei den kleinen Leuten. Damit waren die Fronten schon festgefahren, bevor es überhaupt zur unumgänglichen Dreier-Auseinandersetzung in der Tripartite kam, was letztere um ein bis zwei Monate aufschob, weil der Premier erst einmal die Streithähne individuell – „im Beichtstuhl“ hieß es – besänftigen und zähmen musste, wollte er einen fatalen Eklat am Dreiertisch vermeiden. Die Leitlinien für das große Sparen waren freilich eh vorgezeichnet. Im Umfeld des Haushalts, vornehmlich im Bericht des Haushaltsauschusses der Abgeordnetenkammer, ging bereits von vier Wegen die Rede, über die aus der Defizitklemme herauszukommen sei. Dort hieß es: –– Zuerst sollte der Staat seine gesamten Ausgaben unter die Lupe nehmen und auf mögliche Auswüchse abklopfen. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass in den fetten Jahren gewisse kostenträchtige Gepflogenheiten im Staatsapparat eingerissen sind, die nunmehr weggehobelt werden können, ohne dass dafür das Funktionieren des Staates beeinträchtigt wird. Dass es funktioniert, zeigte im Sommer 2009 die Stadt Luxemburg, die ihren gesamten Apparat auf mögliche Auswüchse durchleuchtete und 204
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würde es letztlich schon richten und schnell wieder volle Fahrt aufnehmen, womit sich<br />
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bloße Konjunkturglück zu verlassen, denn es besteht durchaus die Gefahr, dass man allzu<br />
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Gottlob gehört diesbezüglich der Luxemburger Staat zu den Bessergestellten, weil er so lange<br />
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Dieses Privileg werden wir auch gut gebrauchen können, denn inzwischen wissen wir<br />
mehr oder weniger wohin die Reise geht. In ihrem Stabilitätsprogramm, das die Regierung<br />
jedes Jahr in Brüssel vorlegen muss und das auch diesmal termingerecht zum 1. Februar<br />
abgeschickt wurde, ist der Weg ins Schuldental vorgezeichnet. Mit dem Ziel vor Augen,<br />
bis zum Ende der Legislatur, also bis 2014, wieder zu einem ausgeglichenen Haushalt<br />
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zurück zum früher gewohnten Gleichgewicht führen soll. Nur, dass mit dieser Budget-<br />
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Jahre an Tilgungs- und Zinsaufwand bedeutet.<br />
Den Berechnungen zufolge, die die Experten des Finanzministeriums anhand der<br />
Wirtschaftsprognosen angestellt haben, würde der Gesamtstaat – Regierungsverwaltung,<br />
Gemeinden und Sozialversicherungen – in den kommenden fünf Jahren bei einem<br />
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unternehmen würde, so dass bis 2014 mit einer Verschuldung von 18 Milliarden Euro<br />
oder 37% des BSP zu rechnen wäre. Um dies zu verhindern, sieht der Mehrjahresplan der<br />
Regierung ab 2011 resolute Schnitte bei den Haushaltsausgaben vor, die sich progressiv<br />
von 300 Millionen Euro im Jahr 2011 bis auf 500 Millionen 2014 steigern sollen, macht<br />
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