Sozialalmanach - Caritas Luxembourg
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gerät, liegt auf der Hand. Wenn, wie es der 2010er Haushalt in Luxemburg vorsieht, die<br />
Ausgaben in einem Jahr um 6% steigen während auf der anderen Seite die Einnahmen<br />
um 9% zurückgehen, dann dürfte klar sein, wohin dies führt – nämlich geradewegs ins<br />
Schuldenloch.<br />
Konnte sich der Finanzminister in einer ersten Phase noch an den in den guten Jahren<br />
angesammelten Reserven schadlos halten, so waren diese bald aufgebraucht, so dass er den<br />
Weg in die Verschuldung antreten musste. Die erste Anleihe musste 2009 aufgenommen<br />
werden, weil der Sparstrumpf nicht ausreichte, um die Rettung der beiden in Schieflage<br />
geratenen Traditionsbanken zu finanzieren. Es handelt sich hierbei freilich nicht um ein<br />
Verlustgeschäft, da ein Teil der Milliarden in Form einer Garantie für die eine Bank<br />
bereitgestellt wurde, um deren Vertrauenswürdigkeit wieder herzustellen, während der<br />
andere Teil in eine Kapitalbeteiligung bei der anderen Bank umgewandelt wurde, die, wenn<br />
deren Kurswert wieder steigt, mindestens zum Einstandspreis, womöglich auch noch mit<br />
Gewinn abgestoßen werden kann.<br />
Das Problem liegt also nicht bei dieser Rettungsaktion, die fälschlicherweise immer wieder<br />
als Unterstützung misswirtschaftender Bankmanager dargestellt wird, in Wirklichkeit<br />
aber dafür sorgte, dass die zahlreichen Kunden dieser Banken nicht ihrer Ersparnisse und die<br />
Unternehmen nicht ihrer Umlaufmittel verlustig gingen. Anlass zur Besorgnis gibt vielmehr<br />
das unaufhaltsame Budgetdefizit mit seiner schleichenden Verarmung, dieser Teufelskreis<br />
aus Verschuldung, Tilgung und Zinsen, der sich weitaus dramatischer für einen Kleinstaat<br />
mit beschränkten Ressourcen auszuwirken droht als für große Länder. Daher auch der<br />
seinerzeit von der parlamentarischen Krisenkommission Anfang 2009 erwogene, damals<br />
aber nicht zurückbehaltene, wenngleich inzwischen von der Regierung stillschweigend<br />
übernommene Vorsatz, die Verschuldung bei 30% des Bruttosozialprodukts statt bei den<br />
60% zu deckeln, wie es die ansonsten strengen Maastricht-Regeln vorschreiben.<br />
Der Ausstieg ist vorprogrammiert<br />
Es war für alle Beteiligten von Anfang an klar, dass die deficit spending-Phase zeitlich zu<br />
begrenzen sei, weil die keynesianische Regel nicht über einen längeren Zeitraum durchzuhalten<br />
ist. Anfänglich gingen die Meinungen über den richtigen Zeitpunkt noch auseinander,<br />
und sogar heute noch drückt sich der eine oder andere Staat vor dem Stichjahr 2011, das<br />
jetzt mehr oder weniger als für den Ausstieg ausgemacht gilt. Vor allem die USA, als noch<br />
immer größte Wirtschaftsmacht, möchten den Termin möglichst lange hinausschieben,<br />
offiziell, weil sie die wieder anziehende Konjunktur nicht im Keim ersticken wollen, in<br />
Wirklichkeit aber wohl auch, weil sie sich offensichtlich keine allzu großen Sorgen wegen<br />
ihrer gigantischen Verschuldung machen. Schließlich ist es ihnen in der Vergangenheit<br />
immer wieder gelungen, über den Wechselkurs ihrer Währung die Schulden auf andere<br />
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