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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Dass da der Luxemburger Staat sich mittlerweile verpflichtet hat, den Heimatstaaten<br />

einen Teil des Arbeitslosengelds zurückzuerstatten, mit dem die entlassenen Grenzgänger<br />

daheim unterstützt werden, sollte weniger als großzügige Geste denn als geschuldete<br />

Lastenbeteiligung gewertet werden.<br />

Die zwei Seiten der keynesianischen Medaille<br />

Als die durch zu billige Hypothekarkredite in den USA und durch das gierige Gebaren<br />

der Finanzakteure ausgelöste Krise ausbrach und sich ihre globale Ausdehnung abzeichnete,<br />

reagierte die Politik, die dem exzessiven Treiben der Geldjongleure bis dahin eher untätig<br />

zugeschaut hatte, rasch und richtig. Weil man aus der anderen großen Krise, jener der<br />

30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gelernt hatte, wiederholte man diesmal nicht den<br />

Fehler von damals, der darin bestanden hatte, dass man es mit einer Vollbremsung versuchte<br />

und damit den Wirtschaftsmotor vollends abwürgte, was dann zur größten Rezession aller<br />

Zeiten mit unerfreulichen politischen Kollateralschäden führte. Diesmal folgte man dem<br />

Rat des Wirtschaftspapstes John M. Keynes, der damals bereits seine Lehre vom deficit<br />

spending predigte, derzufolge in schlechten Zeiten der Staat mit einer antizyklischen Politik<br />

die Wirtschaft in Schwung zu halten habe, um derart die Krise abzufedern.<br />

Diesseits und jenseits des Atlantiks war man sich schnell einig über diese Art der<br />

Antikrisenpolitik geworden. So wurden nicht nur die ins Trudeln geratenen sogenannten systemischen<br />

Banken hüben und drüben mit Milliardenspritzen aus den Steuerschatullen vor dem<br />

Konkurs gerettet, sondern auch die übrige Wirtschaft mit massiven Konjunkturprogrammen<br />

am Laufen gehalten. In Luxemburg, das bei dieser weltweit durchgezogenen Rettungsaktion<br />

nicht abseits stehen wollte und konnte, war diese Politik darauf ausgelegt, einerseits die<br />

Kaufkraft der Haushalte nach Möglichkeit zu erhalten, etwa durch steuerliche und andere<br />

Stützungsmaßnahmen, und andererseits die Auftragsbücher der am Binnenmarkt tätigen<br />

Unternehmen dadurch zu füllen, dass der Staat sich verstärkt als Auftraggeber einschaltete<br />

und eine Reihe von Infrastruktur- und Instandsetzungsarbeiten zeitlich vorzog.<br />

Abgestützt auf der einen Seite durch das Eingreifen des Staates und auf der andern<br />

Seite durch den Umstand, dass dank der Kurzarbeit der Arbeitsplatz – und damit auch<br />

der Einkommensverlust in Grenzen gehalten werden konnte, wurde eine Art künstliche<br />

Konjunktur sowohl in Übersee als auch in Europa geschaffen, die die Volkswirtschaften<br />

vor dem Absinken in die Rezession bewahrte – eben so wie Keynes es einst geraten hatte.<br />

Die keynesianische deficit spending-Medaille hat freilich auch ihre Kehrseite. Die zeigt<br />

sich in der rasch anschwellenden öffentlichen Verschuldung, verursacht einerseits durch die<br />

aufgrund der Wirtschaftsverlangsamung spärlicher fließenden Einnahmen und andererseits<br />

durch die von den Stützungsmaßnahmen verursachten Mehrausgaben. Dass sich damit<br />

die Haushaltsschere immer weiter öffnet und der Staat in den Sog der Verschuldung<br />

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