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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Weniger hart als die Exportunternehmen traf es die übrigen, vornehmlich auf den<br />

Inlandsmarkt ausgerichteten Betriebe. Insgesamt verzeichnete das Baugewerbe einen den<br />

Umständen entsprechend eher bescheidenen Rückgang, allerdings mit Nuancen: während<br />

der Wohnungsmarkt nur leicht um 5% einknickte, brach bei den Bürogebäuden, die bis<br />

dahin wie Pilze aus dem Luxemburger Boden geschossen waren, ein gutes Drittel weg, was<br />

sich natürlich auf den Gesamtauftragsbestand der Bauwirtschaft auswirkte.<br />

Im Handel war dagegen kaum etwas von der Krise zu spüren, denn die Umsätze hielten<br />

sich auf dem gewohnten Niveau; lediglich bei den Gewerbekunden war ein Rückgang zu<br />

verzeichnen, der zweifellos auf die Sparmaßnahmen in den Betrieben zurückzuführen<br />

war. Weniger gut sah es in der Autobranche aus, was wiederum im wesentlichen durch<br />

die Zurückhaltung der gewerblichen Leasing- und Flottenkunden zu erklären sein dürfte.<br />

Weil dort der Absatz deutlich einknickte, ging die Zahl der Neuzulassungen insgesamt<br />

im Jahr 2009 um gut 10% zurück, ein Vorgang den es seit Menschengedenken nicht im<br />

autofreudigen Luxemburg gegeben hatte.<br />

Am rätselhaftesten war zweifellos der Geschäftsverlauf im Finanzbereich, der für<br />

über ein Viertel der Wertschöpfung im Lande sorgt. Die offizielle Lesart lautet, dass das<br />

Bankgeschäft im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig um 1% schrumpfte, was umso<br />

verwunderlicher ist, als die Krise ihren Ursprung gerade in der Bankenwelt hatte, und rund<br />

um den Globus – einschließlich in Luxemburg – Geldinstitute mit Milliardensummen vor<br />

dem Untergang gerettet werden mussten.<br />

Dazu muss man allerdings wissen, dass es sich um ein vorläufiges Gesamtergebnis<br />

der 150 Banken am Platz handelt und das endgültige Resultat erst nach den üblichen<br />

Rückstellungen vorliegt, die infolge der vielen faulen Wertpapiere in den Banktresoren – wie<br />

schon 2008 – happig zu werden versprechen. Erst, wenn diese Risikovorsorge getroffen<br />

ist, steht das Nettoergebnis fest, das allein ausschlaggebend für die Steuerberechnung<br />

ist. Zumindest lässt das unter den gegebenen Umständen eher erstaunliche Resultat des<br />

Finanzsektors darauf schließen, dass der Platz sich insgesamt besser geschlagen hat als<br />

die meisten seiner Konkurrenten, was nicht zuletzt den seit Mitte der 90er Jahre erfolgten<br />

Diversifizierungsbemühungen zu verdanken sein dürfte.<br />

Alles in allem bot die Luxemburger Wirtschaft am Ende des Krisenjahres 2009 also ein<br />

eher durchwachsenes Bild. Die unterschiedlichen Entwicklungsdaten tragen dazu bei, dass<br />

das Bild eher diffus und vielleicht eine Spur zu optimistisch ausfällt. Sieht man sich nämlich<br />

die Entwicklung des Arbeitsmarktes an, schaut das Ganze schon wesentlich düsterer aus.<br />

Im Laufe des Jahres war die Zahl der Arbeitsuchenden um 29% auf fast 15.000 und die<br />

Arbeitslosenrate von 5 auf 6,3% gestiegen. Wenn man dann noch bedenkt, dass diese<br />

Statistik lediglich die im Lande wohnenden Arbeitskräfte berücksichtigt, nicht aber die<br />

mittlerweile fast 150.000 Grenzgänger, bei denen vielleicht zuerst der Rationalisierungshobel<br />

angesetzt wird, dann lässt sich das ganze Ausmaß des Beschäftigungsrückgangs ahnen.<br />

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