19.07.2014 Views

Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Die Staatsfinanzen nach 2010<br />

L U C I E N t h I E L<br />

Bei oberflächlicher Betrachtungsweise könnte man durchaus zu dem Schluss ge langen,<br />

dass die weltweite Wirtschaftskrise das kleine Luxemburg irgendwie verschont oder zumindest<br />

weniger hart getroffen hätte als die ganze übrige Welt. Aber, sind wir wirklich mit<br />

dem sprichwörtlichen blauen Auge davongekommen, wie es den Anschein hat, oder haben<br />

wir es bloß mit einer zeitlichen Verzögerung zu tun, die bewirkt, dass das dicke Ende erst<br />

noch kommt?<br />

Einiges deutet auf die letztere Möglichkeit hin, die dann zu der verwirrenden Situation<br />

führen könnte, dass die Krise erst mitten im nächsten Aufschwung der internationalen<br />

Konjunktur, der sich ja bereits abzeichnet, bei uns zuschlägt. Das wäre dann so, als ob<br />

diesseits der Mosel der Regen niederprasselt, während zur gleichen Zeit am andern Ufer<br />

die Sonne scheint.<br />

Abwegig ist der Gedanke freilich nicht, dass Luxemburg erst in die finanzielle Bredouille<br />

gerät, wenn ringsum die Wirtschaft längst wieder boomt. Dafür gibt es gleich drei Gründe:<br />

erstens hat die eingeschlagene antizyklische Politik zu einer künstlichen Verlängerung<br />

der fetten Jahre und einer Verschiebung der Realität geführt, zweitens wird ein Teil der<br />

ausstehenden Steuern bei uns mit ein paar Jahren Verspätung eingetrieben, was das Bild<br />

natürlich verfälscht, und drittens versteckt sich hinter der weltweiten Krise noch eine<br />

nationale Strukturkrise, die unsern Politikern – und nicht nur ihnen – in den kommenden<br />

Jahren noch zu schaffen machen dürfte.<br />

Die Krise und ihre Auswirkungen in Luxemburg<br />

So ganz spurlos ist die Krise ohnehin nicht am Großherzogtum vorbeigegangen. Einige<br />

Bereiche der Industrie wie beispielsweise die Automobilzulieferer, von denen es gut zwei<br />

Dutzend hierzulande gibt, mussten Auftragseinbrüche bis zu 40% hinnehmen und die<br />

noch verbliebenen Luxemburger Hüttenwerke fuhren nur noch mit halber Auslastung.<br />

Überhaupt sind alle auf den Export ausgerichteten Unternehmen in den Krisenstrudel<br />

geraten einschließlich unserer Frachtfluggesellschaft, der es zwar nicht an Aufträgen für<br />

ihre 16 Jumbos fehlte, die jedoch unter einem dramatischen Preiseinbruch zu leiden hatte.<br />

199

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!