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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Sonst entartet sie und wird zur Gefahr und zum Risiko für alle. „Die Wirtschaft braucht<br />

nämlich für ihr korrektes Funktionieren die Ethik; nicht irgendeine Ethik, sondern eine<br />

menschenfreundliche Ethik… Zu diesem Thema hat die Soziallehre der Kirche einen besonderen<br />

Beitrag zu leisten, der sich auf die Erschaffung des Menschen »als Abbild Gottes«<br />

(Gen 1, 27) gründet, eine Tatsache, von der sich die unverletzliche Würde der menschlichen<br />

Person ebenso herleitet wie der transzendente Wert der natürlichen moralischen Normen.<br />

Eine Wirtschaftsethik, die von diesen beiden Säulen absähe, würde unvermeidlich Gefahr<br />

laufen, ihre moralische Qualität zu verlieren und sich instrumentalisieren zu lassen;<br />

genauer gesagt, sie würde riskieren, zu einer Funktion für die bestehenden Wirtschaftsund<br />

Finanzsysteme zu werden, statt zum Korrektiv ihrer Missstände“ 1 .<br />

Die soziale Arbeit wird sich ebenfalls der Wahrheitsfrage stellen müssen. Tragen wir als<br />

soziale Unternehmen zur Entwicklung des Menschen bei oder unterhalten wir ein System<br />

der Hilfe, die nicht greift und den Menschen nicht frei macht? Soziale Arbeit soll zuerst als<br />

Investition verstanden werden. Sie muss also Früchte hervorbringen, die die Gesellschaft<br />

und das Individuum für ihre Zukunft braucht. Ein Hilfssystem, das den Menschen in der<br />

Not stabilisiert, ist unmenschlich und einer humanen Gesellschaft unwürdig. Die Ziele<br />

sozialer Arbeit und Investitionen sind politisch festzulegen – so wie etwa die Armutsgrenze.<br />

Die Umsetzung wird sich an Qualitätsstandards und auch an Erfolgen messen lassen<br />

müssen. Dies setzt eine reale Partizipation der Klienten im Sinne der aktiven Inklusion<br />

voraus. Im Rückblick stehen sie für die Leistungen sozialer Hilfe ein.<br />

Auf Politik und Staat sind vor allem die Bürger angewiesen. Aufgabe der Politik und<br />

des Staates ist es, Systeme aufzubauen und zu unterhalten, die die Demokratie gleicher<br />

Menschen auf einem bestimmten Territorium fördern. Der Umgang mit den aktuellen<br />

Krisen wird entscheidend sein für die Legitimität der Politik und des Staates selber. Wieweit<br />

die durchschimmernde Mega-Krise, der Zusammenbruch aller Systeme, abgewendet werden<br />

kann, wird zur Frage des Bestands der Demokratie selber.<br />

Vor diesem Hintergrund kann die <strong>Caritas</strong> in Luxemburg und in Europa nicht anders als<br />

ihre Meinungen und Gedanken pro-aktiv, gefragt und ungefragt, in den politischen Diskurs<br />

und in die politischen Entscheidungen einfließen zu lassen. Möge dieser <strong>Sozialalmanach</strong><br />

ein positiver und anregender Beitrag zum nötigen Mentalitätswechsel in Gesellschaft und<br />

in Politik sein.<br />

Erny Gillen<br />

Präsident der Confédération <strong>Caritas</strong> <strong>Luxembourg</strong><br />

1 Siehe Benedikt XVI, Enzyklika <strong>Caritas</strong> in veritate, 45.<br />

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