19.07.2014 Views

Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Ein Kind wird in eine Lebenslage hineingeboren und kann sie selbst nur bedingt<br />

verändern. Möchte man Kinderarmut qualifizieren und quantifizieren, so muss man die<br />

Lebenslage des Kindes in den Fokus rücken. Die Beschreibung der Kinderarmut muss aus<br />

der Perspektive der Kinder erfolgen. „Es ist ein mehrdimensionales, nicht allein auf das<br />

(Familien-)Einkommen bezogenes Verständnis von Armut notwendig. Ein rein materielles<br />

Armutsverständnis geht an der Lebenswelt der Kinder vorbei. Vielmehr müssen die betrachteten<br />

Dimensionen dazu geeignet sein, etwas über die Entwicklung, die Zukunfts- und<br />

die Teilhabechancen der Kinder auszusagen“ 18 . Dieses Verständnis bedeutet nicht, dass die<br />

Problemlage Armut zu Gunsten allgemeiner benachteiligenden Lebenslagen aufgegeben<br />

werden soll. Aussagen über die Qualität der Kinderarmut können nur über eine Beschreibung<br />

der Zusammenhänge zwischen einer materiellen Unterversorgung eines Haushalts und die<br />

Konsequenzen für die Lebenslage eines Kindes erfolgen.<br />

Gerda Holz hat ein entsprechendes „kindgerechtes“ Armutskonzept 19 mit folgenden<br />

Dimensionen definiert:<br />

––<br />

„Zusätzlich zur materiellen Lage des Gesamthaushalts bzw. der Familie wird ermittelt,<br />

ob beim Kind selbst materielle Armut vorliegt, das heißt, ob eine ausreichende materielle<br />

Grundversorgung beim Kind – wie beispielsweise adäquate Bekleidung und Ernährung<br />

– vorhanden ist.<br />

––<br />

Neben der materiellen Dimension werden die kulturelle und die soziale Dimension von<br />

Armut miteinbezogen. Diese umfassen u.a. sprachliche Kompetenzen, das Spielverhalten,<br />

soziale Kontakte, Sozialverhalten und der Umgang mit Konflikten.<br />

––<br />

Eine weitere Dimension ist der Gesundheitszustand. Zugrunde liegt der WHO-<br />

Gesundheitsbegriff, demzufolge Gesundheit (vollständiges) körperliches, geistiges<br />

und soziales Wohlbefinden und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen<br />

bedeutet. […] So werden z.B. auch die motorische und die körperliche Entwicklung<br />

miteinbezogen“ 20 .<br />

Um zu überprüfen wie aussagekräftig die Armutsquote hinsichtlich des Ausmaßes und<br />

der Folgen von Armut ist, wäre eine Vergleichsstudie interessant, die die Lebenslagen von<br />

Kindern vergleicht, die unter einer 40/50/60%igen Armutsschwelle liegen mit Kindern<br />

aus einkommensstarken Haushalten. Dieser Forschungsansatz wurde vom ISS-Frankfurt<br />

gewählt und hat in seinen Untersuchungen die Auswirkungen von Armut auf Kinder erfasst,<br />

indem Vergleiche zwischen nicht-armen und armen Kindern systematisch durchgeführt<br />

wurden. Die Studie von 2005 kommt zu dem Ergebnis, dass es erhebliche Unterschiede<br />

18 Holz (2005a), S. 96.<br />

19 <strong>Caritas</strong> Schweiz hat für Erwachsene Dimensionen der Armut definiert, die auf die Erfassung der Lebenslage<br />

ausgerichtet sind (vgl. <strong>Caritas</strong> Europa (2010)).<br />

20 Holz (2005a), S. 97f.<br />

136

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!