Sozialalmanach - Caritas Luxembourg
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eträgt dieser Anteil bei den Luxemburgern oder bei der belgischen, deutschen oder<br />
französischen Bevölkerung in Luxemburg zwischen 10% und 14% 10 . Besonders die<br />
Kinder und Jugendlichen aus Migrantenfamilien aus Portugal, Italien und dem Nicht-<br />
EU-Ausland sind von einem geringen Einkommen der Eltern betroffen.<br />
Die überdurchschnittlichen Armutsquoten von Niedrigqualifizierten und ausländischen<br />
Bürgern, sowie die Überrepräsentation der ausländischen Bürger bei den Geringverdienern<br />
lassen erahnen, dass besonders die Kinder dieser Gruppen von Kinderarmut in Luxemburg<br />
betroffen sind.<br />
Somit wird deutlich, dass die Debatte zur Reduzierung der Kinderarmut nicht dadurch<br />
gelöst wird, indem man die Schuld und die gesamte finanzielle Bürde den kinderlosen<br />
Singles oder Paaren zuschiebt. Denn nicht die kinderlosen Singles und Paare verursachen<br />
die Kinderarmut, sondern eine ungerechte Einkommens- und Vermögensverteilung 11 . Die<br />
Diskussion um Kinderarmut geht zwingend mit der Debatte zur Verteilungsgerechtigkeit<br />
einher. 12 Sozialpolitik müsste demzufolge auf zwei Ebenen agieren:<br />
––<br />
Erstens hat sie dafür zu sorgen, dass die Einkommens- und Vermögensverteilung zu<br />
einer Reduzierung von Armut insgesamt führt. D.h., es gilt primär zu verhindern, dass<br />
Haushalte durch Kinder unter die Armutsschwelle gelangen. Deswegen ist es nach wie<br />
vor wichtig, Haushalte mit Kindern zu entlasten.<br />
––<br />
Zweitens, und unabhängig von der ersten Forderung, müssen spezifische Maßnahmen<br />
gegen die Kinderarmut entwickelt werden. D.h., „statt jene Menschen materiell besser<br />
zu stellen, die Kinder haben, sind jene Kinder besser zu stellen, die keine gut situierten<br />
Eltern haben oder von ihnen vernachlässigt werden. Es muss darum gehen, Kinder<br />
direkt und unabhängig von der jeweiligen Familienform wie von der Erwerbsbiographie<br />
ihrer Eltern zu unterstützen“ 13 . Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut<br />
müssen auf das Kind fokussieren und das Ziel verfolgen, dass alle Kinder die gleichen<br />
Lebens- und Entwicklungschancen erhalten 14 .<br />
Dass dies noch nicht erreicht ist, wird am Beispiel der vertikalen Mobilität ersichtlich.<br />
Darunter werden die Chancen der Kinder verstanden, einen höheren Status als ihre<br />
Eltern zu erreichen. Oder anders formuliert: Welchen Einfluss hat der Status der Eltern<br />
auf den Werdegang der Kinder. Nach wie vor reproduziert sich die Arbeiterklasse aus<br />
ihrem eigenen Umfeld. Ca 50% der Arbeiterinnen und Arbeiter hatten einen Arbeiter als<br />
10 STATEC (2009), S. 23.<br />
11 Vgl. Butterwegge & Klundt (2010).<br />
12 Vgl. den Beitrag von S. Allegrezza im zweiten Teil des Bandes.<br />
13 Vgl. Butterwegge & Klundt (2010).<br />
14 Die Schule oder andere öffentliche Einrichtungen müssten auf diesen Sachverhalt eingehen und gezielt<br />
geeignete Maßnahmen zur Förderung der Kinder entwickeln.<br />
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