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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Wie sieht denn Kinderarmut im ‚reichen‘ Luxemburg aus? Dieser Beitrag greift das<br />

Thema auf, obwohl klar ist, dass diese Frage nicht annähernd beantwortet werden kann.<br />

Es fehlen schlicht und ergreifend die benötigten quantitativen und qualitativen Daten für<br />

das Großherzogtum. Die Kinderarmutsdebatte wird als Anlass für diesen Beitrag genutzt,<br />

um auf einzelne, ausgewählte Aspekte dieser Debatte einzugehen und näher zu beleuchten.<br />

Der erste Teil widmet sich der (Kinder-)Armutsquote. Die dort angestellten Überlegungen<br />

zeigen, dass die Verringerung von Kinderarmut nicht ohne eine Gerechtigkeitsdebatte<br />

erfolgen kann. Anschließend wird im zweiten Teil die Bedeutung einer kindzentrierten<br />

Erfassung von Kinderarmut beschrieben, da nur so die Auswirkungen von Armut auf<br />

die Lebenslage der Kinder anschaulich werden. Darauf aufbauend werden im dritten Teil<br />

einige Pisten zur Kinderarmutsbekämpfung aufgezeigt und die sich daraus ergebenden<br />

Aufgaben für die Soziale Arbeit beschrieben. Die Chancen und Möglichkeiten des 2009 in<br />

Kraft getretenen „Aide à l’enfance et à la famille“-Gesetzes bilden hier den Schwerpunkt.<br />

2. Armutsrisiko Kind<br />

In nahezu allen Fällen wird zur Beschreibung der Kinderarmut in Luxemburg auf das<br />

Kinderarmutsrisiko verwiesen. Die zitierten aktuellen Schlagzeilen hiesiger Zeitungen<br />

(siehe Einleitung) verdeutlichen diesen Sachverhalt nochmals.<br />

Wie Robert Urbé in seinem Beitrag „Armut und soziale Gerechtigkeit“ 3 verdeutlicht,<br />

ermöglicht der Indikator Armutsrisiko keine Aussage zur Qualität von Armut. Mit einem<br />

Indikator wird lediglich ein empirischer Sachverhalt beleuchtet von dem man annimmt,<br />

dass er stellvertretend Auskunft über ein Phänomen geben kann. Das Armutsrisiko<br />

wird auf der Grundlage des Nettoäquivalenzeinkommens berechnet. Hierbei wird das<br />

Haushaltsnettoeinkommen in Bezug zu den national durchschnittlichen Nettoeinkommen<br />

aller Haushalte gesetzt. Als armutsgefährdet gilt ein Haushalt, wenn er über weniger<br />

als 60% des Medians des Nettoäquivalenzeinkommens verfügt. Die Festlegung einer<br />

„Armutsschwelle“ ist eine normative Festlegung.<br />

Auch wenn die Armutsquote kaum etwas über die Lebenslage auszusagen vermag, so<br />

darf der Erkenntnisgewinn und die Bedeutung dieses Indikators nicht in Frage gestellt<br />

werden. Erstens wird durch den Indikator ermöglicht, das Ausmaß des Phänomens Armut<br />

über eine Zeit hinweg nach vergleichbaren Kriterien zu beobachten. Es kann also abgebildet<br />

werden, ob z.B. eine Gruppe von Personen mit einem niedrigen Einkommen über einen längeren<br />

Zeitraum wächst oder abnimmt. Zweitens lassen sich mit Hilfe eines Indikators gezielt<br />

Personengruppen identifizieren, die stärker oder geringer von einem Sachverhalt betroffen<br />

3 Vgl. Beitrag „Armut und Gerechtigkeit“ in diesem Band.<br />

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