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Sozialalmanach - Caritas Luxembourg

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Arme Kinder in Luxemburg?<br />

Kinderarmutsquote, Lebenslagen von Kindern<br />

und sozialpolitische Auswege<br />

G e o R G E s R o t I N k<br />

1. Einleitung<br />

„Jedes fünfte Kind ist gefährdet“ (Tageblatt, 11. März 2010)<br />

„In Luxemburg gibt es immer mehr arme Kinder“ (Journal, 11. März 2010)<br />

„Arme Kinder – arme Eltern“ (Luxemburger Wort, 11. März 2010)<br />

So lauteten kürzlich die Schlagzeilen in den hiesigen Zeitungen nachdem die Regierung<br />

sich mit einer Interpellation zum Thema Jugendarmut in Luxemburg auseinandergesetzt hat.<br />

Wie sieht Kinderarmut jedoch in einem Land aus, dessen Bruttoinlandsprodukt pro<br />

Kopf bei 65.700 Euro 1 liegt, dessen verfügbares Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf<br />

stattliche 4.915 Euro beträgt oder dessen Medianhaushaltsnettoeinkommen bei 4.172 Euro<br />

liegt? 2 Welche Schicksale und Geschichten verbergen sich hinter der Gruppe von armutsgefährdeten<br />

Kindern in einem Land, das über ein ausgeprägtes soziales Sicherungssystem<br />

verfügt, bestehend aus diversen Sozialversicherungen, Sozialleistungen, Sachleistungen,<br />

Mindestlohn und garantiertem Mindesteinkommen?<br />

Armut bei Kindern, da besteht Einigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung, ist ein<br />

nicht hinnehmbarer Sachverhalt, da Kinder ihre ärmliche Lage nicht selbst verschuldet<br />

haben. Die ‚armen‘ Kinder, im Gegensatz zu den ‚armen‘ Erwachsenen, können ja nicht<br />

für ihre Situation verantwortlich gemacht werden. Kinder können sich nicht selbst vor<br />

ihrem Umfeld schützen und sind diesem hilflos ausgeliefert. Den Kindern wird demnach<br />

eine Opferrolle zugewiesen.<br />

Gerade deswegen ist es schwierig und gleichzeitig auch brisant über das Phänomen<br />

Kinderarmut auf sozialpolitischer Ebene zu diskutieren. Es ist angenehmer, Partei für die<br />

Opfer zu ergreifen, da man mit Sicherheit die Emotionslage der Bevölkerung trifft. Eine<br />

sachliche Auseinandersetzung mit diesem ernsten Thema wird erschwert. Zudem werden<br />

auch nicht die negativen Folgen einer Stigmatisierung der ‚armen‘ Kinder als Opfer bedacht.<br />

1 Vgl. http://europa.eu/abc/keyfigures/qualityoflife/wealthy/index_de.htm (18.03.2010).<br />

2 Vgl. Statec 2009, S. 5.<br />

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