PSC 5-03 - FSP

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03.06.2014 Views

d o s s i e r A u f m e r k s a m k e i t Alles gleichzeitig! Telefonieren am Steuer, Radio hören und gleichzeitig essen. «Gleichzeitig statt nacheinander» heisst das Motto der Simultanten. Der Sozialpsychologe FSP und Zeitforscher Michel Baeriswyl zweifelt, ob unsere Aufmerksamkeit das verträgt. Die Zeiten, wo Badewannen weiss und Telefone schwarz waren, sind vorbei. Swatch wechselt das Design im Rhythmus der Jahreszeiten. Der deutschsprachige Buchmarkt spuckt alle 6,49 Minuten eine Neuerscheinung aus, 81000 jährlich. Und in den Entwicklungsabteilungen der Firmen entstehen pausenlos neue Produktvarianten und Kombinationsmöglichkeiten. So warb Mercedes einst mit dem Slogan: «Die Wahrscheinlichkeit, dass es Ihre neue E-Klasse so noch einmal gibt, ist ungefähr so gross wie fünf Richtige im Lotto, sprich 1: 55491.» Optionensteigerung Optionensteigerung heisst die Devise der modernen Gesellschaft: mehr Möglichkeiten. Wer beispielsweise in Zürich an einem gewöhnlichen Wochentag abends ausgehen will, kann zwischen 53 Kinovorstellungen, neun Theateraufführungen, neun Konzerten, elf Partys, zwei Lesungen, drei Diskussionsforen, zwei Vernissagen, vier Führungen und drei Vorträgen auswählen. Egal welches Stockwerk der «Multioptionsgesellschaft» (Peter Gross, 1994) wir betreten – sei es das Waren-, Medienoder Dienstleistungsangebot, die Kommunikations- und Transportmöglichkeiten, die Bereiche der Weiterbildung, der Gesundheit oder der Ernährung, der Kunst und der Ästhetik, der Lebensgestaltung und der Sinnsuche –, überall prangt einem eine unendliche Fülle an Angeboten entgegen. Und sobald die Angebotspalette unübersichtlich wird, etablieren sich Führer. Und wird die Führerlandschaft selber unübersichtlich, melden sich Führer von Führern, Berater von Beratern und Ratgeber für Ratgeber. Einzig auf dem Stellenmarkt herrscht Knappheit – aber das ist eine andere Geschichte. Die Welt durchs Nadelöhr der Gegenwart schleusen Zeit wird knapp Optionensteigerung meint aber nicht bloss mehr Auswahl und damit mehr Freiheit, sondern gleichzeitig gesteigerte Teilhabe: das Angebot muss und will genutzt werden – und das benötigt bekanntlich Zeit. Die Kehrseite der Optionensteigerung ist somit eine Verknappung der Zeit. Egal, wie lange ein Leben dauert – und wohlgemerkt: nie zuvor in der Geschichte der Menschheit war die durchschnittliche Lebenserwartung, zumindest in den Industriestaaten, so hoch wie heute –, angesichts des pausenlos wachsenden Angebots an Optionen und deren Transformation in Handlungsmöglichkeiten erfahren wir unser Leben nicht im Zeichen der Fülle, sondern im Zeichen zunehmender zeitlicher Knappheit. Die Welt ist in einem Leben nicht mehr zu schaffen. Schlimmer noch: Selbst die Bilanz zwischen den ergriffenen und den versäumten Gelegenheiten wird immer ungünstiger. Denn je mehr es gibt, desto mehr verpassen wir. «Die Angst, das meiste, das Wichtigste oder das Beste zu versäumen», schrieb die Sozialwissenschaftlerin Marianne Gronemeyer (1993, 103) treffend, «wird zum peinigenden Grundgefühl des Lebens.» Mehr als ein Leben abgrasen So verbleibt den von Welthunger und Lebensgier Getriebenen – also uns allen – bloss die Möglichkeit, die Lebensbilanz zu verbessern: die genutzten Gelegenheiten sollen die verpassten in den Schatten stellen. Nur wer in der gleichen Zeit ein Mehrfaches erledigt, wer mehr als nur ein Leben gleichzeitig abgrast, frisiert die Bilanz. «Gleichzeitig statt nacheinander» heisst das Motto. Und «Multitasking» lautet das Zauberwort der Stunde. Ursprünglich aus der Computerbranche stammend, steht Multitasking für die mittlerweile selbstverständliche Leistung eines Prozessors, mehrere Programme gleichzeitig zu bearbeiten (vgl. www. oedat.at/Humor/Fehlermeldungen/ Fehler1–24/Seiten/Multitasking.htm). Auf den Menschen übertragen, bezeich- net Multitasking die kognitive Fähigkeit, viele Dinge gleichzeitig im Auge behalten und schnell auf neue Situationen reagieren zu können – oder gar zu müssen. «Michael Reed», konnte man vor einiger Zeit in der «New York Times» lesen, «fällt es schwer, sich einzugestehen, dass er dann, wenn er zu einer Zeit nur eines macht, sich zutiefst unbefriedigt fühlt. Seine Wertschätzung seitens der Kunden ist gestiegen, seit er auf ihre E-Mail antwortet, sobald sie eingetroffen ist, egal ob er gerade telefoniert, beim Essen sitzt oder am Bildschirm arbeitet. Nur wenn er viele Dinge gleichzeitig mache, fühle er sich gut» (zit. nach Rötzer, 1999). Kurzum: Michael Reed ist ein Simultant (Geissler, 2002). Ein Prototyp jenes Sozialcharakters der «Schnellfeuer-Kultur» (DeGrandpre, 2002), den die pausenlose gleichzeitige Stimulation mit unterschiedlichsten Reizen nicht überfordert, sondern der sie geradezu benötigt. Sich bloss auf eine Sache zu konzentrieren erlebt er rasch als langweilig. Und eins nach dem anderen zu tun zerrt an seinem Nervenkostüm. Sinkt folglich das Stimulationsniveau, wird es durch (hyper-) aktives Verhalten umgehend ausgeglichen. Gleichzeitigkeit als Unfallrisiko Nun soll die Fähigkeit, bestimmte Dinge gleichzeitig tun zu können, nicht bestritten werden. Während des Schreibens zu denken beispielsweise. Oder beim Kochen Musik zu hören und dazu Wein zu trinken. Auch unser Gehirn arbeitet ja bekanntlich gleichzeitig in mehreren spezialisierten Arealen, beispielsweise bei der Verarbeitung visueller Informationen (vgl. Bächtold, 2002). Doch bereits beim simultanen Zeitunglesen, Telefonieren und Kaffeetrinken sinkt vermutlich der Hochgenuss beim Kaffeegenuss (siehe die Abbildung). Und vollends problematisch wirds, wenn während des Autofahrens telefoniert wird – mal ganz abgesehen davon, dass schon das Autofahren allein für viele problematisch ist. Gemäss einer Studie der American Automobile

P s y c h o s c o p e 5 / 2 0 0 3 6/7 Multitasking: Der Versuch, mehrere Tätigkeiten gleichzeitig zu erledigen, verwirrt nicht nur die menschliche Spezies. Association (AAA) haben Autofahrer, die gleichzeitig ein Handy benutzen, ein viermal höheres Unfallrisiko. 25 bis 50 Prozent aller Autounfälle seien auf abgelenkte Fahrer zurückzuführen. Eine Freisprechanlage senkt übrigens das Unfallrisiko nur unwesentlich (vgl. Rötzer, 2002). Neues Gehirnareal? Unsere Fähigkeit zu Multitasking scheint also äusserst beschränkt. Doch halt: US-amerikanische Wissenschaftler (wer denn sonst?) haben jüngst ein Gehirnareal entdeckt, das «in gewissem Sinn für Multitasking zuständig sein könnte» (vgl. Rötzer, 1999). Bislang war, so die Forscher, bloss bekannt, dass dieses Gehirnareal aktiv ist, wenn Menschen komplexe Probleme lösen. Mit dem Verfahren der Magnetresonanzdarstellung wurden die Gehirne von sechs Versuchspersonen beim Lesen sowie bei Erinnerungsaufgaben überprüft. Es zeigte sich, dass dieses Areal nur dann aktiviert wurde, wenn die Aufmerksamkeit der Versuchspersonen vorübergehend von der Hauptaufgabe abgezogen wurde, um eine weitere Aufgabe zu behandeln. Bei der Konzentration auf nur eine Aufgabe schien dieses Gehirnareal nicht gebraucht zu werden. Doch spricht dieses Ergebnis bereits für unsere Multitasking-Kompetenz? Können wir wirklich mehrere Dinge gleichzeitig tun? Und mit wie viel Aufmerksamkeit? Formen der Aufmerksamkeit In seinem Buch «Ökonomie der Aufmerksamkeit» unterscheidet der Medienwissenschafter Georg Franck zwischen den englischen Begriffen der «Awareness» als einem «Zustand der wachen Achtsamkeit» und der «Attention» als dem «gezielten Achtgeben» (1998, 28ff). «Awareness» meint also den intransitiven Zustand des Daseins, also jenen Zustand, in dem überhaupt ein Merken, Spüren und Empfinden da ist, und nicht vielmehr nichts. «Attention» dagegen steht für das zielende, gerichtete, den Gegenstand fokussierende und ihn heraushebende Achtgeben. Korrekt müsste es also mit «selektiver Aufnahme und zielgerichteter Verarbeitung von Information» (ebd., 30) übersetzt werden. Mit dem deutschen Begriff der Aufmerksamkeit ist somit gemäss Franck sowohl die «Kapazität zu selektiver Informationsverarbeitung» als auch der «Zustand der Geistesgegenwart» gemeint (ebd.). Nun muss aber, wie wir alle wissen, duchaus nicht alles, was wir tun, notwendigerweise von Aufmerksamkeit begleitet sein. Ein grosser Teil unserer Körper- und Gehirnfunktionen beispielsweise sind gemäss dem Hirnforscher Gerhard Roth «grundsätzlich nicht von Bewusstsein begleitet» (1997, 219f.). Glücklicherweise muss man hier anfügen! Denn müssten wir uns beispielsweise auch noch darum kümmern, ob die Blutbahnen die Nährstoffe korrekt an die entsprechenden Organe weiterleiten, wäre unsere Aufmerksamkeit bereits vollständig absorbiert! Fürs Wesentliche bliebe so wirklich kaum noch Zeit! Neben den Prozessen, die nie bewusst werden, gibt es jedoch gemäss Roth auch Prozesse, die von Bewusstsein begleitet sein können, aber ohne dass dies notwendig ist. Gehen, Sprechen und Schreiben beispielsweise. Fertigkeiten also, die weit gehend automatisiert ablaufen, auch wenn sie früher einmal bewusst erlernt werden mussten. Besondere Aufmerksamkeit kann hier gar stören. Beispielsweise wenn wir versuchen, uns darauf zu konzentrieren, wie wir gehen oder wie wir Der Autor Dr. phil. Michel Baeriswyl ist freischaffender Sozialpsychologe FSP und Kulturphilosoph mit den Schwerpunkten Zeit, Ästhetik und Gesellschaft. Zeitweise Lehrbeauftragter an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich, Fachbereich Sozialpsychologie I. Experte für Zeitfragen in Wirtschaft, Politik, Medien und Wissenschaft. Er schreibt regelmässig für Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Buchpublikation «Chillout. Wege in eine neue Zeitkultur» (dtv, 2000). Anschrift Bernhard-Jäggi-Weg 33, 8055 Zürich. E-Mail: baeriswyl@intaktrec.ch. Homepage: www.zeitkultur.ch.

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und gleichzeitig<br />

essen. «Gleichzeitig<br />

statt nacheinander»<br />

heisst das Motto der<br />

Simultanten. Der<br />

Sozialpsychologe <strong>FSP</strong><br />

und Zeitforscher<br />

Michel Baeriswyl<br />

zweifelt, ob unsere<br />

Aufmerksamkeit das<br />

verträgt.<br />

Die Zeiten, wo Badewannen<br />

weiss und<br />

Telefone schwarz<br />

waren, sind vorbei.<br />

Swatch wechselt das<br />

Design im Rhythmus<br />

der Jahreszeiten.<br />

Der deutschsprachige<br />

Buchmarkt spuckt<br />

alle 6,49 Minuten<br />

eine Neuerscheinung<br />

aus, 81000 jährlich.<br />

Und in den Entwicklungsabteilungen<br />

der<br />

Firmen entstehen<br />

pausenlos neue Produktvarianten<br />

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Kombinationsmöglichkeiten.<br />

So warb<br />

Mercedes einst mit<br />

dem Slogan: «Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es Ihre neue E-Klasse so noch einmal<br />

gibt, ist ungefähr so gross wie fünf<br />

Richtige im Lotto, sprich 1: 55491.»<br />

Optionensteigerung<br />

Optionensteigerung heisst die Devise<br />

der modernen Gesellschaft: mehr Möglichkeiten.<br />

Wer beispielsweise in Zürich<br />

an einem gewöhnlichen Wochentag<br />

abends ausgehen will, kann zwischen<br />

53 Kinovorstellungen, neun Theateraufführungen,<br />

neun Konzerten, elf Partys,<br />

zwei Lesungen, drei Diskussionsforen,<br />

zwei Vernissagen, vier Führungen und<br />

drei Vorträgen auswählen. Egal welches<br />

Stockwerk der «Multioptionsgesellschaft»<br />

(Peter Gross, 1994) wir<br />

betreten – sei es das Waren-, Medienoder<br />

Dienstleistungsangebot, die Kommunikations-<br />

und Transportmöglichkeiten,<br />

die Bereiche der Weiterbildung,<br />

der Gesundheit oder der Ernährung, der<br />

Kunst und der Ästhetik, der Lebensgestaltung<br />

und der Sinnsuche –, überall<br />

prangt einem eine unendliche Fülle<br />

an Angeboten entgegen. Und sobald die<br />

Angebotspalette unübersichtlich wird,<br />

etablieren sich Führer. Und wird die<br />

Führerlandschaft selber unübersichtlich,<br />

melden sich Führer von Führern,<br />

Berater von Beratern und Ratgeber für<br />

Ratgeber. Einzig auf dem Stellenmarkt<br />

herrscht Knappheit – aber das ist eine<br />

andere Geschichte.<br />

Die Welt durchs Nadelöhr<br />

der Gegenwart schleusen<br />

Zeit wird knapp<br />

Optionensteigerung meint aber nicht<br />

bloss mehr Auswahl und damit mehr<br />

Freiheit, sondern gleichzeitig gesteigerte<br />

Teilhabe: das Angebot muss und<br />

will genutzt werden – und das benötigt<br />

bekanntlich Zeit. Die Kehrseite der<br />

Optionensteigerung ist somit eine<br />

Verknappung der Zeit. Egal, wie lange<br />

ein Leben dauert – und wohlgemerkt:<br />

nie zuvor in der Geschichte der<br />

Menschheit war die durchschnittliche<br />

Lebenserwartung, zumindest in den<br />

Industriestaaten, so hoch wie heute –,<br />

angesichts des pausenlos wachsenden<br />

Angebots an Optionen und deren<br />

Transformation in Handlungsmöglichkeiten<br />

erfahren wir unser Leben nicht<br />

im Zeichen der Fülle, sondern im<br />

Zeichen zunehmender zeitlicher Knappheit.<br />

Die Welt ist in einem Leben nicht<br />

mehr zu schaffen.<br />

Schlimmer noch: Selbst die Bilanz<br />

zwischen den ergriffenen und den versäumten<br />

Gelegenheiten wird immer<br />

ungünstiger. Denn je mehr es gibt,<br />

desto mehr verpassen wir. «Die Angst,<br />

das meiste, das Wichtigste oder<br />

das Beste zu versäumen», schrieb die<br />

Sozialwissenschaftlerin Marianne<br />

Gronemeyer (1993, 1<strong>03</strong>) treffend,<br />

«wird zum peinigenden Grundgefühl<br />

des Lebens.»<br />

Mehr als ein Leben abgrasen<br />

So verbleibt den von Welthunger und<br />

Lebensgier Getriebenen – also uns allen<br />

– bloss die Möglichkeit, die Lebensbilanz<br />

zu verbessern: die genutzten<br />

Gelegenheiten sollen die verpassten in<br />

den Schatten stellen. Nur wer in der<br />

gleichen Zeit ein Mehrfaches erledigt,<br />

wer mehr als nur ein Leben gleichzeitig<br />

abgrast, frisiert die Bilanz.<br />

«Gleichzeitig statt nacheinander» heisst<br />

das Motto. Und «Multitasking» lautet<br />

das Zauberwort der Stunde. Ursprünglich<br />

aus der Computerbranche stammend,<br />

steht Multitasking für die mittlerweile<br />

selbstverständliche Leistung<br />

eines Prozessors, mehrere Programme<br />

gleichzeitig zu bearbeiten (vgl. www.<br />

oedat.at/Humor/Fehlermeldungen/<br />

Fehler1–24/Seiten/Multitasking.htm).<br />

Auf den Menschen übertragen, bezeich-<br />

net Multitasking die kognitive Fähigkeit,<br />

viele Dinge gleichzeitig im Auge<br />

behalten und schnell auf neue Situationen<br />

reagieren zu können – oder gar<br />

zu müssen.<br />

«Michael Reed», konnte man vor einiger<br />

Zeit in der «New York Times» lesen,<br />

«fällt es schwer, sich einzugestehen,<br />

dass er dann, wenn er zu einer Zeit nur<br />

eines macht, sich zutiefst unbefriedigt<br />

fühlt. Seine Wertschätzung seitens der<br />

Kunden ist gestiegen, seit er auf ihre<br />

E-Mail antwortet, sobald sie eingetroffen<br />

ist, egal ob er gerade telefoniert,<br />

beim Essen sitzt oder am Bildschirm<br />

arbeitet. Nur wenn er viele Dinge<br />

gleichzeitig mache, fühle er sich gut»<br />

(zit. nach Rötzer, 1999).<br />

Kurzum: Michael Reed ist ein Simultant<br />

(Geissler, 2002). Ein Prototyp<br />

jenes Sozialcharakters der «Schnellfeuer-Kultur»<br />

(DeGrandpre, 2002),<br />

den die pausenlose gleichzeitige Stimulation<br />

mit unterschiedlichsten Reizen<br />

nicht überfordert, sondern der sie<br />

geradezu benötigt. Sich bloss auf eine<br />

Sache zu konzentrieren erlebt er rasch<br />

als langweilig. Und eins nach dem<br />

anderen zu tun zerrt an seinem Nervenkostüm.<br />

Sinkt folglich das Stimulationsniveau,<br />

wird es durch (hyper-)<br />

aktives Verhalten umgehend ausgeglichen.<br />

Gleichzeitigkeit als Unfallrisiko<br />

Nun soll die Fähigkeit, bestimmte<br />

Dinge gleichzeitig tun zu können, nicht<br />

bestritten werden. Während des Schreibens<br />

zu denken beispielsweise. Oder<br />

beim Kochen Musik zu hören und dazu<br />

Wein zu trinken. Auch unser Gehirn<br />

arbeitet ja bekanntlich gleichzeitig in<br />

mehreren spezialisierten Arealen, beispielsweise<br />

bei der Verarbeitung visueller<br />

Informationen (vgl. Bächtold, 2002).<br />

Doch bereits beim simultanen Zeitunglesen,<br />

Telefonieren und Kaffeetrinken<br />

sinkt vermutlich der Hochgenuss beim<br />

Kaffeegenuss (siehe die Abbildung).<br />

Und vollends problematisch wirds,<br />

wenn während des Autofahrens telefoniert<br />

wird – mal ganz abgesehen davon,<br />

dass schon das Autofahren allein für<br />

viele problematisch ist. Gemäss einer<br />

Studie der American Automobile

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