PSC 5-03 - FSP
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d o s s i e r<br />
A u f m e r k s a m k e i t<br />
4/5<br />
Inhalt<br />
In Kürze<br />
Viele Optionen<br />
In den westlichen Industrienationen<br />
wird für viele Menschen<br />
die Qual der Wahl zunehmend<br />
auch zur Wahl der<br />
Qual: Was immer sie auch tun<br />
– jede Entscheidung verhindert<br />
eine Mehrzahl anderer Möglichkeiten.<br />
Denn wir leben in<br />
der Multioptionengesellschaft,<br />
schreibt der Zürcher Sozialpsychologe<br />
und Kulturphilosoph<br />
Michel Baeriswyl. Um in<br />
ihrem Leben möglichst viele<br />
Tätigkeiten ausgeführt zu<br />
haben, macht sich eine Vielzahl<br />
von Menschen daran,<br />
mehrere Dinge gleichzeitig zu<br />
erledigen. Michel Baeriswyl<br />
bezweifelt, ob sich die<br />
«Simultanten» damit etwas<br />
Gutes tun.<br />
Seite 6<br />
Eine Option<br />
In seiner Praxis und in seiner<br />
Arbeit als Schulpsychologe im<br />
Kanton Freiburg begegnet<br />
Markus Stucki Kindern und<br />
Jugendlichen, bei denen die<br />
angeborene Aufmerksamkeitsstörung<br />
ADS diagnostiziert<br />
wurde.<br />
Der Fachpsychologe für Psychotherapie<br />
<strong>FSP</strong> erklärt, wie<br />
sich das Syndrom auswirkt<br />
und welche Massnahmen<br />
Fachleute gegen die Symptome<br />
der Störung ergreifen<br />
können. Nicht zuletzt spricht<br />
sich Markus Stucki gegen eine<br />
allgemeine Verurteilung von<br />
Ritalin aus. Im Interview erzählt<br />
der Psychologe, weshalb<br />
das Medikament nach seiner<br />
Meinung eine Therapie-Option<br />
darstellt.<br />
Seite 10<br />
Drei Fragen an …<br />
Hansjörg Znoj, Psychologe <strong>FSP</strong><br />
Hansjörg Znoj, am 14. und 15. Oktober findet in Bern<br />
der achte Kongress der Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Psychologie SGP statt. Sie und Professor Alexander<br />
Grob organisieren den Kongress, der die «Forschungslandschaft<br />
Schweiz» zeigen will. Ist die Schweiz denn<br />
für hier Forschende ein weisser Fleck auf der Wissenschaftskarte?<br />
Zu einem grossen Teil schon, ja. Fachleute gehen an<br />
spezialisierte Kongresse, die häufig im Ausland stattfinden.<br />
Unter Umständen weiss eine Zürcher Therapeutin<br />
eher, was in der kalifornischen Psychotherapieforschung<br />
läuft, als dass sie einen Austausch mit ihren<br />
Fribourger KollegInnen pflegen würde. Wir wollen<br />
aber zeigen, dass die Forschungslandschaft Schweiz<br />
keine Einöde ist und vieles zu bieten hat.<br />
Was erwarten Sie: gähnende Leere oder volle Hörsäle?<br />
Lieber Zweiteres … Wir hoffen, dass sich aus allen<br />
Landesteilen zahlreiche ReferentInnen melden. Denn<br />
damit ein Kongress qualitativ gut ist, benötigen wir<br />
eine «kritische Masse» an Teilnehmenden. Alexander<br />
Grob und ich sind der Meinung, dass die Schweiz so<br />
viele Studierende und Dozierende aufweist, dass diese<br />
Masse erreicht werden und ein qualitativer Quantensprung<br />
stattfinden kann. Zudem konnten wir für die<br />
Hauptvorträge mit Lee Anna Clark und Ed Diener zwei<br />
namhafte Fachleute aus dem Ausland gewinnen, die<br />
einen jeweils unterschiedlichen Fokus auf das wellbeing<br />
legen.<br />
Weshalb sollten junge PsychologInnen nach Bern<br />
kommen und sich unter ältere Semester mischen?<br />
Gerade für jüngere Leute kann die Veranstaltung auch<br />
als Kontaktbörse dienen, denn sie kommen in Bern<br />
mit ausgewiesenen Fachleuten in Kontakt. Ein weiterer<br />
Grund, teilzunehmen, ist der «Jungwissenschaftlerpreis».<br />
Den vergibt die SGP alle zwei Jahre an PsychologInnen,<br />
die unter 34-jährig sind. Leute, die sich<br />
durch Kreativität auszeichnen, erhalten nebst der<br />
finanziellen Belohnung auch ein Forum, um ihre Resultate<br />
zu präsentieren.<br />
Beiträge können bis zum 1. Juni 20<strong>03</strong> angemeldet werden. Kontakt:<br />
sekrgrob@psy.unibe.ch oder SGP/SSP 20<strong>03</strong>, Institut für Psychologie,<br />
Universität Bern, 3000 Bern 9.<br />
Eine Ausschreibung des Jungwissenschaftlerpreises ist unter<br />
www.unifr.ch/psycho/sgp-Jungwissenschaftlerpreis.pdf abrufbar.<br />
Kongresskosten: Prof./Dr. Fr. 100.–; AssistentInnen und Doktorierende<br />
Fr. 70.–, Studierende Fr. 40.–; SGP-Mitglieder erhalten einen Rabatt<br />
von Fr. 20.–. Nach dem 1. 9. 20<strong>03</strong> erhöht sich die Teilnahmegebühr<br />
um jeweils Fr. 20.–.<br />
Belastetes Personal<br />
Im Sammelband «Arbeitspsychologie<br />
in Krankenhaus und<br />
Arztpraxis», den der Zürcher<br />
Psychologe Eberhard Ulich<br />
herausgegeben hat, ist erstmals<br />
eine grössere Anzahl von Untersuchungen<br />
über Arbeitsbedingungen,<br />
Belastungen und<br />
Ressourcen von ÄrztInnen und<br />
Pflegepersonal zusammengefasst.<br />
Das Buch präsentiert<br />
mögliche Ansätze der Organisationsentwicklung<br />
in Krankenhaus<br />
und Arztpraxis, mit<br />
deren Hilfe Belastungen reduziert<br />
und Kooperationen optimiert<br />
werden können.<br />
Eberhard Ulich (Hrsg.):<br />
Arbeitspsychologie in Krankenhaus und<br />
Arztpraxis. Arbeitsbedingungen, Belastungen,<br />
Ressourcen (= Schriften zur<br />
Arbeitspsychologie, Bd. 61), Hans Huber,<br />
Bern 20<strong>03</strong>. 402 S., SFr. 99.-/Euro 59.95.<br />
Aggressive Texte<br />
Eine populäre Behauptung lautet,<br />
dass Liedtexte mit aggressivem<br />
Inhalt einen katharsischen<br />
Effekt hätten. Dieser<br />
Aussage widerspricht eine<br />
Studie, die ForscherInnen an<br />
der Iowa State University und<br />
am Texas Department of Human<br />
Services in Austin durchgeführt<br />
haben. Über 500 College-Studierenden<br />
wurden<br />
sieben Lieder von sieben<br />
Künstlern mit aggressivem<br />
Inhalt und acht Songs derselben<br />
Künstler ohne aggressiven<br />
Text vorgespielt. Die Auswertung<br />
ergab, dass diejenigen<br />
StudentInnen, die aggressiven<br />
Texten ausgesetzt waren, in<br />
diversen psychologischen Tests<br />
ein grösseres Aggressionspotenzial<br />
bewiesen als die Vergleichsgruppe.<br />
Die entsprechenden<br />
Lieder könnten zur<br />
Herausbildung einer aggressiven<br />
Persönlichkeit führen,<br />
kommentiert Craig Anderson<br />
von der Iowa State University<br />
die bisherigen Ergebnisse.<br />
Journal of Personality and Social<br />
Psychology (vol. 84, p. 960).