PSC 5-03 - FSP
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F S P - a k t u e l l<br />
F S P - a t u e l l<br />
Was kommt, wenn der<br />
Vertragszwang geht?<br />
Bisher waren die<br />
Krankenversicherer<br />
dazu verpflichtet,<br />
einen Vertrag mit<br />
allen ÄrztInnen abzuschliessen.<br />
Dies wird<br />
sich ändern. Ob sich<br />
dadurch psychologischen<br />
PsychotherapeutInnen<br />
neue<br />
Chancen eröffnen, ist<br />
jedoch an viele Bedingungen<br />
gekoppelt.<br />
Trotz zunehmender<br />
Ärztedichte kann<br />
heute jeder Mediziner,<br />
der eine Praxis<br />
eröffnet, im Angebotsmarkt<br />
der Gesundheit<br />
mit einem<br />
garantierten Einkommen<br />
rechnen.<br />
Dies, weil die Krankenkassen<br />
dem Vertrags-<br />
oder Kontrahierungszwang<br />
unterliegen. Im<br />
Schnitt belaste jede<br />
neu eröffnete Praxis<br />
die Grundversicherung<br />
mit über<br />
500 000 Franken<br />
jährlich, stellt Peter<br />
Marbet, Leiter Kommunikation von<br />
santésuisse, dem Verband der Schweizer<br />
Krankenversicherer, fest. Um eine<br />
hohe Qualität der mit Prämien bezahlten<br />
Leistungen zu sichern und eine<br />
Kostendämpfung zu bewirken, soll im<br />
Rahmen der zweiten Revision des<br />
Krankenversicherungsgesetzes (KVG)<br />
der Vertragszwang – vorerst für den<br />
ambulanten Bereich – abgeschafft werden.<br />
Falls die Vorlage ein mögliches<br />
Referendum übersteht, würde die Neuregelung<br />
ab 2005 in Kraft treten. Die<br />
Vertragsfreiheit auch für stationäre<br />
Einrichtungen wird zurzeit im Rahmen<br />
der dritten KGV-Revision diskutiert.<br />
«Gleich lange Spiesse»<br />
Diese Entwicklung sei für psychologische<br />
PsychotherapeutInnen eine reale<br />
Chance, mittelfristig in der Grundversicherung<br />
in eigener Verantwortung<br />
Leistungen zu erbringen, meint <strong>FSP</strong>-<br />
Generalsekretär Daniel Habegger.<br />
«Wenn der Markt spielt und die Versicherer<br />
frei sind, nur noch diejenigen<br />
Fachleute unter Vertrag zu nehmen,<br />
die gemäss Indikation die effektiven<br />
und effizienten Leistungen erbringen,<br />
dann haben erstklassig aus- und weitergebildete<br />
<strong>FSP</strong>-PsychotherapeutInnen,<br />
die auch entsprechend arbeiten, endlich<br />
ähnlich lange Spiesse wie ihre medizinischen<br />
KollegInnen.»<br />
Paragrafen …<br />
Dass der Qualitätssicherung in Zukunft<br />
eine wichtige Funktion zufällt, bestätigt<br />
auch Manfred Manser, Chef der grössten<br />
Schweizer Krankenkasse Helsana.<br />
Um zu beurteilen, an welche Behandelnden<br />
die Krankenkassen Leistungen<br />
aus der Grundversicherung entrichten,<br />
müsse zuerst ein «umfassendes Qualitätssicherungssystem»<br />
eingeführt werden,<br />
das sowohl die Indikations- als<br />
auch die Struktur-, die Prozess- und die<br />
Ergebnisqualität messe.<br />
Aber bis Regelungen des Bundes zur<br />
Aus- und Weiterbildung von PsychotherapeutInnen<br />
vorliegen, könne man<br />
mit den Krankenversicherern «– auch<br />
bei Vertragsfreiheit – nicht über die<br />
Kassenpflicht diskutieren», sagt Manfred<br />
Manser.<br />
… und Kosten<br />
Zum Problem der fehlenden gesetzlichen<br />
Regelung gesellt sich dasjenige<br />
der Mengenausweitung. «Wenn die<br />
Aufhebung des Vertragszwangs zur<br />
Eindämmung des Kostenwachstums<br />
genutzt werden soll, dürften die Krankenversicherer<br />
ihr Augenmerk vermehrt<br />
auf Doppelspurigkeiten und die<br />
Menge der Anbieter richten», meint<br />
der Zürcher Gesundheitsökonom Willy<br />
Oggier. Daher würde er sich als Psychologe<br />
nicht allzu viele Hoffnungen<br />
Suizidverhütung<br />
machen, vermehrt zum Zug zu kommen.<br />
Keine rasche Lösung<br />
Auch Daniel Habegger will den FachpsychologInnen<br />
für Psychotherapie<br />
kein goldenes Zeitalter versprechen.<br />
Er betrachtet jedoch die Vertragsfreiheit<br />
als Chance und nicht als Gefahr. «Die<br />
Psychotherapie ist und bleibt eine<br />
Pflichtleistung der Grundversicherung.<br />
Ich denke, es wird bei Vertragsfreiheit<br />
im eigenen Interesse der Kassen, der<br />
PrämienzahlerInnen und letztlich der<br />
Gesellschaft sein, unabhängig von der<br />
Grundausbildung Medizin oder Psychologie<br />
nur jene TherapeutInnen unter<br />
Vertrag zu nehmen, die effizient arbeiten,<br />
keine unnötigen oder fragwürdigen<br />
Therapien durchführen oder anordnen,<br />
und die sich über diese Sachverhalte<br />
auch permanent ausweisen können.»<br />
Gefragt, ob er sich in der ferneren<br />
Zukunft eine Zulassung psychologischer<br />
PsychotherapeutInnen zur<br />
Grundversicherung vorstellen könnte,<br />
äussert sich Manfred Manser vorsichtig:<br />
Wenn die Aus- und Weiterbildung<br />
gesetzlich geregelt ist, Qualitätskonzepte<br />
und -programme erarbeitet sind<br />
und die Bereitschaft zum Abschluss<br />
von Tarif- und Qualitätsverträgen besteht,<br />
schliesse er einen solchen Schritt<br />
nicht aus.<br />
Peter Durtschi<br />
Im kommenden Dezember soll auf<br />
Initiative der Arbeitsgruppe Suizidverhütung<br />
Schweiz eine Dachorganisation<br />
gegründet werden, die auf<br />
nationaler Ebene die Suizidprävention<br />
koordiniert.<br />
Als praxis- und zugleich wissenschaftlich<br />
orientiertes Gremium wird sich<br />
die Organisation auch mit der nationalen<br />
und internationalen Erforschung<br />
der Thematik befassen und die vorhandenen<br />
und künftigen Daten analysieren.<br />
Die <strong>FSP</strong> begrüsst die Initiative sehr<br />
und hat den strategischen Entscheid<br />
getroffen, der neuen Organisation beizutreten<br />
und sie bestmöglich zu<br />
unterstützen.<br />
Dazu suchen wir kompetente Forscherinnen<br />
oder Forscher, die bereit<br />
sind, sich in der Arbeitsgruppe Forschung<br />
des neuen Vereins zu engagieren.<br />
Interessierte nehmen bitte<br />
baldmöglichst Kontakt auf mit:<br />
Daniel Habegger<br />
Generalsekretär <strong>FSP</strong><br />
Tel. <strong>03</strong>1 388 88 11<br />
daniel.habegger@psychologie.ch.