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1 couverture - Bibliothèques de l'Université de Lorraine

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Nicht min<strong>de</strong>r haben Wir durch Briefe Unseres geliebten Sohnes Konrad, <strong>de</strong>s immer erhabenen<br />

erwählten Königs <strong>de</strong>r Römer und Erben <strong>de</strong>s Königreichs Jerusalem, sowie <strong>de</strong>s Königs von Böhmen,<br />

<strong>de</strong>r Herzöge von Österreich und von Bayern, und aus <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong> ihrer Boten, die bei <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s<br />

Fein<strong>de</strong>s selbst Erfahrungen gemacht haben, genaue Kun<strong>de</strong> erhalten und konnten sie nicht ohne großes<br />

Herzeleid anhören.<br />

Soviel verlautet und bis jetzt durch das Gerücht über das Geschehene bekannt ist, rückte ihr<br />

unermeßliches Heer vor, nach<strong>de</strong>m sie, da Gott es zuließ, beschlossen hatten, es in drei unheilbringen<strong>de</strong><br />

Scharen zu teilen. Die eine nämlich wur<strong>de</strong> gegen die Ruthenen geschickt, kam dann nach Polen, wo<br />

<strong>de</strong>r Fürst und Herzog unter ihren Streichen fiel und darauf jenes ganze Land verwüstet wur<strong>de</strong>. Die<br />

zweite zog gegen Böhmen, machte aber Halt, da sich ihr <strong>de</strong>r König jenes Lan<strong>de</strong>s mit seinem Aufgebot<br />

mannhaft entgegenstellte. Die dritte durchzog Ungarn und näherte sich <strong>de</strong>n Grenzen Österreichs.<br />

Dadurch kommt Angst und Furcht vor <strong>de</strong>r Wut <strong>de</strong>r Eindringlinge über je<strong>de</strong>n Einzelnen und<br />

treibt sie zum Han<strong>de</strong>ln an. Sich ihnen entgegenzustellen wird durch die nahe Gefahr zur Notwendigkeit,<br />

die gebietet, daß alle Fürsten <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Christenheit eiligst Schutz und<br />

Hilfe gewähren. Denn dieses Volk ist wild und gesetzlos und kennt keine Menschlichkeit. Doch hat es<br />

einen Herrn zum Führer, <strong>de</strong>m es gehorsam folgt, <strong>de</strong>n es verehrt und <strong>de</strong>n Gott <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> nennt. Die<br />

Leute sind, was ihren Körperbau betrifft, klein und untersetzt, aber kräftig, breitschultrig, ausdauernd<br />

und abgehärtet; beherzt und unerschrocken stürzen sie sich auf <strong>de</strong>n Wink ihres Führers in je<strong>de</strong><br />

Gefahr. Ihr Antlitz ist breit, ihr Blick finster, ihr Geschrei schrecklich wie ihr Herz. Sie tragen<br />

ungegerbte Häute von Ochsen, Eseln o<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>n, die sie durch eingenähte Eisenplatten zu Panzern<br />

machen, <strong>de</strong>ren sie sich bis jetzt bedient haben. Aber bereits tragen sie auch, was Wir nicht ohne<br />

Seufzer sagen können, aus <strong>de</strong>r Beute <strong>de</strong>r besiegten Christen bessere und geeignetere Waffen, so daß<br />

Wir bei <strong>de</strong>m Zorne Gottes mit unseren eigenen Waffen noch schimpflicher nie<strong>de</strong>rgemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m bekommen sie bessere Pfer<strong>de</strong>, erquicken sich durch feinere Speisen und tragen schönere<br />

Klei<strong>de</strong>r. Diese Tataren, unvergleichliche Bogenschützen, haben künstlich hergestellte Schläuche, mit<br />

<strong>de</strong>ren Hilfe sie Seen und reißen<strong>de</strong> Flüsse durchschwimmen; ihre mitgebrachten Pfer<strong>de</strong> aber sollen,<br />

wenn es an Futter fehlt, sich mit Baumrin<strong>de</strong>, Blättern und Wurzeln begnügen und dabei sehr schnell<br />

und im Notfalle sehr ausdauernd sein. 3<br />

Wir aber haben, dies alles gewissermaßen voraussehend, Eure königliche Hoheit und an<strong>de</strong>re<br />

christliche Fürsten, wie Wir Uns wohl erinnern, durch häufige Briefe und Botschafter aufgefor<strong>de</strong>rt und<br />

mit dringen<strong>de</strong>r Mahnung darauf hingewiesen, daß zwischen <strong>de</strong>n obersten Behör<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n übrigen<br />

Mächten vorgesetzt sind, Übereinstimmung, Freundschaft und Frie<strong>de</strong> herrschen solle, damit man nach<br />

Ausgleichung <strong>de</strong>r Zerwürfnisse, die <strong>de</strong>r allgemeinen Sache Christi oft Scha<strong>de</strong>n bringen, einmütig und<br />

<strong>de</strong>sto freudiger <strong>de</strong>r neuerdings drohen<strong>de</strong>n Gefahr entgegentreten könne, weil Pfeile, die man kommen<br />

sieht, weniger gefährlich verwun<strong>de</strong>n, und damit nicht die gemeinsamen Fein<strong>de</strong> sich freuen, daß ihnen<br />

durch so schwere Uneinigkeit unter <strong>de</strong>n christlichen Fürsten <strong>de</strong>r Weg bereitet wird.<br />

O Gott! wie sehr und wie oft wollten Wir Uns <strong>de</strong>mütigen und haben allen guten Willen<br />

angewandt, damit <strong>de</strong>r römische Papst von <strong>de</strong>m über <strong>de</strong>n ganzen Erdkreis verbreiteten Ärgernis seiner<br />

Entzweiung mit Uns abließe und, seine Bewegungen, die von <strong>de</strong>m Ungestüm einer unüberlegten<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft ausgehen, mäßigend, sie wi<strong>de</strong>rriefe, so daß Wir diejenigen, die <strong>de</strong>m Rechte nach Unsere<br />

Untertanen sind, nie<strong>de</strong>rzuhalten und in Ruhe zu regieren vermöchten, und er nicht die, von <strong>de</strong>nen noch<br />

ein großer Teil von ihm beschützt wird, in ihrem Wi<strong>de</strong>rstand bestärkte, auf daß nach Beruhigung <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s und Züchtigung <strong>de</strong>r Rebellen, gegen die Wir unendliche Schätze verbraucht und die größten<br />

Anstrengungen gemacht haben, Unsere Macht sich gewaltiger erhebe und sich aufpflanze gegen die<br />

gemeinsamen Gegner. Aber da ihm sein Wille allein die Richtschnur war und er die unbändige<br />

Sprache seiner Zunge nicht zügelte, auch <strong>de</strong>r vielfältigen Zwietracht, die er entzün<strong>de</strong>t hatte, nicht<br />

entsagen wollte, ließ er durch seine Legaten und Nuntien das Kreuz, das er gegen die Tyrannei <strong>de</strong>r<br />

Tataren und Sarazenen, die in das Heilige Land einfielen und es besetzten, hätte predigen lassen<br />

sollen, wie es sich geziemte, gegen Uns, <strong>de</strong>n Arm und <strong>de</strong>n Vogt <strong>de</strong>r Kirche, verkün<strong>de</strong>n, während<br />

Unsere Rebellen in schwerem übermut gegen Unsere Ehre und Unseren guten Ruf sich verschworen.<br />

Und da Uns die übergroße Sorge bedrängt, mit Unseren alten und vertrauten Fein<strong>de</strong>n fertigzuwer<strong>de</strong>n,<br />

wie sollen Wir da die Barbaren vertreiben? Denn durch ihre Kundschafter, die sie nach allen<br />

Richtungen vorausgesandt haben, haben sie, die, obschon sie sich nicht durch Gottes Gebot leiten<br />

lassen, <strong>de</strong>nnoch in <strong>de</strong>n Listen <strong>de</strong>s Krieges sehr erfahren sind, die öffentliche Zwietracht und die<br />

3 Voir à la suite <strong>de</strong> la lettre, le passage du roman qui se réfère à ces lignes, soulignées par nous.<br />

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