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1 couverture - Bibliothèques de l'Université de Lorraine

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Traduction <strong>de</strong> la lettre <strong>de</strong> Frédéric II en allemand 2 :<br />

Wir können nicht schweigen über eine Angelegenheit, die sowohl das Römische Reich, das<br />

zur Verbreitung <strong>de</strong>s Evangeliums bestimmt ist, als auch alle <strong>de</strong>m christlichen Bekenntnisse<br />

angehören<strong>de</strong>n Reiche und Län<strong>de</strong> aufs ernstliche berührt und die ganze Christenheit mit <strong>de</strong>m<br />

Ungergange bedroht, obgleich die Nachricht davon erst spät zu Unserer Kenntnis gelangt ist, um sie<br />

Euch mitteilen zu können.<br />

Es ist nämlich schon vor langer zeit von <strong>de</strong>n entlegensten südöstlichen Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ein<br />

Volk barbarische Abkunft und Lebensweise, <strong>de</strong>ssen Ursprung und erste Wohnsitze Wir nicht kennen<br />

und das man Tataren nennt, ausgezogen, nach<strong>de</strong>m es lange unter einer brennen<strong>de</strong>n Sonne verborgen<br />

gelebt und sich dann gegen Nor<strong>de</strong>n gewen<strong>de</strong>t hat, in<strong>de</strong>m es das Land gewaltsam in Besitz nah, wo es,<br />

lange verweilend, sich wie Heuschrecken vermehrte und nicht ohne die gerechte Vorsehung Gottes zur<br />

Strafe und Besserung seines Volkes bis in die neuste Zeit geblieben ist; möchte es nur nicht zum<br />

Untergange <strong>de</strong>r ganzen Christenheit sein!<br />

Die Folge davon war ein allgemeines Mor<strong>de</strong>n, die Zerstörung aller Reiche und die<br />

Verwüstung aller fruchtbaren Gefil<strong>de</strong>, die jenes gottlose Volk durchzog, das Geschlecht, Alter und<br />

Wür<strong>de</strong> nicht verschont und das ganze übrige Menschengeschlecht vernichten zu können sich zutraut,<br />

weil es bei seiner außeror<strong>de</strong>ntlichen Macht und Menge allein zu herrschen begehrt.<br />

Nach<strong>de</strong>m sie also all, die ihre Augen erblicken konnten, getötet o<strong>de</strong>r gefangen und<br />

allgemeines Elend hinter sich zurückgelassen hatten, kamen sie zu <strong>de</strong>r volkreichen Nie<strong>de</strong>rlassung <strong>de</strong>r<br />

Cumanen, und diese „Tartaren“, Abkömmlinge <strong>de</strong>s Tartarus, die das Leben nicht achten, <strong>de</strong>nen<br />

Bogen, Pfeile und Wurfspieße vertraute Waffen sind, die sie täglich führen, da ihre Arme stärker sind<br />

als die an<strong>de</strong>rer Menschen, besiegten und zerstreuten jene gänzlich, und alle, die sich nicht durch die<br />

Flucht retteten, wur<strong>de</strong>n von ihren bluttriefen<strong>de</strong>n Schwertern nie<strong>de</strong>rgemacht. Bei ihre Herannahen<br />

waren die unweit davon wohnen<strong>de</strong>n Ruthenen nicht vorsichtig genug, um sich wenigstens zu beraten,<br />

wie sie sich gegen <strong>de</strong>n ungewohnten Angriff <strong>de</strong>s ihnen frem<strong>de</strong>n Volkes, <strong>de</strong> sie wie ein plötzliches<br />

Feuer erschreckte, schützen könnten. Denn plötzlich sind sie da, um zu mor<strong>de</strong>n und Beute zu machen.<br />

Dem raschen Angriffe und <strong>de</strong>m Ungestüm <strong>de</strong>s barbarischen Volkes, das wie <strong>de</strong>r Blitz <strong>de</strong>s zürnen<strong>de</strong>n<br />

Gottes plötzlich herzufährt, erlag Kiew, die größte ihrer Städte; sie wur<strong>de</strong> eingenommen, und das<br />

ganze ansehnliche Reich, nach <strong>de</strong>m Hinschlachten seiner Einwohner zerstört, versank in Elend. Was<br />

<strong>de</strong>m benachbarten Reiche <strong>de</strong>r Ungarn hätte dienen sollen, um sich zu bewaffnen und zu befestigen,<br />

blieb gänzlich unbeachtet. Dessen träger und allzu sorgloser König wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Tataren durch<br />

Boten und Briefe aufgefor<strong>de</strong>rt, sich, wenn ihm sein und <strong>de</strong>r Seinigen Leben lieb sei, durch Übergabe<br />

seines Reiches und seiner Person ihre Gna<strong>de</strong> zu erkaufen; aber dadurch nicht erschreckt o<strong>de</strong>r gewarnt,<br />

gab er <strong>de</strong>n Seinen und an<strong>de</strong>ren Befehl, sich baldigst gegen ihren Angriff zu schützen. Da jedoch die<br />

hochmütigen o<strong>de</strong>r unwissen<strong>de</strong>n Verächter ihre Fein<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>ren Nähe träge schlummerten und sich auf<br />

<strong>de</strong>n natürlichen Schutz ihres Reiches verließen, kamen diese gleich <strong>de</strong>m Sturmwin<strong>de</strong> herbei und<br />

umschlossen sie plötzlich von allen Seiten. Die Ungarn aber, unvermutet umzingelt und fast erdrückt,<br />

beschlossen, ihnen unvorbereitet entgegenzuziehen, und da sie nur fünf Meilen voneinan<strong>de</strong>r entfernt<br />

waren, hier das Heer <strong>de</strong>r Tataren, dort das <strong>de</strong>r Ungarn drangen mit <strong>de</strong>m ersten Morgengrauen plötzlich<br />

und unerwartet die Vortruppen <strong>de</strong>r Tataren in das Lager <strong>de</strong>r Ungarn ein, umringten und töteten zuerst<br />

die Prälaten und Magnaten <strong>de</strong>s Reiches, die sich ihnen entgegenstellten, und machten dann eine<br />

unendliche Menge <strong>de</strong>r Ungarn nie<strong>de</strong>r; so richtete dieses feindliche Volk ein unerhörtes Blutbad an,<br />

wie man sich <strong>de</strong>ssen seit <strong>de</strong>n ältesten Zeiten in keiner Schlacht erinnert. Der König wur<strong>de</strong> zuerst in die<br />

Flucht geschlagen und entkam nur mit Mühe auf einem sehr raschen Pfer<strong>de</strong>. Mit wenigen Begleitern<br />

eilte er in das seinem Bru<strong>de</strong>r zugefallene illyrische Reich, um wenigstens hier Schutz zu fin<strong>de</strong>n. Die<br />

Sieger aber nahmen frohlockend das Lager und die Beute <strong>de</strong>r Besiegten in Besitz; und in<strong>de</strong>m sie mehr<br />

und mehr <strong>de</strong>n größeren und besseren Teil von Ungarn jenseits <strong>de</strong>r Donau durch Feuer verheerten und<br />

die Einwohner bis auf <strong>de</strong>n Tod verfolgten, dachten sie in ihrer Frechheit, auch das übrige zu<br />

vernichten wie Wir durch <strong>de</strong>n ehrwürdigen Bischof von Waitzen erfahren haben, <strong>de</strong>r als Gesandter <strong>de</strong>s<br />

Königs von Ungarn Unseren Hof und von hier an die römische Kurie geschickt wur<strong>de</strong>. Dieser, <strong>de</strong>n<br />

sein Weg zuerst durch Unser Reich führte, bezeugt das, was er gesehen hat, und sein Zeugnis ist nur<br />

allzu wahr.<br />

2 Citée in : Klaus J. Heinisch (éd) : Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit, Darmstadt, 1974, p.<br />

513-519. Traduction <strong>de</strong> Klaus Heinisch.<br />

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