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EDITORIAL<br />
Der falsche Weg !<br />
Patrick DURY<br />
<strong>LCGB</strong>-Nationalpräsident<br />
pdury@lcgb.lu<br />
Am 6. November 2012<br />
stellte der Finanzminister<br />
der breiten Öffentlichkeit<br />
den überarbeiteten<br />
Staatshaushaltsentwurf für<br />
das Jahr 2013 vor.<br />
Die im zusätzlichen<br />
Sparmassnahmenpaket<br />
vorgesehenen<br />
Anstrengungen der<br />
Regierung müssen<br />
zum wiederholten Mal<br />
größtenteils von alle<br />
Arbeitnehmer und Rentner<br />
dieses Landes getragen<br />
werden.<br />
Der Kaufkraftverlust<br />
durch die Kürzung der<br />
Schulanfangszulage,<br />
die Anpassung der<br />
Dienstleistungsgutscheine<br />
(chèques services),<br />
die Einführung einer<br />
Mindeststeuer auf<br />
Automobile werden<br />
zum aktuellen Sparpaket<br />
hinzugefügt, welches sich<br />
bereits kennzeichnete<br />
durch die Streichung der<br />
Rentenanpassung an die<br />
Lebenshaltungskosten<br />
4<br />
für das Jahr 2013, die<br />
Streichung die ersten<br />
vier Einheiten der<br />
Kilometerpauschale und<br />
die Einschränkung der<br />
automatischen Indexierung<br />
der Löhne und Gehälter<br />
auf eine Tranche pro Jahr.<br />
Diese Maßnahmen haben<br />
dramatische Auswirkungen<br />
auf die Kaufkraft dieser<br />
Arbeitnehmer und Rentner.<br />
Hinzu kommen noch<br />
die Auswirkungen<br />
einer der schwersten<br />
Wirtschaftskrisen, die<br />
unser Land seit langem<br />
durchleben muss, auf<br />
die Beschäftigten des<br />
Privatsektors.<br />
Sozialpläne,<br />
Arbeitsplatzverluste,<br />
Reorganisationen und<br />
Restrukturierungen stellen<br />
die direkte Bedrohung<br />
der Existenz dieser<br />
Arbeitnehmer und ihren<br />
Familien dar.<br />
Die in den Kollektivvertragsverhandlungen<br />
erzielten Änderungen<br />
werden logischerweise<br />
auch von diesen rezenten<br />
Ereignissen beeinflusst.<br />
Deshalb wird eine<br />
weitere Ankündigung der<br />
Regierungspolitik noch<br />
von schweren Folgen mit<br />
sich bringen. Es handelt<br />
sich um die klare und<br />
deutliche Abschaffung der<br />
Vorruhestandsregelung<br />
„préretraite-solidarité“,<br />
die Umstrukturierung der<br />
Wiederbeschäftigungshilfe<br />
(aide au réemploi) und die<br />
angekündigte Reform der<br />
berufl ichen Wieder eingliederung<br />
(reclassement<br />
professionnel).<br />
Die „préretraite-solidarité“<br />
hat sich bewährt. Vielen<br />
Arbeit nehmer konnten<br />
dank diesen Instrument<br />
über einen „ehrenhaften“<br />
und sozialen Weg<br />
ihre oft schwierige<br />
und schmerzhafte<br />
Berufskarriere beenden.<br />
Die verschiedenen<br />
Krisen haben heutzutage<br />
dazu geführt, dass die<br />
Arbeitsbedingungen<br />
sich stark verhärtet<br />
haben und schwere<br />
Arbeitsbedingungen sich<br />
nunmehr nicht nur auf<br />
körperliche Anstrengung<br />
oder Schichtarbeit<br />
beschränken.<br />
Viele Arbeitslose<br />
konnten dank der<br />
„préretraite solidarité“<br />
oder der beruflichen<br />
Wiedereingliederung<br />
eine neue Beschäftigung<br />
finden. Diese beiden<br />
Maßnahmen waren für<br />
viele Arbeitnehmer des<br />
Privatsektors ein Garant<br />
für den Erhalt ihres<br />
Lebensstandards.<br />
Diesen Instrumenten<br />
eine Ende zu setzen,<br />
ist eine folgenschwere<br />
Entscheidungen und<br />
wird die Prekariserung<br />
der Arbeitnehmer des<br />
Privatsektors weiter<br />
vorantreiben. Diese Politik<br />
ist inakzeptabel und zynisch.<br />
Indem die Regierung<br />
diese Art von Politik<br />
verfolgt, sorgt sie dafür,<br />
dass die Arbeitnehmer<br />
des Privatsektors<br />
mit Bezug auf die<br />
anderen Kategorien<br />
von Beschäftigten noch<br />
weiter geschwächt<br />
werden.<br />
Der <strong>LCGB</strong> ist heute die<br />
einzige Gewerkschaft, die<br />
sich in diesem Land auf<br />
dieser Ebene engagiert. Es<br />
geht nicht darum gegen die<br />
Errungenschaften anderer<br />
vorzugehen oder eine<br />
Politik gegen „Andere“ zu<br />
definieren. Der <strong>LCGB</strong> ist<br />
der Auffassung, dass hier<br />
eher eine Grundregel<br />
eingehalten gilt. Solidarität<br />
und soziale Gerechtigkeit.<br />
Der <strong>LCGB</strong> hat ein<br />
alternatives Modell<br />
vorgeschlagen, einen neuen<br />
Weg im Kampf gegen die<br />
Arbeitslosigkeit. Ein Modell,<br />
das die Existenzabsicherung<br />
der Arbeitnehmer des<br />
Privatsektors ermöglicht<br />
und das auf Prinzipien fußt,<br />
die sich bewährt haben:<br />
der Erhalt der Beschäftigung<br />
der Arbeitnehmer und<br />
die Gewährleistung ihres<br />
Lebensstandards.<br />
Andererseits fordert der<br />
<strong>LCGB</strong> die Einberufung<br />
einer Nationalen Tripartite<br />
über die Staatsfinanzen mit<br />
dem Ziel eine umfassende<br />
Strategie zu entwickeln,<br />
die es ermöglicht das<br />
Gleichgewicht des<br />
Staatshaushalts durch<br />
solidarische und sozial<br />
gerechte Lösungen<br />
wiederherzustellen.<br />
Die Glaubwürdigkeit<br />
der Gewerkschaften ist<br />
gefordert. Schon jetzt<br />
hat die Regierung an<br />
Glaubwürdigkeit verloren.